Messer, Gabel, Schere

Wer weiß in Solingen noch, wie ein Messer, eine Gabel, eine Schere gemacht wird? Nur noch wenige; ein paar hundert Personen. Es gibt sie noch, die Besteckfabriken, aber das Wissen um das Handwerk ist eben auf diese Berufsleute und Firmen beschränkt. In der Schule lernen es die Kinder jedenfalls nicht.

 

Da möchte man fast massive Fälschung begehen und den Beginn der Solinger Industrie in den Urknall verlegen. Für findige Köpfe: Finden Sie den Unterschied zwischen den beiden Zeitschriftentiteln heraus. Und dann wissen Sie: Solingen ist galaktischen Ursprungs. Jedenfalls, so glauben viele, steht seine Zukunft in den Sternen geschrieben.

Spektrum der Wissenschaft, November 2004

 

In dieser – im übrigen nur empfehlens-, weil absolut lesenswerten – Zeitschrift findet sich ein Beitrag über Herkunft, Herstelltechnik und Qualitätsmerkmale von Messern

Der Autor macht deutlich, wie Qualitätsunterschiede auch die dem geizgeilen Normalkäufer unverständlichen Preisdifferenzen begründen. Die Anzahl der Arbeitsgänge und das eingesetzte Material können erheblich voneinander abweichen - die Schärfe, Gebrauchsfähigkeit und vor allem Lebensdauer ebenfalls.

Rund 40 Arbeitsschritte durchläuft ein Messer - auch heute noch

 

Schon ein alter Schlager warnte vor dem Missbrauch dieser waffenähnlichen Nutzgegenstände und dichtete:
"Gebt nicht solchen Rohlingen
Messer scharf aus Solingen".

Foto: Güde, Solingen

Können Vögel Messer scheißen? Sie sagen jetzt natürlich nein, haben aber Unrecht: "Im 4. Jahrhundert zerfeilte Wieland der Schmied ein schlechtes Schwert, mischte die Späne mit Mehl und Milch und gab sie Vögeln zu fressen. Deren Kot glühte er zu neuem Stahl. Im Jahr 1939 wiederholte man das Rezept – und staunte über die gleichmäßige Verteilung von Kohlenstoff und Stickstoff im Stahl." Dass die Solinger Schleifer deshalb Knödel aus Sägespänen zu essen bekamen, ist allerdings nur ein Gerücht. Ein anrüchiges obendrein. Die Herren sitzen nicht auf dem Donnerbalken, sondern posieren für's Foto. So sah's vor 100 Jahren noch allerorten in Solingen aus.

 

Sprichwörter rund ums Messer

  • Das Messer der Verwandten ist stumpf. Ägypten

  • Auf Messers Schneide. (Deutschland)

  • Schnitt wie'n duder Hongk bitt. (Solingen)

  • Das Messer der Verwandten ist stumpf. (Ägypten?

  • Das Messer in der Scheide, auch das geht weg.
    (In der Not gibt man alles her) (Estland)

  • Das Messer ist des Schweines, der Junge des Mädchens Mörder. (Estland)

  • Das Messer ist nicht des Kindes Spielzeug. (Estland)

  • Messer, Gabel, Schere, Licht,
    sind für kleine Kinder nicht. (Deutschland)

  • Das Messer kennt seinen Herrn nicht. (Kongogebiet)

  • Das Messer schneidet das Wasser bis auf den Boden.

  • Ein Messer hält das andere in der Scheide. (Italien)

  • Ein Messer wetzt das andere und ein Mann den andern. (Sprüche Salomos 27,17)

  • Ein Messer wetzt das andere. (Deutschland)

  • Ein Messer hält das andere in der Scheide. (Italien)

  • Die allzu scharfe Klinge wird schartig. (Frankreich)

  • Der Teufel weiß alles außer dem Platz,
    wo Frauen ihre Messer schärfen. (Bulgarien)

  • Man muss über Nacht kein Messer auf dem Tisch liegen lassen, sonst kann man nicht schlafen. (Deutschland)

  • Liebe ist, dass du mir ein Messer bist,
    mit dem ich in mir wühle. (Franz Kafka)

  • Ein Prediger soll sich nicht wehren.
    Darum nehm ich kein Messer mit auf die Kanzel, sondern allein auf den Weg. (Martin Luther, Tischreden)

  • Das Schaf denkt nur an das Messer.
    Der Schlachter nur an das Fleisch. (England)

  • Jemanden ans Messer liefern. (Deutschland)

  • Messer verschenkt man nicht.
    Sie zerschneiden die Freundschaft. (Solingen)

  • Rufe nicht zum Essen, ehe du dein Messer im Braten hast. (Kanada)

  • Ein Freund, von dem man nichts borgen kann, gleicht einem Messer, das nicht schneidet. (Russland)

  • Die Zunge ist wie ein scharfes Messer; sie tötet ohne dass Blut fließt. (China)

  • Greife nie in ein fallendes Messer. (Börsenweisheit)

  • Wo Friede herrscht, wird das Messer zum Rasieren gebraucht. (Kongo)

  • Die Nacht der langen Messer. (Sizilien)

  • Probleme sind wie Messer: Sie können uns nutzen oder schneiden, je nachdem, ob wir sie am Griff oder an der Klinge anfassen. (China)

  • Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise. (Wernher von Braun)

  • Kampf bis aufs Messer. (Ganovensprache)

  • Je breiter das Lächeln, desto schärfer das Messer. (England)

  • Ein Schleifstein schneidet nicht, aber er schärft die Messer. (Sportlerspruch über harte Trainer)

  • Hundert Menschen schärfen ihren Säbel, Tausende ihre Messer, aber Zehntausende lassen ihren Verstand ungeschärft, weil sie ihn nicht üben. (Pestalozzi)

  • Es wird kein Kanibale besser,
    teilt er das Menschfleisch mit Messer.
    (letzter Spruch eines Missionars)

  • Da geht mir das Messer in der Hose auf. (Solingen)

  • Sich unters Messer legen. (Patientenschicksal)