Kirchen

Wie jede größere Stadt hat Solingen viele davon. Fast alle mit einem markanten Profil. Alte und neue. Hier vorweg die vor dem zerstörerischen zweiten Weltkrieg, einige davon haben überlebt oder wurden wiederaufgebaut.

Alte Stadtkirche von Solingen. Sie existiert nicht mehr. An ihrer Stelle steht jetzt die "Stotterkirche" (Volksmund aufgrund des ausgewählten Bibelwortes). Besonders sportliche Solinger kennen den markanten Turm auch als "Fritz-Walter-Gedächtniskirche" - schon zu seinen Lebzeiten. Der "Fußball" auf dem Turm führte zu diesem etwas ungewöhnlichen Kirchennamen.

 

 

Man muss schon fragen: und welches ist die Kirche?

 

Vermutet wird  um das Jahr 900 herum eine Saalkirche aus Holz am heutigen Standpunkt. Sicher ist, dass der heutige Kirchturm, gehörend zu einer Langschiffkirche, 1019 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Bis 1517 diente die Kirche der katholischen Gemeinde, nach den Reformationswirren wurde sie von der nun evangelischen Gemeinde genutzt, blieb aber in der Zuständigkeit der katholischen Kirche, beziehungsweise des Klosters Gräfrath. Von 1731 datiert wohl der Bau des barocken Turmhelms. Er ersetzt vermutlich den durch einen Blitzeinschlag zerstörten Holzhelm.

Die Walder Kirche ist das urkundlich belegte älteste Bauwerk von Solingen; man spricht von einem 1.000jährigen Turm (der allerdings nicht im Original erhalten blieb).

 

Als das Kloster Gräfrath 1818 aufgelöst wurde, hatte die Walder Kirche gewissermaßen den Eigentümer verloren. Der  Schinkel-Schüler Adolf von Vagedes  wurde mit der Planung eines neuen Kirchenschiffs in Wald beauftragt. Kaiser Friedrich Wilhelm III. spendete 10.000 Taler. Am 31. Oktober 1824 war Einweihung, 2 Jahre später erfolgte die komplette Fertigstellung des Baus, wie er auch heute noch besteht.

(Angaben aus "Bergische Blätter")

 

 

 

Die Reinoldi-Kapelle in der Hofschaft Rupelrath an der Stadtgrenze zu Solingen gründet sich im Mittelalter und wird heute, nach Renovierung und Förderung durch die Stiftung Denkmalschutz nach wie vor gerne als romantische Hochzeitskirche benutzt.

 

 

 

Die Solinger St.-Clemens-Kirche (Schutzpatron der Stadt) wirkt in dieser modernen, sepia-verfremdeten Aufnahme vielleicht so, wie sie vor der Bombardierung 1945 noch existiert hat. Die modernen Betonspitzen sind als bewusster Kontrast in den 60er Jahren aufgesetzt worden. Ansonsten: mitten in der Stadt und trotzdem irgendwie "im Grünen".

 

 

 

Kirche Ketzberg; wie etliche in Solingen weithin sichtbar auf einem Bergrücken gelegen.

 

 

Die beiden Gräfrather: vorne, "unten" am Marktplatz die evangelische, die kleinere von beiden, oben die "große" Klosterkirche. St. Ursula geweiht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Selten zu sehende Perspektive der Klosterkirche Gräfrath.

 

Das markante Profil der Lutherkirche.

 

Von weitem grüßt auch die Widderter Kirche

 

 

Kirchentrio: links St. Suitbert, Weeg; Mitte Lutherkirche, rechts ev. Stadtkirche
 

 

 

Hier stand Solingens letzter Galgen: Kohlgsberg

 

Als wär's im Wald und ist doch in der Stadt: ev. Kirche zu Ohligs

 

 

Ein Hauch Norddeutschland (Ziegelbau): ev. Kirche in Merscheid

 

 

Autobahnkirche? St. Joseph, Ohligs, in ungewöhnlicher Perspektive und im Dunst.

 

 

Wieder mal eine Waldkirche? Nein, auch hier macht es die Perspektive, der Blickwinkel. Die ev. Dorper Kirche, gemeinhin wit sichtbar und mit isolirt-markantem Glockenturm.

 

 

Die ev. Walder Kirche, auch diese nicht im Wald, sondern hinter Straßenbäumen verborgen.

 
     

Evangelisch-reformiert

Eigentlich ist das Bergisch - logisch - ein reformiertes, also "aufsässiges, abtrünniges, eigenverantwortliches" Land. Zahlreiche mutige und zugleich furchtlose Pfarrer haben eine Geisteslandschaft gestaltet, aus der unter anderem Wuppertal als eine Vielkirchen- und -sektenstadt hervorgegangen ist, in der ein Dom (Altenberg) ökomenisch, sowohl evangelisch wie katholisch, benutzt wird, indem es intakte Klöster gibt und wo der Kirchgang zwar nicht mehr normal, das laute Feiern im Freien aber vor Ende des Gottesdienstes streng verboten ist.

