Marketing

Brands, heißen die Dinger heute, Marken. Dass, was der Kuh auf den Hintern gebrannt wurde (eben: brands), die Zugehörigkeit (oder in milder Form mit Hauptner-Zangen in die Ohren geknipst), das sind heute die Markenzeichen an den An- und Auszieh-Klamotten und bei den Autos, den Zigaretten und allem, was einem Menschen hilft, sich im Warendschungel zu orientieren. Tennisschläger, Kaffeesorten, Deodorants, Laptops, Brotmesser und anderes mehr ... (und nehmen Sie's nicht zu schwer, wenn Sie aus Versehen einmal keine Markenware gekauft haben. Denn auch Lidl- und Aldi-Eigenmarken werden langsam Kult.) Was das eigentlich erstaunliche ist (und deshalb soll sich mancher unerfahrene Jung-Manager überlegen, ob es sinnvoll ist, Geld bei Agenturen zu verbraten), dass Marken auch ohne die heute scheinbar unumgänglichen Werbeagenturen gemacht wurden - und manche von Ihnen Jahrzehnte gehalten haben, nicht wenige bis heute. Merke, rein sachlich: Markenpflege ist das allerheiligste, was ein Unternehmen hat. Das Bemühen darum auf andere abzuwälzen, heißt die eigene Seele zu verkaufen. (Na ja, für manchen auch kein Problem).

 

J. A. Henckels, Zwillingswerk, Solingen

1910

 

Moritz Mädler, Leizig

1910

 

 

 

 

 

Wie unmoralisch das Internet ist, erkennen Sie daran, was mir Google vorschlug, als ich im Netz nach der Marke suchte ...

Koffermädels  :-)

 

 

Dr. Oetker, Bielefeld

1910

 

Im Volksmund übrigens auch als "Sandkuchen" bekannt. Wurde meist nach der Sahnetorte noch "reingepröfft". Für Anfänger in der Küche: das Rezept darf auch noch heute angewendet werden, alle Zutaten sind noch zu haben.

Und Geiz, da irren die modernen Damen und Herren Werber aber ganz gewaltig, wenn sie heute ihre Kreationen als Modetrend anpreisen, Geiz war schon immer geil. Weil vorzüglich und billig.

 

Schleussner

1910

Schleussner wurde später von DuPont aufgekauft; das Unternehmen konzentrierte seine Filmproduktion in Neu-Isenburg und verkaufte diese Sparte dann 1996 an Agfa.

 

 

Kaffee Hag, Bremen

1910

Vier Jahre nach der Gründung der "Handels Aktien Gesellschaft" durch den Bremer Erfinder des entcoffeinierten Bohnenkaffees, Ludwig Roselius, wurden bereits die Verhältnisse klargestellt: Frauen und Kinder sind gleichberechtigt. Siehe Werbetext.

 

 

Traumlandgerät

Ganz bestimmt hat Solingens einstiges Renommierunternehmen Krups nicht die Hausfrauen, seine Kundinnen, als Dummchen angesehen. Allein, der Text liest sich passagenweise so. Oder ist es die Biederkeit und Schlichtheit, mit der man Anfang der 60er Jahre kommunizierte? Kann auch sein, jedenfalls klingt alles noch so, als hätten die Benutzer mit dem Krups 3Mix den Eintritt in eine neue, exotische Welt erkauft. Was in der Tat, man kann es heute kaum noch nachvollziehen, auch wirklich so gewesen ist.

 

 

 

Jeder glaubt, er sei gegen Werbung immun. Doch Werbung schafft es, einen jeden in irgend einer Art und Weise zu beeinflussen. Das ist die Analyse "von außen gesehen". Als Betroffener ging oder geht einem kaum etwas mehr "auf den Wecker" als Waschmittelwerbung, die nicht selten als Beispiel für "Verdummung" herhalten muss. Völlig zu unrecht. Denn die Persil-Werbung ist ein excellentes Beispiel dafür, das sie sich angeblich niemand ansieht, die Marke Persil aber zu den bestbekanntestes und vor allem zu denen mit dem höchsten Vertrauen seitens der Verbraucher(innen) zählt ! Vor allem aber ist sie eines: legendär!

Fotos (4): Henckels / Brand Affairs [Pressemitteilung]

1907 brachte die Firma Henkel mit Persil das erste „selbsttätige“ Waschmittel auf den Markt. Es vereinfachte die zuvor äusserst aufwändige Hausarbeit radikal. Neu war aber nicht nur das Produkt, sondern auch seine Kommunikation. Das begann schon bei der Verpackung: Während andere Waschmittel nur offen zu kaufen waren, war Persil abgepackt im Karton erhältlich – mit dem unverwechselbaren Markenzeichen. So liess die Firma 1908 weiss gekleidete Herren mit Persil-Sonnen¬schir¬men durch Berlin flanieren. 1924 präsentierte Henkel seinen ersten Stumm¬film, drei Jahre spä¬ter bereits den ersten Radiospot. In den 1950er Jahren war der erste deutsche Fernsehspot ein "Persil"-Spot.

Aber auch in der klassischen Plakat- und Anzeigen¬reklame machte die Marke Furore – mit einer Persil-Werbefigur, die noch heute als Ikone gilt: Die Weisse Dame. Sie wurde 1922 von dem Berliner Künstler Kurt Heiligen¬staedt, einem zu jener Zeit bekannten Karikaturisten, entworfen. Sie war jedoch kei¬nes¬wegs eine Phantasiefigur, sondern vielmehr die 18-jährige Freundin des Künstlers. Die Weisse Dame warb, später mit sich wandelnden Frauentypen und Moderich¬tun¬gen, bis in die 1960er Jahre auf Plakaten und Emailleschildern für das Produkt. Legendär ist auch der Persil-Mann, der ab 1975 in TV-Spots zu sehen war. Er informierte im nüchternen Nachrichtenstil über Ergiebigkeit, Waschkraft und schonende Pflege. Der zugehörige Slogan ist vielen auch heute noch geläufig: „Persil – da weiss man, was man hat.“ Die erfolgreiche Markenführung brachte Persil zahlreiche Auszeichnungen ein – wie zum Beispiel „Most Trusted Brand“ von Reader’s Digest (D).