©: 2005 Kerstin Ehmke-Putsch, SG

Kerstin Ehmke-Putsch: Solingen / Impressionen

"Keiner kann sagen, es wäre nur das Licht. Es kann auch der Moment sein. Oder die Idee. Vielleicht gar die Laune. Wer weiß denn wirklich schon, was den Moment zu einem besonderen macht?"

 


anno Jahreszahlen an Häusern.


Hauptbahnhof Ein Gesamtkunstwerk. Zwangsläufig.


Häuser. In ihrer Eigenart.


Landschaft. Aus Natur und Erbautem.


Impressionen. Vor allem nachts.


 
 

Kerstin Ehmke-Putsch, Solingen

 

Versuch einer Interpretation
Von Hans-Georg Wenke

 

my sight
Bilder in, aus und über Solingen

"Fotografie, das ist in erster Linie das Spiel mit dem Licht". An dieser Grundregel kann man sich nicht vorbeimogeln. Das beherrscht Kerstin Ehmke-Putsch als Fotografin in vielen Varianten.

"Fotografie, das ist die Wahl des Ausschnittes kombiniert mit der Perspektive". Auch das ist, was sie technisch wie formell sicher beherrscht.

"Fotografie ist subjektiv, ist eine Aussage, die man vermitteln will". Das ist, was im völlig objektiven Sinne emotionale von banalen Bildern trennt. Die Bilder von Kerstin Ehmke-Putsch sagen, rein formell, zunächst einmal mit einer sehr selbstbewussten Sicherheit: ich wollte das so sehen, darstellen, zeigen, das ist meine Sicht der Dinge. Ich will mich nicht Vorurteilen anschließen, ich will selbst urteilen.

Und dann ist da noch etwas, was sich Deutungen und erst recht wortgewandten Beschreibungen entzieht: es sind Botschaften. Sehr subtile Botschaften. Sie geht, der Solinger Hauptbahnhof mit seinem Motivreichtum ist ein Beispiel dafür, mal geradezu poetisch-liebevoll mit dem jämmerlichen Anblick einer Bauruine um. Um dann wieder, beim nächsten Schuss gewissermaßen, mit geradezu brutaler dokumentarischer Art das Hässliche zur Blamage derer werden zu lassen, die diese Realität zu verantworten haben.

Kerstin Ehmke-Putsch ist eine intensiv subjektive Sachfotografin und eine kühl-distanzierte Lichtbildnerin zugleich. Sie nimmt sich zurück, beschränkt sich mit formaler Simplizität auf den für sie neutralen Standpunkt: Ich halte ja nur die Kamera fest und drücke auf den Auslöser - den Rest muss das Motiv selbst tun. Und dann, wenn darum geht, Perspektiven oder Motive aufzuspüren, die sich nicht unbedingt von selbst ergeben, holt sie das Detail oder die Szene für den Augenblick ihres Fotos aus der Alltäglichkeit und verleiht dem Abbild eine Würde: würdig, gesehen, würdig, beachtet, würdig, anerkannt zu werden. So, wie es ist, so, wie es die Fotografin sieht.

Sie verzichtet dabei oft bewusst auf den Einsatz verfremdender Technik und Optik, um dem Motiv gerecht zu werden, das gewissermaßen aus sich selber spricht. Dennoch gehen die Bilder weit über Dokumentarfotografie hinaus, weil sie bewusst subjektiv sind. Und seit jüngstem setzt Kerstin Ehmke-Putsch auch die EBV (elektronische Bildverarbeitung) als Werkzeug der Bildgestaltung ein, so wie dies in der professionellen Fotografie inzwischen zum Standard wird. Denn was früher durch Filter vor der Linse oder Abwedeln beim Vergrößern, Mehrfachaufnahme oder spezielle Papiersorten - und vieles mehr - als "Kunsthandwerk" in der Fotografie galt, lässt sich heutzutage am Computer durch ein reiches Repertoire der digitalen Effekte noch vielfach übertreffen. Doch auch hier gilt für die Fotografin: nicht der Effekt, sondern die Aussage sind Maßstab der Dinge, ein Bild ist nur dann ein gutes Bild, wenn dem Motiv Gerechtigkeit widerfahren ist.