70er Jahre

Im Nachhinein fragt man sich verwundert: Konnten wir vor lauter Spießbürgerlichkeit überhaupt laufen? Und in der Erinnerung hat man noch, es wäre ja damals alles so modern, so aufregend, so neu, so futuristisch gewesen. Die mentale Reise, die Menschen, die heute älter als rund 50 Jahre sind, gemacht haben, ist ungeheuer intensiv und weit. Schon heute wird mancher, der die Stadt von damals kennt, sie einerseits nicht wieder erkennen und sich doch schlagartig erinnern, wie es damals war ....

 

Hielten wir damals für ein Hochhaus, ähnlich wie die in New York: Das Turmhotel. Mit dem Teleobjektiv direkt vor den Sprudel am Mühlenplatz gestellt. Das Dach ausgestattet mit nur einer einzigen, ganz normalen Antenne (im Gegensatz zu heute, siehe unten). Na ja, wer hatte in den 70er Jahren schon ein Handy ... ??? *g*

 

Alle Fotos (Dias): hgw (damals)

Springbrunnen auf dem Mühlenhof. Ach, was war das für eine Freude im Sommer: Füße rein, zufrieden sein.

Übrigens, die Frisur der Dame ist echt.

 

Kunst gab es schon immer in der Stadt - und gibt es auch heute noch mehr, als manche Kritiker wahrhaben wollen.

 

 

Für solche Signale war noch Geld da !

 

 

Und dennoch ging alles gemütlicher, weniger großspurig zu. Stunden vor der Eröffnungsveranstaltung auf dem Mühlenhof werden als Deko Plakate auf Hartpappe gekleistert. Ging auch - und alle waren fröhlich.

 

 

Der Botanische Garten. Ein paar Blümchen, ein paar Bänke, ein Wellblechdach - und der Solinger war glücklich.

 

Wohnen im Wohnblock, aber trotzdem im Grünen; Hochhäuser am Frankfurter Damm. Gesehen vom Botanischen Garten aus.

 

Durch den Weegerhof, den Karl-Schurz-Weg, marschiert die Solinger Stadtkapelle. Einsam und verlassen, wie es scheint.

 

Der alte Hauptbahnhof, noch mit dem schönen Turm.

 

 

War schon immer so, wie er heute ist, so scheint es: der Wipperkotten.

 

 

Der Mühlenhof, als die Autos in ihrer Anzahl noch überschaubar waren.

Die Kleidung des kleinen Jungens wirkt heute so, als wäre es eine Beleidigung, sie in die Rote-Kreuz-Sammlung zu geben. Aber damals war's chic.

 

Die Goerdeler Straße. Man beachte, wo man noch parken durfte - aber wer sollte schon?!

 

Als die Hauptstraße vom Verkehr befreit und Fußgängerzone wurde, kamen Städtebauer aus ganz Deutschland hierhin, um sich diese Musterlösung anzusehen. Wer heute meckert, in Solingen sei nichts los, dem sei mit diesem Bild bewiesen: hier war noch nie was los. Oder umgekehrt: da ist heute aber viel mehr los.

 

Vorher sah es so aus: Geschäfte, Fußgänger, Autos ... und eine wunderschöne Weihnachtsbeleuchtung (für die damalige Zeit).

 

Auch Richtung Schlagbaum "tobte der Bär". Rechts der legendäre Wienerwald, Hendl-Grill-Restaurant. Damals galt es als Gipfel lukullischer Frivolität, ein braungegrilltes Huhn zu verspeisen. Und parken konnte man direkt vor dem Lokal. Tja, Zeiten waren das ...

 

Grell beleuchtete City, fast schon eine sündige Meile. Die Kirchstraße, der Froschkönig passt auf, dass hier nichts Schlimmeres passiert.

 

Blick aus der Linkgasse Richtung Alter Markt. "Hans im Glück" als Weihnachts-Märchenfigur.

 

So sah vor über 30 Jahren ein Betrunkener den Graf-Wilhelm-Platz.

 

Natürliche Beleuchtung dagegen in den Hofschaften, hier einem Haus mit hübscher Bergischer Haustüre in der Wipperaue.

 

Fachwerkhäuser haben sich erstaunlich lange ge- und erhalten; hier eines in der Nachbarstadt Haan.

 

Seit über 100 Jahren ein Wahrzeichen von Solingen, die ev. Turmkirche "Lutherkirche", hier gesehen aus dem Dicke-Busch (benannt nach dem Bürgermeister um die 1900-Jahrhundertwende August Dicke, der seine Bürgermeisterwohnung direkt an diesem kleinen Park hatte).

 

Sieht fast aus wie eine Festival-Stadt: Solingen zur 600-Jahr-Feier 1974, die Bushaltestelle vor dem Theater am Schlagbaum.

 

Die Retorten-Siedlung, geplant in den sechziger Jahren, fertig gestellt 1973, Hasseldelle. Total im Grünen gelegen.

 

Ein paar Jahrhunderte älter: Gräfrath und seine Häuser.

 

 

 

 

 

 

 

Nicht ganz so alt, wären aber heute "antik": Autos der 60er/70er.

 

Das hätten die Politiker heute sehr gerne, einen Dukatenesel. Der im wörtlichen Sinne Geld scheißt. Die Sparkasse Solingen erfüllte sich wenigstens in Form eines Denkmals von Lis Ketterer beim Neubau diesen Traum.

 

Und zum Schluss das "schönste" Gebäude Solingens: erst Krankenhaus, dann Rathaus / Stadtverwaltungs-Gebäude, direkt am Friedhof gelegen und im Laufe der Jahren wie ein Märchenschloss von Ranken eingeschlossen an der Ecke Cronenberger-/Potsdamer Straße. Heute längst abgerissen und durch Seniorenwohnungen ersetzt. Kein Kommentar, bitte.

Das Rad vorne rechts ist mein erstes eigenes moderne Fahrzeug, immerhin mit 3-Gang-Schaltung!

Übrigens sind vorne rechts die noch intakten Schienen der Linie 5, Mühlenplätzchen-Cronenberg zu erkennen.