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Wupperwandern |
„Wir wandern weite Wupperwiesen, Wälder weit - welch
Wunderwelt”, so romantisch jubelnd beschrieben Wanderer zur vorigen
Jahrhundertwende die herrlichen Herrlichkeiten des
Wupperwunderwanderbergischlandes. Jörg Mortsiefer, selbst begeisterter "Bergic
Walker" aus Wuppertal, hat ein köstliches Büchlein ausgegraben und stellt
die Scans einiger ausgewählter Seiten zur Verfügung.
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Das Buch muss sein Licht ja wohl nicht unter den
Scheffel stellen, aber nämlicher Besitzer das Buch wohl als "dat minte"
kennzeichnen. |
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"Greift nur hinein ins volle Menschenleben" dichtet
Goethe als Aufforderung an den Dichter im Vorspiel zu Faust I. Was
Wanderer wohl wörtlich genommen haben. Widdert als der Bergische Rigi, da
haut's selbst dem fußsohlenschwielen-geplagten weitgereisten Wandersmann
die Wandersocken um die Ohren.
Wie von der (abschüssigen) Zweig- oder erst recht der tief gelegenen
Kanalstraße der Widderter Kirchturm winken soll, bleibt dem Heutigen ein
Rätsel. Denn der schaut allenfalls vor Häuserfronten. Selbst aus etwa
anderthalb Kilometer Luftlinie winkt der Kirchturm eher sehr still - und
die Kanalstraße ist gut und gerne 4 Luftlinienkilometer entfernt.
Hingegen kann man sich in der Schenkwirtschft Königsmühle, Ort und Hort
der Hahneköpperei, immer noch laben und, so wird berichtet, ausgezeichnet
speisen.
In der Tat hat man - auch heute - von Widdert aus einen der wirklich
schönsten Blicke ins Rheinland. An dieser Stelle schwärmt der Schwärmer
ganz zu recht. |
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Ist es denn nur ein Freud'scher Versprecher oder
tiefere Offenbarung. Oder einfach nur üblich, dass uneigennützige
Auskünfte gegeben werden? Übertragen auf heute hieße dies, rufen Sie doch
mal bitte Herrn Oberbürgermeister Haug an, wenn Sie Ihren nächsten
Spaziergang planen ... vielleicht kommt er mit, öffentlich jedenfalls
wandert er gerne. Bei dieser Gelegenheit: in der Tat
gibt es auch in Solingen eine Auskunftsstelle für alle, die hier
unbedingt hin wollen (warum auch immer): |
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Man lese, staune, wandere.
Und suche oder be-suche den Staatsbahnhof Schaberg resp. Solingen.
STAATSBAHNHOF. Wow !!! Die elektrische Straßenbahn
zur Remscheider Talsperre fährt seit rund 60 Jahren leider nicht mehr.
Das Bürgermeisteramt Burg wurde durch Eingemeindung nach Solingen leider
hinfällig ... |
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Der wander- und ortskundige Leser staunt: steinerne Brücke in Müngsten?
Gemeint ist die Straßenbrücke, heute eine Betonbrücke und aus dem
Blickwinkel des Autofahrers als solche kaum noch wahrnehmbar. Und was
immer wieder verwechselt wird: die Müngstener Brücke ist nicht Müngsten -
und Müngsten, heute, nix mehr, einfach verschwunden. |
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Da lacht das Setzer-Auge: erwischt, die Herren Kollegen Drucker. Ein
Spieß! Was das ist? Na, lernen Sie doch selbst Handsatz und Buchdruck ...
:-) |
Jetzt aber braust
Pegasus endgültig wie irre über die Gleitpfade des dicht'rischen
Treibens, jener magisch-schönen Kräfte: Leicht wie der Iris Sprung ...
hüpfet der Brücke Joch ..."
Dass das Bauwerk zu den modernen Weltwundern zählen
sollte, ja, wer hätte es je bezweifelt. Sag ich ja immer: Solingen wird
unterschätzt. |
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Industriereiches Hästen?
Heute ein verträumter vergessener Winkel für traumhaft schönes Wohnen
industriell entledigter träumender Menschen (der, der gemeint ist, wird
es jetzt schon wissen).
Ich weiß gar nicht, warum wir uns heute über Umweltverschmutzung so
aufregen. Klingt es nicht niedlich, die stinkende Drecksbrühe des einst
totesten Flusses Deutschlands als "schwarzes Gewässer" zu bezeichnen? |
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Wieder Müngsten—Burg:
Schön, dass ein Kaiser ästhetisch stören kann. Klingt doch wirklich
staatskonform und aufrührerisch zugleich: Gelobt sei, was im Namen des
Kaisers geschieht, gelobt sei nur nicht der Kaiser. Könnte ganz moderne
Politik sein.
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Solingens Kottologe, Michael Tettinger, schreibt in seiner Homepage zum
Papierkotten:
Die Firma Forstmann legte dagegen 1852 an der Wupper oberhalb der Burg
ihre Papierfabrik an. Beim Bau des Wehrs zu dieser Anlage, wie es im
Volksmund dort heißt "an der Donau", stieß man auf dem Solinger Ufer auf
Reste eines längst verschollenen Kottens, vor allem auf gut erhaltene
Teile eines Wasserrades.«
Die Papierfabrik in Burg ist auch schon tiefste Vergangenheit. Als das
Stauwehr im Zuge der Wupperregulierung bei der Papierfabrik oberhalb von
Burg beseitigt wurde, tauchten wieder Reste des verschollenen Kottens
auf. Einen Bericht darüber fand ich in Die Heimat, 1960, Jg.26, Nr.6,
S.22. Hans Brangs geht in diesem Beitrag auch auf die Forstmann'sche
Papierfabrik ein. Er zitiert die öffentliche Bekanntmachung zum
Bauvorhaben vom 30. September 1854.
Wenn die Quellenangaben von Brangs stimmen, dann wurde die Papiermühle
frühestens Ende 1854 erbaut. |
Merke: damals war Gräfrath noch kein Teil der Stadt Solingen, insofern
ist richtig, dass die Krahenhöhe Gipfellage war. Und der Ausblick auf die
Burg und nach Remscheid ist von der Burger Landstraße aus auch heute noch
zu empfehlen.
Remscheid aber mit Jerusalem zu vergleichen, das
hat es vorher noch nie gegeben und hinterher auch nicht mehr.
Halleluja, Amen. Man fragt sich, ob
solche Wanderdichter nicht wirklich irgendwie an einem Sauerstoff-Schock
oder dem Gegenteil, einer gewissen Blutleere gelitten haben; beides soll
bekanntlich halluzinöse Zustände hervorrufen können - nur so lässt sich
die Vermischung der Sterne mit Remscheids Petroleumslampen erklären. |
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Jetzt wird's abenteuerlich. Ein Raubritter, ein echter, treibt sein
Un-Wesen. Ich glaube, sein Geist schwirrt immer noch durch die
Wupperberge, da er elend erschlagen worden ist.
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Denn so düster sieht die Stelle an der Wupper heute noch aus, an der der
Raubritter einst wütete. |
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