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Altenberg |
Altenberg, der Name ist durchaus wörtlich zu übersetzen
mit dem "Alten Berg". Hier ist der Ursprung, der Kern des Bergischen
Landes. Von einer Burg auf einem Berg über dem Dhünntal regierten um 1070
n. Chr. eine ursprünglich Hückeswagener Adelsfamilie im Namen der Kölner
Erzbischöfe das Land zwischen Sieg und Wupper, Rhein und Agger. Zuvor war
es längst schon in mancherlei Politränke mal dem einen, mal anderen
Fürstenhaus und Königsreich zugeschlagen worden - wie später auch. Das
Kloster selbst wurde 12. Jahrhundert gegründet.
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«Adolf, der Schirmvogt der kölnischen Kirchengüter
Deutz, Werden und Siegburg, wurde im Jahr 1101 vom Kaiser mit dem
Deutzgau beauftragt. Er lebte auf einer Burg mit dem Namen Berge, welche
500 m flußabwärts [vom späteren Kloster Altenberg] in halber Höhe des
Bülsberges lag und von der wir hören, daß sie bereits 960 dem Gaugrafen
Hermann von Keldachgaue durch Kaiser Otto I. als Lehen übergeben wurde.
Der Name des neuen Burgherrn war von nun an Graf Adolf von der Burg Berge
und später Aldolf von Berg. Das Land benannte man nach den Herrschern: so
wurde das Bergische Land.»
Aus "Dom und Kloster Altenberg" von Domführer Eugen
Heinen, Altenberg
Verlag Haus Altenberg
Herderdruck Bergisch Gladbach, 1949
Wappen der Abtei Altenberg:
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«In fast 400 Jahren wurden 35 Mitglieder dieses bergischen
Grafengeschlechtes in der Kirche beigesetzt.» Geschichte und Bedeutung
erklären den "Kosenamen" des Bauwerkes: "Der Bergische Dom", heute ein
Unikum, weil von Evangelischen gleichzeitig benutzt mit der Katholischen
Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt am Dom Unserer Lieben Frau zu
Altenberg.
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«Das Zisterzienserkloster Altenberg wurde 1133
gegründet. Der Bau der jetzigen Abteikirche begann 1259. Im Zuge der
Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgelöst. Die Anlage wechselte
danach mehrfach den Besitzer und brannte 1815 fast vollständig ab, wobei
auch das Dach der gotischen Kirche stark beschädigt wurde. Unsachgemäße
Reparaturen schadeten eher und die Kirche verfiel immer mehr. 1820 kam
die Abtei in den Besitz der Familie Fürstenberg, die die Kirche dem
preußischen Staat übertrug. Der Wiederaufbau begann 1834. Bei der
feierlichen Wiedereinweihung 1847 war auch der preußische König Friedrich
Wilhelm IV anwesend. Er hatte einen großen Teil der benötigten Gelder zur
Verfügung gestellt, jedoch unter der Bedingung, dass das Gotteshaus
simultan, also auch von den evangelischen Christen, zu nutzen sei.»
Aus der Homepage der Evangelischen Kirchengemeinde
Altenberg/Schildgen in Odenthal im Rheinland |
Der Altenberger Dom in künstlerischen Ansichten |
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Ein Dom ist ein christliches Gotteshaus, das Sitz
eines Bischofs ist. Das Wort "Dom" (von lateinisch domus = das Haus) ist
hierbei im deutschsprachigen Raum üblich, andernorts spricht man von
einer Kathedrale.
Gelegentlich kommt es vor, dass eine Kirche ihrer Bedeutung wegen als
"Dom" bezeichnet wird, obwohl sie keine Bischofskirche ist.
Kupferstich 1707 |
Der Orden der Zisterzienser - lateinisch "Sacer Ordo Cisterciensis",
abgekürzt SOC - wurde 1098 in Cîteaux in Frankreich von einer Gruppe von
Benediktinern des Klosters Molesme unter der Leitung von Robert von
Molesme gegründet mit dem Ziel, streng nach den Ordensregeln zu leben,
die Benedikt von Nursia 540 für seine Mönche aufgestellt hatte. Als Teil
der Ordensregel befürworteten sie strenge Askese sowie Handarbeit und
lehnten Einnahmen aus der Verpachtung von Ländereien ab. Die
Zisterzienser lebten nach der Charta Caritatis, der "Heiligen Regel" in
einem klaren, durch ein Patriarchalsystem geprägten Mönchtum. Roberts
Nachfolger im Kloster von Cîteaux, Alberich, gelang es 1100, die
Anerkennung des Ordens durch Papst Paschalis II. zu erwirken.
Dem dritten Abt, dem aus England stammenden Stephan Harding, verdankt der
Zisterzienserorden die Formulierung seiner Verfassung der Nächstenliebe.
Bernhard von Clairvaux kam 1113 als Novize in das Kloster Cîteaux und
wurde 1115 zum Gründerabt von Clairvaux. Er entwickelte sich zum
einflussreichsten geistigen Leiter seiner Zeit, die schnelle Verbreitung
des Ordens war weitgehend sein Verdienst. Bis 1153 gab es über 300
Zisterzienserklöster, wovon 68 unmittelbar von Clairvaux aus gegründet
wurden. Bis zum Ende des Mittelalters stieg die Anzahl der
Zisterzienserabteien auf mehr als 700 in ganz Europa.
