Blick auf die Karte

Ist ein Land, eine Stadt überhaupt "regierbar" - Regieren im Sinne von "Regie führen", Eine Perspektive entwickeln, die Zusammenhänge zusammenführen? Und: hat es in Solingen nach dem 2. Weltkrieg - oder davor - jemals wieder das kühn-konstruktive Denken gegeben wie um 1900. Das lässt sich nämlich schon jetzt historisch feststellen: um diesen Zeitpunkt herum, und konkret in Bezug auf den seinerzeitigen Oberbürgermeister August Dicke, hat Solingen all das geschaffen, was aus einer zusammen gewürfelten Anzahl von Dörfern und Hofschaften wirklich eine Stadt, eine Großstadt machte. Seit dem jedoch nimmt das Bergische Pepita, das geistige Klein-Klein dermaßen exponential zu. Deshalb sei einmal gewagt zu überlegen, was auch noch alles möglich gewesen wäre - oder wie es hätte auch kommen können.

 

 

Die untenstehende Karte stark vergrößert (Ladezeiten!)

Vor grob gesehen 100 Jahren fuhr eine Straßenbahn von Ronsdorf kommend über Müngsten nach Krahenhöhe. Nun hat man in der der Euphorie der frühen Bahntechnik sehr viele solcher Bahnen in Deutschland angelegt - zu viele, denn die meisten haben nicht lange existiert. Wenn es die Strecke noch gäbe, sie wäre heute vielleicht eine tolle Attraktion oder hätte helfen können, ganz andere Gebiete Solingens für Wohnbereiche zu aktivieren.

Grün die Straße von Krahenhöhe (Straßenstern) nach Müngsten, vorbei am Felsenkeller
Rot die Wimpfelner und Müngstener Brücke
D'blau der Bereich Halfelhof
H'blau die Wupper
Braungelb die alte Straßenbahntrasse, von der heute praktisch nichts mehr zu sehen ist.

 

 

Die Karte Hohenklauberg stark vergrößert (Ladezeiten!)

Viel freies Feld war einst, wo nun der Siedlungsbereich Hasseldelle (lila) ist - samt dem Bereich am Erbenhäuschen (grün). Man hätte, terassiert, durchaus noch viel mehr Häuser bauen können und das Gebiet Sturmsloch nennen können (aber dann hätte keiner dort wohnen wollen). Denn die im lila Kringel nachträglich eingesetzte Bezeichnung Hasseldelle gibt es im Ursprung gar nicht, nur ein Hasseldeller Ufer. Gut zu sehen, dass der Tunnel der ehemaligen Solingen-Wuppertaler Straßenbahn (Linie 5, rot) genau das Raßpe-Wohngrundstück an der Hasselstraße unterquert und sich die Trasse ums Raßpe-Firmengelände schlingt.  Braun die Straße nach Kohlfurth und blau die Wupper.

 

     

Der obere Bereich der jetzigen Goerdeler Straße hätte sich durchaus auch als großzügige Ausbaureserve für die Innenstadt angeboten - mit kompakten Geschäftszentren. Verboten wäre es nicht gewesen, den Verkehr in einen Tunnel zu legen - unter der Stadt weg. Aber mit Tunnels hat es die Stadt nicht. Es lag schon einmal der Plan vor, die Innenstadt vom Weyersberg aus zu untertunneln, für die damalige Eisenbahn und so einen Anschluss Richtung Sonnborn zu bekommen. Auch daraus wurde nichts.

 
     

Auch am westlichen Rand der Innenstadt hätte die Entwicklung anders verlaufen können, wenn man es auf dem Plan sieht. Warum nicht den Graf-Wilhelm-Platz als Platz und von dort einen "Balkon" Richtung Weyersberg mit Aufzügen - so etwas gibt es woanders auf der Welt schon seit über hundert Jahren, wäre also keineswegs abwegig gewesen. Dann hätte eben ein Zirkus nicht am Weyersberg-Platz gastieren müssen oder können, sondern mitten in der Stadt. In der ja, sagen manche, Zirkus genug ist.

 

 

Der Bereich des seinerzeitigen Hauptbahnhofes bot viel Platz und wurde nun kleinparzellig genutzt. Sicherlich im Sinne eines städtebaulichen Akzentes, ohne Frage vor allem mit dem Designzentrum sehr postiv. Aber eben auch: wieder kein großer Wurf mit dem ehemals großen Platzangebot. Es wird eben nur von Projekt zu Projekt geplant - eine wirkliche Vision über Jahrzehnte gibt es in dieser Stadt nicht. Jedenfalls nicht offiziell und öffentlich.

 

 

 

Kaum so recht als "Gartenstadt" - außer bei denen, die dort wohnen - im Bewusstsein ist die so bezeichnete Südstadt um den Bereich Bülowplatz. Der Plan zeigt jedoch mehrere Siedlungen mit recht viel Bebauungsabstand und demzufolge viel Grün. Teilweise sind zwar etliche der Straßen so mit Bäumen bewachsen, dass man eher den Eindruck hat, durch einen Tunnel zu fahren denn durch einen parkähnlichen Stadtteil, aber an anderen Straßenzügen - z. B. um die Gabelsberger Straße - bietet sich eine lichte Weite, die für eine Innenstadt selten ist. Insgesamt eigentlich ein Sahnstückchen Solingens.

 

 

"Lügen wie gedruckt" könnte man scherzhaft auch zu dieser offiziellen karten aus dem Jahr 1956 sagen. Denn sie enthält in Ohligs den Abzweig der Bahnlinie von Solingen kommens (rechts mitte) nach Köln (unten), der allerdings nie gebaut wurde und immer nur geplant war.