Mit Fug und Recht darf man sagen: Solingen ist eine süße
Stadt. Weil Dr. Willy Hillers, Chef der Pfeffermünztaler-Fabrik nahe
Gräfrath, den Vorsitz eines Ausschusses in der Süßwarenindustrie hatte,
konnte er dank eines guten Angebotes der Stadt, den Standort der deutschen
Süßwarenfachschule nach Solingen holen. Seit dem werden dort so gut wie
alle Lehrlinge der Verführungs-Branche und ihre Meister ausgebildet.
Zahlreiche Schüler aus dem Ausland belegen die Bedeutung und Qualität der
Schule. Zum Leidwesen Solinger Kinder sind die Tage der Offenen Tür,
sprich des Naschens, jedoch sehr beschränkt.
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Der Verein Zentralfachschule der Deutschen
Süßwarenwirtschaft e.V., der die Schule betreibt, hatte ursprünglich
seinen Sitz sogar im alten Gräfrather Rathaus, nachmaligem Klingenmuseum
und heutigem Museum Baden. Mit diesem für die damalige Zeit typischen
Gebäude imposanter Nüchternheit fing die Schule an, die inzwischen um
einen modernen Hörsaaltrakt erweitert wurde. |
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Es wäre ja die erste Solinger Chronik gewesen, die
als Jubiläumsschrift auf Titel, Innentitel oder wenigstens weit vorne im
Text Gründungs- oder Jubiläumsjahr nennt. Nein, so bleibt auch dieses
sehr informative Buch der Solinger Tradition treu, man muss die Zahlen
irgendwo im Fließtext nachlesen.
1948 wurde ein Ausschuss gegründet, der eine Schule
vorbereiten sollte
1951 wurde ein Trägerverein gegründet
1952 begann die Lehrtätigkeit in Gastbetrieben, u. a. Hillers in Solingen
1952 wurde der Grundstein zur Schule in Gräfrath gelegt
1953 war Richtfest
1954 wurde die Schule eingeweiht
1989 Erweiterungsbau |
ZDS Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft
De-Leuw-Straße 3-9, D 42653 Solingen-Gräfrath
Layout: Dresenfunke, Leverkusen
Druck: Druckhaus Garcia, Leverkusen |
Der gesamt Komplex besteht aus Schulräumen, Küchen und Werkstätten,
Wohnheimen, Aula.
Die Schule hat jährlich an die 400 Schüler, führt etliche Veranstaltungen
und Seminare durch, an die 1.000 Teilnehmer kommen jährlich nach
Solingen; zur Zeit sind 11 Lehrkräfte festangestellt.
Die Süßwarenbranche setzt in Deutschland über 10Mrd. Euro um, produziert
rund 3 Millionen Tonnen Süßes mit etwa 54.000 Fachkräften in ca. 260
Betrieben. Ein Fünftel der Süßwaren werden exportiert (20.000
vollbeladene LKWs, jetzt wissen Sie, warum die Staus so klebrig und
zähflüssig sind.) |
Da sollten die Berufsemanzen einmal tätig werden:
obwohl dem Vorurteil nach die Damen der Schöpfung sich in Cafés
aufhalten, Kuchen und Pralinen schlemmen, werden diese dann, so
suggerieren die Bilder, von Männern gemacht. Aus Liebe zum, oder aus
Rache am Weib? Aber vielleicht ist es ja auch umgekehrt, wie jeder, der
schon einmal ein Massenbuffet überleben musste, mit eigenen Augen sehen
konnte: Männer sind süchtig nach Süßem, weshalb Sie Damen besonders
mögen. Ach, wie süß. Was mich nur wundert: wieso sind die
Pralinenkünstler alle so schlank ? Da stimmt doch was nicht. |
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Schokoladentafel als Eigenwerbung |
Bestimmt nicht kinderleicht, aber vielleicht ein
Kindertraum: jeden Tag Bonbons kneten und kochen. Es ist schon - für
Laien jedenfalls - erstaunlich, was man aus Zucker plus Farbstoff und
Aromen alles machen kann. Kommt dann noch Schokolade ins Spiel, scheint
der Phantasie keine Grenzen mehr gesetzt zu sein. In jedem Supermarkt
kann man sich davon überzeugen, was Fachleute in Solingen alles lernen
und was sie später daraus in der Praxis machen. |
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Von wirklich einmaligem, bezaubernden, heimeligem
Charme, urgemütlich oder englisch "absolute cosy" waren die Schlafzimmer
der Süßlinge. Nun, wer tagsüber durch den Beruf so verwöhnt wird, der
kann abends die Kargheit einer Klosterzelle ertragen - oder braucht das
sogar, um ein wenig Bitternis des Lebens zu spüren. Schokolade soll ja
rein physiologisch den Körper Glückshormone ausschütten lassen. Also nahm
man sich sein Täfelchen mit aufs Zimmer und fand es wunderbar. So wird es
ganz bestimmt gewesen sein. |
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