Weltstadt 1900

Der Zeichner gibt dem alten Solingen ein Flair, dass an die großen Städte erinnert: so könnte Berlin ausgesehen haben, Wien oder Paris sogar. Der Text der Postkarte allerdings sagt das Gegenteil: bloß weg hier.

"Lieber Vater!
Nach langweil(ig)er u. umständlicher Fahrt hier angekommen. Gestern spielten wir mit d. Kapelle de. 19. Inf. Rgts. zusammen in Münster. Dies Reisen macht bei (.?.)schlechtem Wetter keinen Spaß mehr u. ich wäre lieber in Potsdam. Das Engagement ist auch nicht so günstig wie es uns versprochen war.

Ottmar Zieher, München

Postkarte aufgegeben am
27. Oktober 1898,
Stempel: Kranenhöhe

GRUSS aus Solingen

"sendet Ihnen Ihr
F. Röntgen
Solingen
Kaiserhof
Gruß an Ihre wohllöbl. Angehörigen"

Druck u. Verlag v. Herm. Rabitz, Solingen.

Stempel: Solingen 9.9.(18)97
Absendervermerk: 10. 9. 97

Krankenhaus

"Ev. Armen- u. Waisenhaus."

Auf Bildern der vorletzten Jahrhundertwende ist in der Wupper bei Müngsten eine Insel zu sehen und es hat dort einen Kotten gegeben.

Diesem Zeichner ist dann ganz die Phantasie durchgegangen, er erfindet gleich ein Dörflein samt Kirche unter der Brücke. Das "Müngstener Brückenkirchlein" gewissermaßen.

Auch Burg sieht zur Jahrhundertwende 1900 ganz anders aus - wenn man denn dem Zeichner glauben schenken darf. Denn in dieser dichten Bebauung hat es den Berg- und Burgkopf nie gegeben.

Das allerdings entspricht dann voll und ganz der Realität: der Burger Bretzel ist und bleibt Nationalspeise des Bergischen. Zur Bergischen Kaffeetafel unentbehrlich - und als Zwieback sowohl für Diäten wie auch leichte Mahlzeiten bei Krankheiten geeignet.

Versanddatum:
vermutlich 9. August 1912

Velrag & Druck Kunst-Anstalt Rosenblatt Franfurt a/M.

Das Höhscheider Rathaus in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Es steht noch heute in dieser Form. Allerdings wird man sich wundern, wie schmal es ist, wenn man davor steht. Die Zeichner von damals wussten eben mit der Perspektive umzugehen: sie machten aus Mücken beeindruckende Elefanten.