Solingen schien weit weg vom Geschehen. Aber dennoch war in diesen Tagen
in dieser Stadt kaum noch etwas so wie "ganz normal". Denn binnen
kürzester Zeit war auch Solingen reichlich von "Ossis" besucht, die alle
(noch) willkommen waren und die, wie die Wessis, sich vom Taumel
überwältigen ließen, nun würde alles gut. Und alle Probleme seien
beseitigt.
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Samstag, 11. November 89 |
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Es sollte immer wieder in
Erinnerung gerufen werden, warum dieses friedliche Ende der DDR möglich
war: Wegen zweier unabhängiger Kommunikationspannen.
Günter Schabowski, Ost-Berliner SED-Chef, hatte einen Entschluss des
Politbüros falsch interpretiert und auf eine Journalistenfrage, ob nun
Bürger der DDR ausreisen dürfen, mit Ja geantwortet. "Deshalb haben wir uns
entschlossen, eine Regelung zu treffen, die es jedem Bürger der DDR möglich
macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen." Die Zusatzfrage:
"Ab wann" und die überraschte, überhastete Antwort "Ab sofort" löste
praktisch den Staat auf. Denn die Information, die eigentlich hätte
erfolgen müssen: "Aber mit Genehmigung und Passierschein" unterblieb.
Und die Grenzer an den Kontrollstellen: Denen fehlte über Stunden jede
Dienstanweisung darüber, wie sie sich verhalten sollten. |