Gutenberg

 

 

Buchdruck nennt man heute in der Fachsprache der Druckindustrie das sogannannte Hochdruckverfahren, bei dem die zu druckenden Teile "hoch stehen". Es führt nur noch ein kaum wahrnehmbares Schattendasein; die Technik des sog  Flachdrucks oder Offset ist dominant, bedrängt durch den Digitaldruck, der bisherige Druckverfahren mit einer anderen Art der Herstellung der Druckform kombiniert. Das Drucken von Büchern heisst korrekt ausgedruckt "Bücherdruck".

Er wurde zum Mann des Jahrtausends ernannt. Nach modernem Vokabular war er ein Verfahrens-Ingenieur. Gutenberg erfand nicht, wie oft gesagt, den Buchdruck. Seine Erfindung, um 1450, sind schnell zusammensetzbare Einzelbuchstaben aus einer Bleilegierung, ermöglichten das kostengünstige und extrem zeitreduzierte Produzieren von Druckseiten. Gedruckt wurde auf einer Presse, die auch schon für Holztafeln (in die bis dato Schrift und Bild geschnitzt wurden) benutzt worden war. Als Druckstoff stand ihm vor allem Pergamin zur Verfügung, Papier in der heutigen Form gab es, war aber eher selten. Die Papiermacherei entwickelte sich parallel zur sehr raschen Ausweitung des Druckens. Nach Mainz und Straßburg, Lebensorte des Johann Gensfleisch zum Hause Gutenberg, wurde unter anderem schnell Köln einer der bedeutenden Druckorte in Deutschland. In Solingen ließ sich 1544 ein Kölner Drucker nieder, Johannes Soter. Der Druckerei wurde später eine Papiermühle angegliedert. Im Laufe des 20. Jahrhunderts war Solingen ein Stadt mit recht vielen leistungsstarken Druckereien, wovon sich einige bis in die heutige Zeit erhalten und weiterentwickeln konnten. Die Druck- und Papierindustrie ist insgesamt in Deutschland die siebtgrößte Branche. Die berufliche Krönung hieß zu Handwerkszeiten (die in etwa 1985 endeten) "Schweizer Degen", Gesellen oder Meister mit den beiden Berufen (Hand-)Setzer und (Buch-)Drucker. Merke: "Ein Schweizerdegen ist ein Mann, der weder setzen noch drucken kann." Gut, dass ich nur Solinger Handsetzer war. Ach ja: "Gott grüß die Kunst" an alle gegautschten Kollegen, so heißt es nun einmal offiziell. Und noch ein Geheimnis: Drucken heisst "Schwarze Kunst", weil die meisten Drucker Schwarzarbeiter... , nee nee, weil früher Schwarz die gängige Druckfarbe war.

 

Von Gutenberg gibt es kein Bild, auch der Geburtstag ist nicht bekannt. Plötzlich ist er da und hat, nachdem er Goldschmied gelernt hatte, die bahnbrechende Idee. Vermögend wurde er damit nie, ganz im Gegenteil. Wie viele Erfinder war auch er ein Pleitier. Andere - Geldgeber - nahmen ihm die Erfindung praktisch ab. Die künstlerische Leistung, die Schönheit seiner Schriften, war jedoch mehr als ein Big Bang. Unbestritten hat er ein Niveau vorgelegt, hinter dem heute Gestalter noch mühsam hinterherhecheln und es nie erreichen. Was vor Gutenberg, der das Oevre der Druckkunst mit der legendären 42zeiligen Bibel startete, vor allem gedruckt wurden, waren Heiligenbildchen und Spielkarten.

Bild aus "Bibliothek des allgemeinen und praktischen Wissens", Band II, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin; Druck von C. Crumbach in Leipzig

Das erste Druckwerk von Gutenberg war ein Schulbuch, der Donatus (1451), dann folgte die Bibel.

 

Eine solche Werkstatt hieß übrigens nicht schnöde Druckerei, sondern "Offizin", der Eigner war der Prinzipal, der stolze Handwerker ist der Ballenmeister, der mit dem Hundeleder bespannten Tampon, einer mit Lumpen ausgestopften Halbkugel, die Farbe auf die Form gab und der Druckerknecht, der Knabe, durfte dann die Stange drehen, die über eine Spindel Druck auf eine Auflageplatte ausübte, so dass die Farbe von der Druckform auf das Papier drückte.

 

 

 

Hier jedoch sehen Sie einen wirklichen und echten "Gutenberg", nämlich den leibhaftigen Erfinder eines neuen Druckverfahrens: Benny Landa, Gründer und Chairman von Indigo, beglückte 1993 die Welt mit einer neuen Digitaldruck-Technologie. Als er das Unternehmen an HP verkauft hatte, erlaubt er sich auf der Messe IPEX 02 als Gutenberg aufzutreten.