Alles verwebt sich, und aus dem Gemenge entsteht etwas
Neues. So schreitet fort, was Entwicklung oder Geschichte genannt wird.
Unablässig ändern sich Formen der Gesellschaft und die Gunst der Macht,
sprunghaft oder schleichend geht es vor - und nicht selten wieder zurück.
Es wäre Unsinn, jeweils das eine wichtig zu nennen und etwas anderes
nicht. Auch an fünf Pfund irgendwas Gekochtes, Gebratenes machen fünf
Gramm Gewürz vielleicht zum Schluss die Gaumenfreude. Ähnlich im Leben: da
ist das geringste Detail, welches die größte Veränderung bewirken kann.
Aber in dem Knäuel und Gemenge gibt es Rote Fäden, für lange Zeit
eine Konstanz, über Jahrhunderte Kontinuität. Eine davon ist, dass das
Drucken - oft gleichgesetzt mit der Vokabel Buchdruck - zu Bildung führte
und Bildung schließlich zu dem, was wir Bürgerlichkeit nennen. Die
Aufhebung von Adel und ganz arm, das Entstehen des Mittelstandes.
Gedruckte Bücher revolutionierten nicht unmittelbar die Welt. Doch die
Inhalte, die sie festhielten und transportierten, sorgten unablässig
dafür, dass Menschen angeregt oder aufgestachelt wurden, die Welt zu
ändern. Zum Guten wie auch zuweilen zum Schlimmeren. Man kann das Ende des
klerikal-diktatorischen "finsteren" Mittelalters, die Zeit der mentalen
Tyrannei durch die christliche Religionsallmachtsanspruch und den ihrer
Schranzen in den Ordensklöstern und auf den mit weltlichen Privilegien
ausgepolsterten Kirchenfürstenstühlen definieren, wie man mag. Die Wende
symbolisch mit der Erfindung der beweglichen Lettern und damit
aufblühenden Buchdruckkunst durch Johannes Gensfleisch zu Gutenberg, Mainz
und Straßburg, um 1450 zu sehen, ist wahrscheinlich das beste und
logischste aller plakativen Fundamentalereignisse. Denn ohne Bücher nicht
nur keine Bildung, sondern auch nicht in diesem Maße Dichtung und Poesie,
nicht Wissenschaft und Geografie, ohne Buchdruck nicht Ordnung und
Staatlichkeit vom Gesetzbuch bis zum Formular, ohne die suggestive
Typografie nicht Plakat und Politik, wie wir es heute kennen. Die
europäische Erfindung, Einführung und das Aufblühen des Satzes, des
Druckens und des Buchbindens war die erste technische Fundamentaltechnik,
die eine neue Welt schuf. Im wörtlichen wie im symbolischen Sinne. |
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Die Verlage Sie haben manche
Dramen, Gedichte und Dichter zu "Klassikern" gemacht, die Verlage der
großen und kleinen Literatur, die Verleger, die Bildungsideal mit
Geschäftssinn zu vereinen wussten und bis heute bemüht sind, dem Genios
stets eine große Bühne zu bieten. |
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