Und: es gibt im Bergischen sogar die ersten evangelischen Märtyrer, die ihren Glauben mit dem Leben büßen müssen:



LUNESLAT (Lünenschloß), Caspar (1550-1613). - L. wurde um 1550 in der Nähe des Dorfes Neviges in der damaligen Herrschaft Hardenberg, einer Unterherrschaft des Herzogtums Berg, geboren. Die Unterherrschaft umfaßte die beiden Hofesverbände Neviges und Mollmershof, zum Hofesverband Neviges gehörten 40 Häuser und Güter und sechs als Burglehen ausgegebene Güter, deren Inhaber in Fehdezeiten dem Grundherrn, dem Grafen von Hardenberg, zu besonderen Leistungen verpflichtet waren und deren eines der Hof Lunes war. Eine auf dem Hof sitzende Familie Luneslo ist zuerst 1356, anläßlich des Erwerbs der Unterherrschaft durch Graf Gerhard von Berg, nachweisbar. Auch C.L.s Vater Jakob hat das Gut Lunes besessen, er erscheint 1571 als Zeuge in einer Hardenberger Urkunde und muß ein einflußreicher Ratgeber des damaligen Besitzers der Unterherrschaft und bergischen Rates Wilhelm von Bernsau gewesen sein. - C.L. besuchte die Schulen in Emmerich und in Düsseldorf und studierte danach Theologie an der Universität zu Köln. Noch während seines Studiums wurde ihm eine Vikarie der Kirche in Sonnborn, heute ein Stadtteil Wuppertals, übertragen mit der Verpflichtung, für die Zeit bis zu seinem Antritt der Stelle einen Vertreter zu bestellen. 1576 erhielt er vom Hardenberger Grafen die Margarethen-Vikarie in Neviges und die Vikarie zu Antoniusheide (Tönisheide) mit der Auflage, in den beiden Vikarien wöchentlich je einmal zu predigen und auf besonderes Erfordern auch Gottesdienst auf dem Hardenberger Schloß zu halten. Unter dem Nevigeser Pfarrer Dietrich Waldmann begann C.L. mit der reformatorischen Predigt in Neviges, er kann deshalb als eigentlicher Begründer der heutigen reformierten Gemeinde Neviges bezeichnet werden. - 1580 wurde C.L. Pfarrer der Kirche in Sonnborn. Seine eindeutig reformatorische Predigt und Haltung wurde über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt, mehrmals mußte er sich vor den bergischen Räten am Hof in Düsseldorf verantworten. Manchmal wurde ihm die Kanzel verboten. Er achtete die Verbote jedoch nicht, sondern predigte darüber hinaus in anderen Orten der Umgebung. Angeblich sollen Gegner des mutigen Pfarrers und des neuen Glaubens ihn mehrmals zu entführen bzw. zu töten versucht haben, doch gelang ihnen nur, C.L. zu verletzen. - C.L. gehörte zu den insgesamt sieben Pfarrern und zwei Laien, die am 21. Juli 1589 in Neviges zu der ersten Synode reformierter Gemeinden des Herzogtums Berg zusammenkamen. Dabei war der Sonnborner Pfarrer der einzige Geistliche, der - dem reformierten Prinzip folgend - zu dieser Synode auch einen Laien aus seiner Gemeinde, den Ältesten Laurenz vorm Stegh, mitbrachte. Diese Tatsache sowie schriftliche Protokolle aus Sonnborn deuten darauf hin, daß in dieser Gemeinde unter der Führung ihres Pfarrers schon in den 1580-er Jahren ein Presbyterium zu existieren begann, das die Gemeinde leitete und reformierte Kirchenzucht übte. - 1591 wurde C.L. im Auftrag der Bergischen Synode in die Gemeinde Wald (heute Solingen) gesandt, um den dortigen Pfarrer Winand Sartorius für die reformierte Lehre und den Beitritt zur Bergischen Synode zu gewinnen, was ihm auch gelang. - C.L. starb 1613, sein Elberfelder Kollege Peter Kürten hielt ihm die Leichenpredigt. Er hinterließ u.a. einen Sohn Johannes, der, 1583 in Sonnborn geboren, von 1614 bis 1656 Pfarrer in Solingen war.

(Roter) zitierter Text aus: Biografisch-bibliografisches Kirchenlexikon; Autor: Volkmar Wittmütz