Im 12. Jahrhundert galten die Zisterzienser als einflussreichster Orden
innerhalb der katholischen Kirche. Sie übernahmen die Bistümer und
Legatenämter, die im 11. Jahrhundert von den Benediktinern des Klosters
Cluny beansprucht wurden, und lösten letztere auch in der römischen Kurie
ab. Ferner erbrachten sie einen wesentlichen Beitrag zum wirtschaftlichen
Leben des Mittelalters, so bei der Urbarmachung von unfruchtbarem Land
sowie in der Produktion von Getreide und Wolle. Sie beeinflussten die
Verbreitung der gotischen Architektur in ganz Europa und sammelten viele
Handschriften für ihre Bibliotheken.
Im Lauf der Zeit entfernten sich die Zisterzienser von einigen in ihrer
Verfassung verankerten asketischen Idealen. Nach dem 13. Jahrhundert
setzte ein Rückgang ein, gefolgt vom Aufschwung neuer reformierter
Zisterziensergruppen im 17. Jahrhundert, v. a. durch die Trappisten.
Diese Gruppierung entwickelte sich schließlich zu einem eigenständigen
Orden, der sich "Zisterzienser der strengen Observanz" nennt, zum
Unterschied vom ursprünglichen Orden, der nun als "Zisterzienser der
allgemeinen Observanz" bezeichnet wird.
Seit dem 12. Jahrhundert gibt es nach der gleichen Regel lebende
Frauenklöster, die ebenfalls eine geschlossene Klausur bewohnen.
Die Ordenstracht besteht aus einer weißen, schwarz gegürteten Tunika,
schwarzem Skapulier mit Kapuze und weißer Flocke.
(aus: "Heiligenlexikon", Internet-Domain)
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Glücklichen Umständen - und Geld, das der
seinerzeitige preußische König "locker machte" - ist der Wiederaufbau des
durch Feuer und Steinabbruch beschädigten Domes zu verdanken. Der
gotische Bau ähnelt stark anderen Zisterzienser-Kirchen (vor allem in
Ostdeutschland, z. B. Lehnin und Chorin) aus der gleichen Epoche,
charakteristisch ist z. B. das Fehlen eines mächtigen Turmes. Das Kloster
hat einige Filiationen (Töchterkloster) im Osten Deutschlands bzw. Polen. |
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Altenberg ist ein kleiner, beschaulicher Ort
geblieben, der trotz aller unausweichlichen Modernisierung viel der
ursprünglichen Athmosphäre bewahren konnte. Vor allem ist er nur in Maßen
touristisch ausgebeutet; er liegt zu abseits. Die kuschelige Tallage mit
einem Gemisch aus uraltem Gemäuer und nicht minder alten Bergischen
Häusern lässt etwas von der "Heiligkeit" solcher Orte ahnen, zumal
abgesehen von selbstmörderisch dröhnenden Motorradfahrern auf der nahen
Umgehungsstraße man hier noch von einem Kleinod der Ruhe sprechen kann.
aus dem Atelier Malladen |
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Das Kloster liegt an
der Dhünn, dem "in der Mitte des Bergischen Landes" gelegenen kleinen
Flusses (eher mehr ein großer Bach). Die Dhünn mündete früher in den
Rhein und wurde 1840 in die Wupper umgeleitet (bei Schlebusch, heute
Ortsteil von Leverkusen), heute aufgrund einer neuen Deponie abermals in
der Mündung verlegt (jetzt bei Rheindorf, Leverkusen). Die Dhünn hieß
früher Duna. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass das Nibelungenlied, in
der die Duna (Burgunder überqueren den Rhein dort, wo die Duna einmündet,
(was für die Donau nie der Fall war, rein geologisch gesehen)
diesen Landstrich meint. Fülle & Kamp, Kunstanstalt,
Wuppertal-Barmen |
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Noch heute existent und für Generationen von
Kindern die Belohnung für die Fußwanderung nach Altenberg: der
Märchenwald (übrigens ähnlich wie der in Solingen-Ittertal).
Das Besondere an der Gaststätte war aber der
Gebrüder-Grimm-Saal, in dem schon seit den 50er Jahren eine sogenannte
Wasserorgel mit effektvoller Beleuchtung Fontänen zu klassischen und
schwungvollen Melodien schäumen, schwenken und spritzen lässt.
Höhepunkt für die Kinder (zumindestens mich) war
aber keineswegs dieser kulturelle Beitrag zur Musik-, Kunst- und
Wassergeschichte des Planeten Erde, auch nicht das Eis, das man niemals
zurückwies; Höhepunkt war der Kunststoff-Eislöffel, den man mit nach
Hause nehmen durfte und der Figuren der Märchen der Gebrüder Grimm trug.
Also legte man im Laufe der Zeit eine kleine Sammlung davon an, was zur
Folge hatte, dass die kleinen Kinderbeine noch weiter abgenutzt wurden
und man sich wieder etliche dutzende Kilometer auf den Weg machen musste,
um den Märchenwald zu besuchen.
Mit dem Auto den Löffel abholen, das versichere
ich, macht einfach keinen Spaß. Man musste ihn sich erwandert haben.
Der Inhaber der Gaststätte war ein gewisser W.
Schneider, der als "Bergischer Tenor" unter anderem bekannt wurde durch
sein seufzend-schmachtendes Flehen: "Man müsste noch mal zwanzig
sein ..."
"Die tanzenden Fontänen", begleitet von buttercreme-, schlagsahne- und
eis-mampfenden verzückten Menschen, die in den 50er Jahren hoch zufrieden
waren, wenn mehr geboten wurde als Bockwurst mit Kartoffelsalat. |
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