|
Landkarten |
Das heutige Solingen ist vor allem eins: ein
zusammen gewürfeltes Stadtbild, das vor allem nach dem 2. Weltkrieg sein
Gesicht drastisch verändert hat. In alten Karten zeigen sich daher
Ansichten, die nicht immer leicht zu interpretieren sind, wenn man nicht
ein wenig von der Landes- und Stadtgeschichte kennt.
|
|
Zeichnung: Verhaes |
1840, das Mühlenplätzchen, von Norden her gesehen mit
Blick auf die (evangelische) Stadtkirche; davor der begrünte Klosterwall,
nach links die jetzige Hauptstraße; die Pespektive des Bildes ist jedoch
gedrängter, als sie in natura war (eine Art "Teleobjektiv-Effekt").
|
Wo hat das Amtstor, eine schmale Gasse mit einer
Treppe, zwischen Kirchplatz (Eingang an der Bäckerei Melchior) und
Goerdeler Straße (dabei übrigens den ehemaligen Ostwall überquerend)
eigentlich den Namen her? Gegenüber dieser heute nur noch unbedeutenden
Gasse stand einst das Rathaus, das Amt.
|
Hervorragende Kartenausschnitte und verblüffende, vieles
erklärende automatisch ablaufende Animationen - Vergleich alter zur neuer
Topografie und Straßenverläufen - bietet die Internetsite von Peter
Wilmanns. Das intensive Betrachten dieser Animationen ist nur zu empfehlen
(Achtung, nicht zu voreilig wegklicken, einige Animationen laufen bewusst
langsam)
Vieles ha sich geändert im Detail der Straßenverläufe und
Plätze. Daher sind manche Standorte heute kaum noch erinnerlich. Am
wenigsten übrigens der der ehemaligen Stadtwindmühle, die dem allseits
bekannten Mühlenhof bzw. Mühlenplatz den Namen gab.
|
Im Jahre 1488 nennt das Zehntenverzeichnis der
Abtei Altenberg in etwa 120 Lehngüter im Solinger Stadtgebiet. Die Karte
wurde nach dieser Aufzeichnung 1922 nachgezeichnet.
Zu lesen sind diese Namen von Herrensitzen,
Pfarreien, Honnschaften, Gütern und Lehnhöfen: Heiliger
Born, Gräfrath, Ketzberg, Itter, Scheid, Kohlfurth, Kaspersbroich,
Bavert, Weyer, Wald, Schnittert, Ohligs, Merscheid, Limminghofen,
Mangenberg, Gönrath, Solingen, Weyersberg, Papiermühle, Theegarten,
Meigen, Windhöfel, Feld, Schaberg, Müngsten, Dorp, Pilghausen, Höhscheid,
auf der Heide, Katternberg, Barl, Hackhausen, Haus Graven, Schirpenbruch,
Hasenmühle, Rupelraht, Nesselrode, Leyensiefen, Wippe, Meiswinkel,
Widdert, Rüden, Vockert, Hohscheid, Balkhausen |
|
|
Berghe Ducatus Marck Comitatus et Coloniensis Dicecesis
Herzogtum Berg, Grafschaft Mark und Diözese Köln Auf
dieser Landkarte von ca. 1650 sind im Umkreis von Solingen diese Orte
vermerkt: Benraide (Benrath), Erckraidt (Erkrath),
Gruiten (ME-Gruiten), Somber (W-Sonnborn), Ernerfel (W-Elberfeld),
Garraidt (D-Garath), Walde (SG-Wald), Haan, Grevenrode (SG-Gräfrath),
Richradt (Langenfeld-Richrath), Recheling (Langenfeld-Reusrath),
Cronenberg (W-Cronenberg), Lutrichuisen (RS-Lüttringhausen), Remschidt
(Remscheid), Zur Borch (SG-Burg), Upladen (LeV-Opladen), Ophoven
(LEV-Ophoven) Hittorp (LEV-Hitdorf), Rindorp (LEV-Rheindorf), Rade vor
Waldt (Radevormwald), Hückeswagen, Aldenberg (Altenberg), Wermelskerk
(Wermelskirchen), Schlebusch (LEV-Schlebusch)....... |
Das Herzogtum Berg erstreckte sich in
Nord-Süd-Richtung vom heutigen Dusibrug-Huckingen / Düsseldorf-Angermund
bis nach Honnef am Rhein und Morsbach (Kreis Gummersbach) und im Osten
von Wipperfürth bis Köln-Deutz im Westen.
Nachbarn waren
im Norden die Grafschaft Moers,
im Nordosten die Grafschaft Mark,
im Westen die Erzdiözese Köln,
im Süden das Herzogtum Nassau |
|
Das beschauliche Solingen von 1780 - gerade mal ein
Dorf, mehr nicht. Dass ihm eine gewisse zentrale Rolle im
Verwaltungsbereich zukam, verdankt der kleine Haufen Häuser seine spätere
zentrale Namensbedeutung. |
|
Die Landkartenzeichner früherer Jahrhunderte
kannten nicht die heute übliche "Nordnung" von Ansichten oder Karten.
Diese historische Zeichnung zeigt die ev. Stadtkirche von Westen aus; der
gerade Straßenzug dahinter ist der spätere Ostwall, grob gesehen mit der
heutigen Hauptstraße zu übersetzen. Deutlich aber der Markt (Alte Markt)
zu erkennen. |
|
|
Dieser Plan ist gewissermaßen der Grundriss zur
obigen 3D-Darstellung. Um ihn nach heutigem Verständnis "lesbar" zu
machen, habe ich in der unteren Zeichnung zwischenzeitliche und heutige
Straßen- und Platznamen hinzugefügt. |
|
|
|
So um 90 Grad gedreht wird es übrigens sofort
wieder erkennbar und auf heutige Straßenzüge übertragbar: "oben" geht es
zum Schlagbaum, der obere linke "Haken" ist die Mummstraße, dieser folgt
mitte links die Blumenstraße, dann die schmale xxx zum Weyersberg, die
Bergstraße, Kölner Straße (nach links unten). Der Ufergarten ist die
untere Rundung des "Innenstadt-Ei"; außerhalb der rechten Schleife
verläuft heute die Goerdeler Straße; deutlich ist die Gabelung von
Wupper- und Dorper Straße am heutigen Czimatisplatz (der heißt offiziell
so, was kaum einer weiß) zu sehen. |
Um 1900 war die Stadt- und Dorflandschaft eine
andere als heute. Leverkusen gab es noch nicht, Dorp wurde als
selbständig geführt, Wuppertal als Name musste noch erfunden werden,
Langenfeld kommt auch noch nicht vor. Köln umfasst noch nicht Mülheim und
Deutz, Kaiserswerth hatte noch nichts mit Düsseldorf am Hut, Vohwinkel
war selbständig. Und so weiter.
Bibliothek des allgemeinen und praktischen Wissens,
Band II, Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin; Druck von C. Crumbach
in Leipzig |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|