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Dies ist keine Seiten für Juristen. Was die unter Schriftsatz verstehen, ist hier nicht gemeint. Hier geht es um Schrift und Satz, Schrift im Satz, Satz mit Schrift. Für Laien, ohne typografische Anleitung, sehen Buchstaben meist ohnehin alle gleich aus. Die Unterscheidung der verschiedenen Stile, so gewaltig sie auch sein mögen, finden kaum statt. Leser merken oft nicht, ob und welche Schriften sie vor Augen haben, so, als wäre es ihnen nicht aufgefallen, statt eines Koteletts einen Eierkuchen auf dem Teller zu haben. Dabei ist Schrift eines der höchsten Kulturgüter, die es gibt. Aber eins, wie es scheit, ohne Erben. Und mit wenig Promotoren.
Meine ganz persönliche Meinung ... *)
Druckmarkt Deutschland, 2002
Der mit Abstand beste, genial gute Verlag, der "alles" über moderne und tradierte grafisch-visuelle Gestaltung, Typograhie, Schrift, Buchmachen, modernes Design anbietet, was an Intelligentem zur Zeit geschrieben wird, ist Hermann Schmidt in Mainz. Die Bücher sind nicht gerade billig, sie sind dafür aber so edel und gut, dass jedes davon ein Schatz genannt werden darf. Und für alle, die sich dafür interessieren, sind sie eine Augenweide, wie man sie kaum ein zweites Mal auf der Welt findet.
Sie können es ja einmal versuchen: das Fraktur-Alphabet mit der Hand zu schreiben. Ohne Hilfslinien. Mit der Tuschefeder.
*) doch leider, wie mein Kollege Wallenstein schon sagte:
Doch erst einmal werden Ihre lesenden Augen ein wenig überrascht.
Aber bitte: gemach, gemach. Denn Kollege da Vinci weiß:
Recht einfach zu klären sein dürfte ja, schon wegen der Gestaltung, was das ist:
Sie haben ja wohl nicht auf Medikament oder ähnlich getippt. Denn es ist doch ganz klar und eindeutig, dass dies ein Witzbüchlein ist. Zwei davon zur Probe.
Wie man sieht: Gestaltung ist stärker als jede Vernunft.
Weshalb Gedrucktes so attraktiv ist, dass es jeder besitzen möchte, schon
alleine weil, wie mein Freund Johann Wolfgang immer sagt:
Was man schwarz auf weiß besitzt ...
Als Handsetzer konnte man nur auf solche Aufträge hoffen: dann waren wieder drei Tage Arbeit gerettet.
Interessant übrigens, dass solche Drucksachen und die Systematik ihrer Nutzung das digitale Zeitalter vorwegnahmen ....
Ja, die Setzer, immer ihrer Zeit voraus ;-)
Auch auch sehr banalen Dingen können Setzer kleine Kunstwerke machen.
Der Begriff Schriften im Sinne von Satzschrift / Druckschrift heißt im französischen charactére, im englischen charakter. Selbsterklärend, denn in der Tat sind Schriften (eng.: types) die totalen Charaktertypen. So sehr, dass die TAZ, Tageszeitung, mit ihren etablierten und seriösen "Kollegen Konkurrenten" sich einen typo-grafischen Spaß erlauben kann.
Erkennen Sie die wirklichen Zeitungstitel an den Schriften?
Die Welt
Frankfurter Allgemeine
Frankfurter Rundschaft
Süddeutsche Zeitung
Neue Züricher Zeitung NZZ
Bild
Und natürlich haben auch Marken ihre spezifischen Schriften.
Erkennen Sie die Originalschrift von Marlboro?
kalt
kalt
kalt
heiß
kalt
kalt
kalt
Zitate
Des Daseins eigentlichen Anfang
macht die Schrift.
Heraklit
Laien verfügen über Schrift,
ohne zu wissen, daß sie es
mit einem der kostbarsten Kulturgüter
der Menschheit zu tun haben.
Hildegard Korger
Typografie ist keine Kunst.
Typografie ist keine Wissenschaft.
Typografie ist Handwerk.
Hans Peter Willberg
Die Typografen (im weitesten
Sinne)
haben von jeher zur Avantgarde
der Arbeiterbewegung gehört;
ohne ihre Kenntnisse, ihre Kultur
und ihre Solidarität wäre die rasche
Ausbreitung neuer Ideen in der
Arbeiterklasse des 19. Jahrhunderts
gar nicht denkbar gewesen.
Hans Magnus Enzensberger
Von der Barberei in die Zivilisation
leitet die Erfindung der Buchstabenschrift
und ihre Verwendung zu literarischer
Aufzeichnung über.
Franz Mehring
Mehr als das Blei in der
Flinte
hat das Blei im Setzksten
die Welt verändert.
Georg Christoph Lichtenberg*
Gott schütze uns vor der vagabundierenden
Kreativität der Typomanen.
Kurt Weidemann
Ohne Gutenbergs Erfindung
des Buchdrucks wären weder die
Flugblätter des Bauernkriegs möglich
gewesen noch die Aufrufe
der Französischen Revolution.
Irene Jung
Man sollte nicht sein ganzes Leben
nur mit Buchstaben verbringen,
es gibt ja auch noch
die Typografie!
Hans Peter Willberg
Die Geschichte der Schrift ist
die
Geschichte der menschlichen Kultur.
H. Virl
Schrift ist ganz ohne Frage
ein Kulturgut. Eines, das einerseits
niemandem gehören kann, das aber
andererseits um so mehr Protektionisten
und Förderer braucht.
Derer sind wenig geworden.
Hans-Georg Wenke
Ich schließe dieses Kapitel,
wie jeder Inder sein Buch anfängt:
Gesegnet sei, wer die Schrift erfand.
Jean Paul
Das Druckenlassen
verhält sich zum Denken
wie eine Wochenstube
zum ersten Kuss.
Schlegel
Schriftschöpfer des Jahres 2005. Keine Ahnung mehr von Form und Funktion. Nun ja, bei diesem Problem, das da herrscht ... ;-)
Wieso sind die Tastatur-Buchstaben durcheinander?
Auf jeder Tastatur herrscht ein großes Buchstaben-Chaos. Schuld daran ist
der Buchdrucker Christopher Latham Sholes.
Der Amerikaner erfand 1874 eine mechanische Schreibmaschine. Bei
alphabetischer Reihenfolge passierte es sehr oft, daß sich die Typenhebel
ineinander verhakten. Deshalb studierte Sholes die Häufigkeit und Abfolge
der Buchstaben in den gebräuchlichsten englischen Wörtern. Dann mixte er
die Buchstaben so, daß die Hämmerchen der am häufigsten benutzten
Zeichenkombinationen möglichst weit auseinander lagen.
Die sogenannte „QWERTZ“-Tastatur war geboren und etablierte sich als
Standard.
aus der Bild-Zeitung/Online:
Nachtrag: Blei, echtes Blei, war das Material, aus der die Lettern gegossen wurden. Und Blei ist bekanntlich giftig. Deshalb soll man, bevor man Essen anfasst, die Hände waschen. Aber wer tat das schon? Übrigens bekamen noch bis Mitte der 60er Jahre die Setzer täglich einen halben Liter Milch vom Arbeitgeber bezahlt, als Vorsorge gegen durch Bleivergiftung ausgelösten Skorbut (Zahnausfall).
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