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Grossmann |
Einer der ganz großen Namen der Solinger
Industriegeschichte, 1853 gegründet als erste deutsche Stahlgießerei, bis heute existent. Und ein typisches Beispiel dafür,
wie sehr sich in Solingen Industrie- und Wohngebiete vermischen. Dieser
seiner Art nach unvermeidlich emmisionsreiche Betrieb - Lärm, Verkehr, Abgase - liegt eingebettet
zwischen Wohnstraßen. Aus der Luft gut zu erkennen. Eben das sind Vor- und
Nachteile der Stadt: gewachsene Industriekultur stößt auf heutiges völlig
verändertes Verständnis (und Gesetze) von Stadtentwicklung. Aber zum Lobe
aller, vor allem der Industrieunternehmen, die viel tun, um allen
Vorschriften zu genügen, muss man feststellen: eigentlich lebt Solingen
gut und zufrieden mit der Mischung - gelegentliche Meckereien
eingeschlossen.
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Nicht nur um die Jahrhundertwende 1900, auch noch
in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren solche Schönmalereien
viel genutzt. Wieder einmal ein Gelände, das so nie existiert hat in
einer Landschaft, die es so gar nicht gibt. Aber schön anzusehen ist es
wie immer - heute ein schmunzelndes Vergnügen. |
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Solinger Firmen haben in vielem eine Pionierrolle
gehabt und gehörten zu den größten im Lande. Total vergessen heute, dass
Grossmann auch mal "Kleinigkeiten" herstellte wie Schlüssel - und darin
sogar führend war (eher erinnert man sich, des Namens wegen, an die
"Vereinigten Schlüsselfabriken", nicht weit von Grossmann entfernt oder
an die Velberter Industrie, in der Schlösser und Schlüssel heimisch
sind). Von besonderer Bedeutung aber waren die Türschließer, die in der
Werbung von Großmann vor rund 70 Jahren eine große Rolle spielten. |
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Der Briefbogen wurde zum Werbeprospekt
umfunktioniert - und umgekehrt, die ganze Werbung für ein Produkt passte
auf eine Briefseite. Selbstbewusst, wenn auch alles andere als schön im
gestalterischen Sinne, warb man für das Markenzeichen {cegro}, was nichts
anderes bedeuted als "C Gro"ssmann - konsequenterweise, so
Solinger Brauch, hätte es sogar "Cegroso" heißen können, C. Grossmann
Solingen. Bei Cegrosol hätte man es sogar als Arzneimittelname
weiterverkaufen können ... |
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Ja, was muss man darüber wirklich wissen? Zum
Beispiel, wie der Prospekt verrät, dass die Achse aus S.M.-Stahl
geschlagen und auf Rundschleifmaschinen geschliffen wurde ... oder der
Kolben eine neue Konstruktion ist .... oder Der hebel für Rechts- und
Linksgang nicht umgelegt werden muss und bei der Montage deshalb keine
Fehler vorkommen ... Jedenfalls, wie so oft in
Solingen und im Handwerk, der Stolz auf die eigene Leistung steht im
Vordergrund und die geneigte Kundschaft möge erkennen, was sie verpassen
würde, wenn sie nicht Cegro-Schließer kaufen würde.
Und
– siehe Zeichnung rechts – dem Solinger ist nicht möglich, etwas
unkompliziert zu machen. Noch nicht mal einen Türschließer. Resp. den
gerade doch nicht. |
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Zuweilen kann Profanes ja auch als Retter der
Menschheit, zumindest Helfer in schwierigen Situationen nützlich sein,
wie in diesem Falle die Cegro Pendeltürhemmer. Während alle
urinstinktlichen Beschützertriebe ja den kleinen Stropp vor dem
Zerquetschen zwischen zwei dicken, schweren Türen bewahren will, ist die
Frau als solche natürlich wieder mal zu dusselig, um auf dem Bahnhof
Obacht zu geben und knallt voll vor die vom Manne schwungvoll
aufgestoßene Tür – gut, dass es da Cegro gibt, das
solches zu verhüten weiß. Damit es keine Damen-Türhämmer sind, eben
Cegro-Türhemmer. Womit alle Unklarheiten hoffentlich restlos beseitigt
sind. |
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Nichts in der Werbung ist wirklich neu. Was heute "Testemonial"
oder "best practice report" heisst, waren früher (und sind heute
teilweise noch) die sogenannten Gutachten. Statements, die nur
veröffentlicht werden, wenn sie im Sinne des Werbenden sind. Was ja nicht
heißt, dass der Inhalt falsch und das Produkt schlecht sein muss - ganz
im genauen Gegenteil. Wenn der Obermeister der Schlosser-Innung Nürnberg
unterschreibt (später gab's ja für solche Fälle die Einkaufvereinigung
des Nürnberger Bundes für die Eisenwarenfachhändler), dann muss der
Cegro-Türschließer ja wirklich Spitze gewesen sein. Und so war das
Gutachten über den Türschließer eben ein Türöffner. |
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Servicewüste Deutschland? Das war nicht immer so.
