Mühlenhof

Der Mühlenhof ist - war ! - DER zentrale Platz und Orientierung in der Solinger Innenstadt. Ursprünglich stand hier eine Windmühle, im Laufe der späteren Jahrhunderte hat er sich zu einer Mischung aus Kreuzungspunkt, Versammlungsplatz, Markt und Geschäftszentrum entwickelt. Dann wurde er um die letzte Jahrtausendwende mit einem Einkaufszentrum (Clemensgalerien) überbaut. Übrig geblieben ist ein kleiner "Hof", der Platz an sich ist jedoch damit erst einmal Vergangenheit. Mit der Diskussion, ob es übrigens "Mühlenhof" oder "Mühlenplatz" heißen sollte, kann man in Solingen einen handfesten Thekenkrach vom Zaun brechen oder Familienfeiern zum Platzen bringen.

 

Seit ca. 1970 hatte der Mühlenplatz irgendwie eine unglaublich universelle Funktion: wichtige Haltestelle, Marktplatz, Platz für Veranstaltungen, Platz zum Klönen und Pausieren, zum Schachspielen; auch die im Volksmund so genannten "Penner" mochten ihn; die Kinder liebten sommertags die mächtig sprudelnden Brunnen, das Gefühl von Weite in der recht eng bebauten Innenstadt tat gut: luftig, frei, sonnig.

 

Werbebroschüre der Stadt Solingen, ohne Datumsangabe

Kölner Straße, Kurve zum Mühlenplatz: Das war das "alte Solingen". Das Haus unterhalb der im Hintergrund zu sehenden Türme der St.-Clemens-Kirche steht in etwa da, wo auf dem oberen Bild der Pavillion (auf dem Mühlenplatz) steht.

 

Originalzeichnung Hans-Georg Wenke

Das berühmteste Bild über das alte Solingen: Merians Stahlstich von Mitte des 17. Jahrhunderts gilt als das Symbol des ganz alten Solingen. Deutlich zu erkennen die isolierte Lage der Stadtwindmühle außerhalb der Stadtmauern. Die ev. Stadtkirche überragt mit ihrem Turm die Stadt, die St.-Clemens-Kirche nimmt sich bescheiden aus.

 

 

1840 wurde auf dem Mühlenplatz eine neue Stadtwindmühle errichtet. Allerdings dürfte hinsichtlich der Flügel dem Zeichner die Perspektive bzw. Proportion abhanden gekommen sein. Und auch die Kirche im Hintergrund ist eher in dieser Form als Symbol denn als Abbildung zu sehen. 

 

Stich (oben) Repro: hgw

 

 

 

Teller 1979 herausgegeben von der Stadtsparkasse Solingen

Die Clemenskirche, die katholische Stadtkirche, 1892 erbaut, dominierte vor dem Bau der Clemensgalerien (kurz vor der letzten Jahrhhundertwende) den Mühlenplatz. Sie wurde bei den Bombenangriffen 1944 stark beschädigt, wieder restauriert und erhielt in Abwandlung zum Original zwei markante Betonturmspitzen.

Postkarte: Verlag W. Flächsner, Frankfurt a. M., 1928 (???)
Foto unten: hgw

 

 

Adolf Kolpings Grundindee vor mehr als 150 Jahren war - parallel zu den sich damals bildenden Arbeiter-Bildungsvereine und anderen parteilichen Instiutionen der Sozialgeschichte Deutschlands -, vor allem der Arbeiterjugend "aus der Vereinsamung zu helfen". "Dem gängigen Individualismus seiner Zeit setzte er das Bild des Menschen als soziales Wesen entgegen, der sich in der Familie entfaltet und über sie hinaus in die menschliche Gesellschaft hineinwirkt", fasst eine Jubiläums-Internetseite der heutigen Kolpingsfamilie Solingen-Wald/Weeg zusammen. Und führt fort: "Als Adolph Kolping 1865 starb bestanden 419 Gesellenvereine. Zur Zeit ist das Werk in 54 Ländern auf allen Erdteilen mit rund 400.000 Mitglieder vertreten. Dem Kolpingwerk in Deutschland gehörten 1996, 276.000 Mitglieder in 2.800 Kolpingsfamilien an, darunter knapp 60.000 Mitglieder der Kolpingjugend."

Wo dieses Gesellenhaus stand, ist im Moment nicht zu ermitteln, vermutlich dürfte es jedoch nahe der Kirche errichtet worden sein.

Peter Weber & König, Solingen.

 

1870 am Mühlenplatz; diese relativ kleine Kirche ist der Vorläufer der heutigen St. Clemens-Kirche. Im Saal der Wirtschaft J. Hilgers (links, direkt neben der Kirche) fanden früher auch Theateraufführungen statt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Zeichnung von J. H. Knothe aus dem Jahr 1829 verdeutlicht, wo diese Kirche gestanden hat (eine dritte ist noch rechts neben der ev. Stadtkirche zu erkennen). Noch standen die im oberen Bild zu sehenden Häuser links und rechts der Kirche nicht. Solingen war eben noch ein kleines, gemütliches Dorf.

 

1950: die Stadt war zerbombt, das Mühlenplätzchen eine riesige freie Fläche. Neuer Mut kam zurück, man wollte auch mal wieder fröhlich sein. Kirmes inmitten der Stadt. Nun ja, bis heute ist genug Zirkus dort geblieben.

aus: Heribert Kremer: Solingen, Bewegte Zeiten - die 50er Jahre, Wartberg Verlag, 1998