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homo traherum laborare cottenae
solingeniensis |
Wissenschaftliche Sensation: der Solinger ist biologisch
eine eigenständige Menschenrasse, vor allem, wenn er als Schleifer im
Kotten arbeitet. Das fanden nun intensive Reihenuntersuchungen heraus.
Danach muss angenommen werden, dass die Schleifer in Solinger Kotten die
Urahnen des Ötzi waren und der wiederum hat den Neantertalern geraden, aus
Solingen in die Steinbrüche von Wülfrath zu flüchten. So weit jedenfalls
der Stand der Erkenntnisse heute. Also glaub' ich jedenfalls, so viel ich
weiß, äh ...
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Rechts: die normale Doppelhelix eines heutigen
Normalmenschens. Und in der Mitte die des Solinger Schleifers aus drei
Betrachtungswinkeln. Man sieht, seine Gene und Gedanken sind ganz anders
verschlungen und bilden ganz eigene Muster ...
Schauen wir uns also die Menschen genauer an, die
früher in den Kotten gearbeitet haben. Hier einige dutzend von vielen
tausenden: |
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Die biologisch eigenständige Homidenart des
Solinger Schleifers teilt sich in zwei Unterarten auf, wie die Biologen
sagen, den homo traherum fabricantus (rechts) und den homo traherum
mottjettdonnum (links). Beide rauchen bevorzugt lange pfeifen oder
schauen gelangweilt spielenden Hunden zu, weil ohnehin schon wieder
Blauer Montag ist, an denen sie vorzugsweise gezeugt werden. Und ewig
rauscht das Wasserrad ... |
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Die verschränkten Arme zeugen von
Selbstbewusstsein, die Hängepfeife ist ein Sublimationsinstrumentarium,
weil der Schleifer niemals den Kopf und den, mh, was war da noch?, hängen
lasen würde.
Die Mär, Schlieper hätten immer ihr blaues
Bauernkittelchen getragen und den Huhsiedenen, den langen Hut, kann
wiederlegt werden. Es gab keinen einheitlichen "Blaumann" und als Kappe
diente, was gerade auf die Rübe passte. |
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Finsterer Blick, heitere Miene. Jede Unterbrechung
der Arbeit ist nicht willkommen, denn der Solinger Schleifer hat es immer
eilig. Pause zu machen. |
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Mit 20 wurde gefreit (2. Reihe von oben, rechts),
vorzugsweise Blondinen und mit irgendwie 50 bekam man die Kinder
(Bildmitte). Man brauchte halt lange zum üben. Das lag daran, dass man
zuviel Altbier trank (Bildmitte oben). Oder den Schniedel überhitzte
(Bild unten links). |
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Kostenfest, die Belegschaft gab sich dem Trunke
hin. Und klampfte zum Gesange auf. Anlässlich des Einfangens des
Wuppermonsters, dass mit wuscheliger Mähne sich im Bild verstecken will.
Besonders erotisch sind die breiten Hosenträger der Herren, lassen sie
doch deren Elastizität ahnen und ausprobieren. Hosenträger heißen
übrigens korrekt "Hölpen". Na dann Prost, meine Herren. |
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Trinken war dem Schlieper eher unangenehm, weswegen
er die Geste des Biereinschenkens im unten rechten Bildrand lediglich
andeutet, aber nicht ausführt. |
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Nun ja, derweil die anderen auch schon einmal
schüchtern üben. Das Flascheweitergeben (unten rechts) war eine aus der
Klosterzeit übrig gebliebene Sitte, man selbst nahm nur einen ganz
kleinen Schluck, nie mehr als die halbe Flasche. |
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Übrigens neigt der Solinger Schlieper dazu, einen
Schnauzbart zu tragen. Dat wor nu ens su. |
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Einzig dem Hund ist egal, dass er fotografiert
wird. |
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Dieses Bild stammt nachweislich aus dem
Wilden Westen. Nämlich aus dem Brucher Kotten, Ohligs, da wo die Welt
ganz flach wird. Achten Sie auf den Herren unten links. Der tut
nichts, der will nur spielen.
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Nicht überliefert, behufs welchen Zweckes das arme
Schaf mit aufs Bild musste. War es als Festtagsbraten auserkoren oder als
Kuscheltier angestellt? Die optische Täuschung der anatomisch
ungewöhnlich gebogenen Nase löst sich aus, wenn man mit den Augen
Schafsstupsnase und Ärmelrolle des Finsterblickers auseinanderhalten
kann. Und offensichtlich war der Kotten auch Treffpunkt der Generation,
vom Kind bis zum gestandenen Mann. Oder niedergesessenen. |
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Wie der Herr ... |
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... so's Gescherr |
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Alle Fotos ausr:
Ludwig Lunkenheimer
"Schleifkotten, Mühlen und Hämmer an den Solinger Bächen"
Landschaftsverband Rheinland / Landeskonservator Rheinland
Arbeitsheft 33, 1990
Lithos: Peukert, Köln
Satz und Druck: B Kühlen, Mönchengladbach |
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