Zu Zeiten, da Disziplin noch etwas wert war, siehe Grußformel, war es
eine Ehre, anderen Leuten zum Vorteil zu verhelfen. Rein geschäftlich
natürlich. |
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Die Sache mit den 100.000 verkauften Exemplaren
kann stolz machen, der Nachsatz über die Herkunft nicht. Zumal im Zweifel
daran gezweifelt werden darf: Grossmann gehört laut zahlreicher
Fundstellen und Unterlagen im Internet zu denjenigen Solinger
Unternehmen, die im Kriege Zwangsarbeiter beschäftigten.
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Typografie Als Schriftsetzer
geht man bedacht und bewusst mit den Charakteren der Schrift um. Typisch
sind solche, die sich für eine "Eisengießerei eignen" - derbe, schwere
Schriften, wie man als Lehrling eingebläut bekommt. Und so haben die
Kollegen in den 20er, 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts durchaus
richtig gehandelt, als sie diese vor allem um die vorige Jahrhundertwende
übliche Schriftmischung wählten. |
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Es erinnert an das heutige Schriftgewusel in laienhaften DTP-Drucksachen
und wird von den Grafikern (zu Recht) als brechreiz-erzeugend kritisiert.
Hat aber, wie man sieht, Tradition. |
1929 schuf Paul Renner,
beseelt durch die Bauhaus-Dynamik und typografische Entwicklungen, wie
sie beispielsweise bei Kurt Schwitters überdeutlich wurden, die Futura -
ein wahrer Klassiker unter den serifenlosen Schriften. Vielleicht sogar
die einzig wirklich universell und schönste ihrer Klasse überhaupt, bis
Adrian Frutiger seine Univers schuf, die den Gedanken der Futura
– archaische Formen, mächtiger Ausbau der
Fontfamilie in Graden und Schnitten – aufgriff und
vollendete.
Grossmann hat diese Schrift, wie es scheint, zur
Hausschrift gemacht. |
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Kurios und erfreulich: Die Schrift hat Generationen
und vor allem Technologien überstanden – wenn auch
nicht original bis ins Detail. Aber heute erleben sowieso "alte"
Schriften, die im Handsatz-Typenguss und erst recht für den Maschinensatz
verhunzt wurden, in den ersten DTP-Jahren wild und gedankenlos, oft
illegal nachgemacht wurden, wieder eine Renaissance der Qualität.
Großmeister ihres Fachs wie Hermann Zapf und auch der erwähnte Adrian
Frutiger sind zur Zeit, 2004, dabei, die Schriften noch einmal komplett
zu überarbeiten. Um sie als kulturelles Vermächtnis zu hinterlassen.
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Obere Zeile: Reproduktion aus dem oben gezeigten Prospekt;
untere Zeile: das Wort in Word und mit dem Truetype-Font der
Linotype-Futura nachgesetzt (jeweils Futura Buch); ohne Sperrung,
Original-Kerning.
Die Handsatz-Futura der Bauerschen Gießerei läuft auch im Buch-Schnitt in
den Gemeinen schmaler, scheint aber leicht spationiert worden zu sein
(wahrscheinlich 1/2 Punkt). Die Computer-Futura gleicht durch ein leider
sehr unausgeglichenes Kerning dennoch die Gesamtlauflänge wieder aus. Und
Fachleuten sei verraten: das Lang-s ist "gebastelt", d. h. über eine
Repro-Trick selbst hergestellt. Im Original-TT-Font natürlich nicht
vorhanden. |
Mit erstaunlicher Konstanz ging es nach dem Kriege
weiter: die gleichen Produkte, die gleichen Klischees, die gleiche
Schrift, Futura. |
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Druck. Schreiber & Fey (Foche), 1953, Auflage 25.000
Bei einer anderen Drucksachen ist nur noch die
Druckerei Knoche (geografisch gewissermaßen naheliegend) über die Norm
auszumachen, alle anderen sind nicht gekennzeichnet. |
Tricksen, Täuschen und Tarnen, ein Liebelingsgaudi
der Schriftsetzer. Was aussieht wie ein mühsam maschinengeschriebener
Brief, war früher Setzer- und Drucker-Alltag. Mit der
Schreibmaschinenschrift, bei der im Gegensatz zur normalen "Druckschrift"
jeder Buchstabe gleich breit ist (englisch: monospace) wurde das "büro-gemachte"
vorgetäuscht. Das geübte Auge erkennt jedoch den rechten gleichbleibenden
Rand, "Blocksatz". Das aber kann bei echter Schreibmaschine nicht sein,
da nicht alle Zeilen die gleiche Buchstabenanzahl haben. Also haben auch
bei an und für sich gleichförmig breiten Schriften, wo auch der
Wortzwischenraum einer Buchstabenbreite entspricht, die Setzer
"ausgeglichen", die "Zeile auf Breite gebracht", wie der Fachausdruck
hieß. |
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