Pött

Obwohl die Solinger Industrie auf Wasser gründet und es dauernd regnet - Solingen ist keine Stadt der großen Gewässer. Allenfalls der Bäche und kleiner Tümpel. Aber kein natürlicher See ist zu finden, als künstlicher ist die Sengbachtalsperre als Trinkwasserreservoir außer zum "drumherum Wandeln" tabu. Trinkwasser wurde früher, wie üblich, in Brunnen geschöpft. Man nannte sie, wenn sie gefasst waren, Pött

 

Die Solinger Talsperre wurde um die vorige Jahrhundertwende gebaut, eine volle Wasserversorgung aller Häuser gibt es seit den Aufbaujahren nach dem 2. Weltkrieg. Bis dahin waren solche Brunnen an Einzelhäusern oder in Hofschaften lebensnotwendig.

 

 

Fotos aus Illustrierte Zeitschrift "Meine Heimat", 1934

 

Der Begriff Pött ist mit dem bergmännischen Pütt (Grube) verwandt und identisch mit dem englischen pit (auch für Grube, Bohrung). Auf Warenterminbörsen treffen sich die beruflichen Spekulanten ebenfalls in pits, getreppten Vertiefungen. Dass Ihnen dabei das Wasser oft bis zum Hals steht, liegt in der Natur der Sache, sprich der Kurse.

Sogenannte Wassergerechtsame gehören zu den ältesten "Bürgerrechten". Die Besiedlung des Bergischen Landes erfolgte von Westen, vom Rhein her, den Flüssen (Wupper, Sieg, Agger, Ruhr, Lenne) folgend, dann die Bachtäler hinauf. Abseits der Bäche - und damit vor allem auf den Höhen - konnte man erst siedeln, als man Brunnen grub oder Quellen nutzbar machte, einfasste (andere Namen: Born, Sprung). In Hofschaften und kleinen Siedlungen waren Rechte und Pflichten am Brunnen fest geregelt.

Quellen galten bei den Germanen als heilig ("Heiliger Born" in Gräfrath, Sonnborn in Wuppertal). Quellwasser symbolisiert Reinigung. Auch die christliche Taufe hat diesen "heidnischen" Symbolursprung. Eine Verunreinigung von Brunnen und Bächen wurde im Mittelalter oft mit dem Tode bestraft. Klöster sind immer an Quellen und Bächen bzw. Flüssen gegründet - aus Versorungs- wie aus Symbolgründen.

 

1929 wurde das Manhauser Pöttfest wiederbelebt. Andere Pötts, teilweise auch "befeiert", sind am Unnersber und in Breidenbach (Richtung Wupperhof).

Mankhausen ist eine der ältesten Ortschaften des alten Merscheid / Ohligs. Es waren etwa 30 Häuser mit knapp 200 Menschen, die um und von diesem Pött lebten. Der vom Pött abgehende Bach hieß ursprünglich Kirbergsbach (nach dem Landwirt Kirberg). Der Pött befand sich auf dem Grundstück der Familie Küll. Jährlich wurde ein Pöttmeister gewählt. Zu den Festen flankierten Jungfrauen den Pött und schöpften Wasser. Möglich, dass das Fest daher zum Aussterben verurteilt ist. Wasser statt Sex, igitt.

 

 

Seit 1565, als gut 450 Jahre, sprudelt das Mankhauser Wasser. Die Pöttköniging (welch eine herrliche Krone) und der Pöttkönig bewachen den Born, die Jungfrauen schauen vewässet, de Pöttmeister hebt weihvoll die Hand, der Pöttälteste kann das Wasser noch lassen und die ganze Hofschaft hat sich in Schale geworfen. Um aus einer gläsernen das Wasser zu schlürfen.

Aus eigenem Erleben in den 50er Jahren darf ich hinzufügen: Es wurde nicht nur Wasser getrunken. Dies zur Ehrenrettung der Mankhauser.

(Fest Anfagn 30er Jahre).

 

So lieblich dieses Wupper-Tal auch aussieht, der Fluss war seit Beginn früher Industrialisierung (ausgangs Mittelalter) nur noch bedingt als "Lebenswasser" nutzbar. Allenfalls die Fische der Wupper (berühmt waren Wupperforellen) konnte genutzt werden. Das Wasser war mehr und mehr vor allem durch Einleitungen aus den Kotten und Fabriken verschmutzt und erreichte Mitte des vorigen Jahrhunderts den Zustand der lebensbedrohlichen Giftigkeit.

Links oben ist Burg Hohenscheid zu sehen.