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Messer- und Scherenschleifer |
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Im eigentlichen Sinne stellten sie nicht her, sie machten fertig. Die geschmiedeten (mit dem Hammer geschlagenen) Klingen mussten einen Schliff bekommen, der sie erst zu dem machten, wozu sie benötigt wurden: zum Schneiden. Der Schliff aber ist und bleibt mancher Klingen Geheimnis. Wer jemals als Laie in der Küche ein Messer gewetzt, also geschärft hat, auf dass es "schnitt wi'n duder Honk bitt" (schneidet, wie ein toter Hund beißt), weiß das zu bestätigen.
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„Hannt se Arbeït, hannt se keïn Water! ... sagten sie scherzhaft über sich selbst. Bliebe hinzusetzen: „Sind se am Suppen, |
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Schleiferromantik Sie lebten in kleinen hutzelig-heimeligen Hütten am lieblichen Rand der wunderschönen Wupper, standen oder besser gesagt beugten sich den ganzen Tag mit krummen Rücken von einen staubspeienden Schleifstein, soffen montags Schnaps bis zum Umfallen und waren mit 40 meist tot, an Staublunge gestorben. Herrliche Zeit der heldenhaften Schmiede, auf die wir heute so stolz sind, weil wir uns weigern würden, so zu leben, wie die armen Schweine früher leben mussten.
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Der Blaumühlenkotten bei Rüden. |
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Existiert noch heute, allerdings nicht mehr als aktiver Kotten - und mit neuer Brücke.
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Schleifkotten im Heidberg Grundsätzlich existierten solche Kotten in immer wieder gleicher Form, jedoch zum Teil anderer Nutzung. Das größere konnte durchaus - auch etagenweise - Wohnung sein und der Anbau (Kotten) die Werkstatt. Es gab auch Ensembles, die ausschließlich als Werkstatt dienten und die Wohnhäuser sich dann ggf. um den oder die Kotten gruppierten. Allen aber gemeinsam waren die Wehre, an denen man Wasser für die ober- oder unterschlächtigen Wasserräder aufstaute. Das regenreiche bergische Wetter sorgte im allgemeinen für permanent vorhandene Energie.
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Bei dieser Gelegenheit muss man einfach auf eine genial gute Solinger Kotten-Internetsite von Michael Tettinger hinweisen: Achtung: auf dieser Seite von Michael Tettinger nach unten scrollen, da stehen Stories über die Kotten. |
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Schwertschleifer bei der Arbeit. Was hier noch irgendwie heldenhaft aussehen mag, war in Wirklichkeit ein mörderischer Beruf. Mit 35 Jahren an Staublunge zu sterben war nicht außergewöhnlich. |
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Messerschleifer Dieser berühmte Holzschnitt von Amman aus dem Jahre 1568 erzählt irgendwie - im gequälten Gesicht - vom Leid er fahrenden oder stationären Scherenschleifern: obwohl von höchster Nützlichkeit, wurden sie - das Kastenwesen lässt grüßen - als eher "minderwertig" angesehen. Und wahrscheinlich nicht selten auch so behandelt, zumindest, was die Bezahlung angeht. 1794, als letzte, erhielten sie übrigens in Solingen das Zunftprivileg. Andere Bruderschaften hatten sich bis dahin längst überlebt. |
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Exponat im Klingenmuseum |
In halb gebückter Haltung, den Hintern auf eine schräge Holzplatte gedrückt, standen diese Kerle den ganzen Tag am Stein - ohne Mund- und Augenschutz, ohne Händewaschen zur Pause. |
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Ungefährlich wa es nicht, das schleifen ....
aus: Rosenthal, Solingen - Geschichte einer Stadt, Band I |
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Früher Arbeitsgerät, heute Zierde im Garten: die zenterschweren Schleifsteine. |
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Auch heute sind die Arbeitsbedingungen und -gerätschaften sehr ähnlich denen von etlichen Jahrzehnten. Schleifen - und damit "gute Messer" - sind und bleiben Handwerk, das neben dem Fingerspitzengefühl jahrelanger Erfahrung bedarf und einer unendlichen Geduld. Und so leidet diese Solinger Qualität eben am Charakteristikum unserer Zeit, der Verschiebung der Werte hin zu schnell, billig, von äußerem Glanz. Deshalb wollen immer weniger Konsumenten bezahlen, was ein handgemachtes Messer kostet.
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Als der Nationalstolz, das Bewusstsein, Bester unter den Großen zu sein, voll erblühte, durfte die Verherrlichung der Bergischen und Solinger Industrie nicht fehlen. Und so beginnt dieser Band geradezu zwangsläufig mit einer "Reportage" über die Remscheid-Solinger Stahlindustrie. |
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Auszüge: |
"Ein krauses
Gewinn von Höhenrücken und wasserreichen Tälern deckt weite Gebiete des
Bergischen Landes."
"Stets wird Neues ersonnen, immer wunderbarer gestalten sich die Maschine
; der Dampf, die Dampfturbinen, die Elektrizität liefern jetzt die
treibenden Kräfte. Das gewerbliche Leben vollzieht sich in rastloser
Hast. Wer hat da noch Zeit, sich um das Verflossene, Alte, Rückständige
zu kümmern?!" |
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Einer der noch sehr wenigen verbliebenen Schleiferkotten, der Wipperkotten |
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Fotos: Michael Riemey, Solingen Wenn das mal keine ungesunde Arbeitshaltung war ! Dass man dann abends "ferdig für't Mängken" war, ist klar (übersetzt: bettmüde). Ganz zu schweigen davon, dass man in Solinger Kotten noch nie etwas von Ordnung und Saubrkeit, schönem Aussehen und gepflegtem Ambiente gehalten hätte. Man könnte sagen: geht auch nicht, bei diesem Dreck. Oder auch: man kapitulierte. |
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Der Arbeitsplatz: eng, aber praktisch. Und Gerätschaften nebst Einrichtungen wurden so lange benutzt, bis sie buchstäblich auseinander fielen. |
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Ein Waffenschleifer bei der Arbeit. Auch die Methapher, dass hier die Funken sprühen, kann nicht darüber hinweg täuschen, wie primitiv der Arbeitsplatz eigentlich ist. Irgendwie zwischen genialer Praktikabilität und improvisierter Unaufwendigkeit. Es ist unglaublich, mit welchen Verhältnissen sich die Arbeiter abgefunden haben. |
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Eine Aufnahme aus dem Stadtarchiv. Irgendein Kotten, der Name würde keine Rolle spielen, in jedem anderen wäre gleiches zu sehen. Männer, die kaum älter als das Bubenalter sind. Kinder, die früh beginnen müssen, den Lebensunterhalt zu verdienen und ihre Lungen voll Dreck saugen, so dass ihr Leben eher nur kurz währt. Selbst die wenigen "Alten" sind bei näherem Hinsehen noch in einem Alter, in dem heute macher gerade mal sein lustvoll-langes Studium beendet. Da gönnt man den Mannen hier doch ihr Schöppken Bier.
Und so sind die Gesichter der Solinger "Arbeitshelden" einer näheren Betrachtung wert: |
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Die drei Schelmischen |
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Wenn schon Staublunge, dann auch en Piepken |
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Waren bestimmt die vom Betriebsrat ;-) |
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Der Club der weisen Denker |
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Noch nicht ganz im Leben angekommen, noch ein wenig Kind und Bube |
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Der Nestekack, der Jüngste, inmitten seiner Kameraden |
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Su send se,
aus: 100 Jahre Schirmfurnituren Kortenbach & Rauh |
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