|
Preislisten |
Fast möchte man meinen, in Solingen seien sowohl der
Versandhandel wie auch der Katalog als solcher erfunden worden. Jedenfalls
bot sich schon in ferner Vergangenheit das Sortiment der Firmen genau für
diese Vermarktungs- und Werbeformen an.
|
Genial, welche Vielfalt moderner Tools diese Preisliste bereits enthält,
von der weder das genaue Erscheinungsjahr noch überhaupt der Hersteller /
Absender feststellbar ist. In jedem Falle zeigt sich, dass die heute so
angepriesenen Mutlifunktionswerkzeuge oder
-sortimente bereits in geraumer Vorzeit gang und gäbe waren.
|
|
... und weitere Muster |
|
|
Eben so inkognito bleiben Hersteller und Anbieter
dieser Reisebestecke.
Aber immerhin beschreibt dieser Text über die
Personen, die ein solches Reisebesteck gebrauchen können, hinreichend die
Menschheit zur Gänze. Wenn eben nicht Touristen, Offiziere, Radfahrer
oder Luftschiffer, dann sollte zumindest JEDERMANN sich mit diesem Gerät
eindecken, womit das Unternehmen auf eine perfekte Art und Weise für 100
% market coverage gesorgt hat.
Versöhnlich, wenn nicht sogar erheiternd stimmt
außerdem die Gestaltung, denn ein solch schöner Jugendstil-Rahmen
verdient Bewunderung. |
|
Auch hier kann man nur staunen: was heutige
Werbe-, Hausfrauen-, Schickimicki- und Outdoor-Kataloge als Neuheit oder
geniale Lösung anbieten, hat es im Solinger Portfolio schon vor fast 100
Jahren gegeben. Die Nr. 8180, das 2teil. im Mouton-Etui,
kostet mit
Ebenholz-Griff 2,40 Mk
Elfenbein-Griff 4,80 Mk
und
Perlmutter-Griff 8,- Mk
mit Löffel jeweils ca. -,70 Mk mehr |
|
Bescheidenheit, Genügsamkeit oder ganz
einfach nur Gewohnheit? Die zum Teil in Artikel- und Seitenzahl
umfangreichen Preislisten waren oft "setzer-made": damals gab es noch
keine Werbegrafiker (nur "Gebrauchsgrafiker", was impliziert, dass
Grafiker auch teilweise nicht zu gebrauchen sind), die solche
Normal-Drucksachen gestalteten. Dennoch oder gerade deswegen waren die
technischen und meist "langweiligen", weil einförmigen Listen im Detail
sorgsam gesetzt und nicht selten bemühte man sich zumindest bei den
Titelseiten um eine typografisch ansprechende Aufmachung mit sorgsam
ausgewählten Schriften. Für die Innenseiten mussten dann meist die
Schriften herhalten, von denen man genügend Ziffern im Vorrat hatte. |
|
Unausgeglichene Versalien, schon damals ein Streit
zwischen Puristen und Ästheten. Soll man die Schrift so stehen lassen,
wie sie nun mal auf dem Kegel steht oder muss man ausgleichen? Diese
Zeilen führen den Konflikt vor Augen: durch das Nicht-Ausgleichen ergeben
sich Spannungen in den Zeilen, die man gut heißen kann, denn Ausgleich
heisst auch immer eine gewisse Langeweile, die einer banalen technischen
Drucksache nicht unbedingt angemessen sein muss. |
|
Eine der zahlreichen Firmen, die tausende von
Artikel herstellten und sich dennoch traditionsgemäß über die Qualität
der Firmenmarke (heute "branding" genannt) zu differenzieren suchte.
Das Unternehmen existiert noch (auf der Saarstraße)
und ist zu Carl Schmidt Kochsysteme mutiert. |
|
|
|
|
|
|
|