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WWW - Wälder, Wiesen,
Wasser = Bergisches Land |
Würde man für das Bergische eine symbolhafte Märchenfigur
suchen, Dornröschen wäre die rechte. Verborgen hinter hohen Wälder,
Büschen und Hecken, wie versunken im Schlaf, lieblich und reizvoll, aber
eben nicht vom Prinzen wachgeküsst. Andere Landschaften prunken und
prahlen mit ihren Reizen, das Bergische hat dies nie getan und es liegt
seinem Charakter fern. Das Bergische Land ist ein mäßig bergiges Land,
eher ein Hügelland, aber durchaus mit schroffen Klippen hin und wieder,
noch oft und viel bedeckt und versteckt durch Wälder im Wechsel mit weiten
Feldern, Wiesen und Auen - ganz wie der Bergische Bundespräsident, Walter
Scheel, auf dem Gelben Wagen zu schmettern wusste. Ich möchte so gerne
noch schauen ... na, dann tun Sie's doch: |
Das Bergische wird im
Westen durch die Rheinebene begrenzt. Also fällt von den letzten Hügeln
des sanft abfallenden Bergischen Landes der Blick in jene Mulde, in der
die Kirchtürme des Kölner Doms einst Zeugnis kirchlicher
Almmachtbeanspruchung waren, die aber nun durch industrielle Hochhäuser
und wuchtige Wohnfabriken zur Spielzeugniedlichkeit degradiert wurden.
Industrieabgase und eine natürliche witterungsbedingte Dunstglocke füllen
oft die Schüssel der Rheinebene, der überwiegende Westwind weht dann
dieses Gemisch als schwer atembare Luft über die bergischen Hügel. |
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Vielleicht müsste man auch sagen: WWWW, weil
das Wetter eine wichtige Rolle spielt. Es scheint oft übellaunig und
meint es doch gut, denn wem denn dem Wasser verdanken die Bergischen
Reichtum und Existenz: für die fruchtbaren Felder, als unersetzliches
Lebensmittel allerbester Qualität und natürlich als Kraftspender für ihre
Kotten, Mühlen und Schmieden, ihre Bleichereien und Färbereien oder den
Papiermühlen und Lodenwalken. |
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Wind und Wolken wollen wie woanders Wunder
wirken, wälzen wuchtig westwärts. |
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Das eigentlich Bergische, seine Menschen in
ihren Häusern, liegt oft, meist versteckt - eben hinter den Wiesen, in
den Wäldern. |
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Selbst, so Städte wuchtige Mauern bilden, ducken
sie sich gerne hinter waldbestandenen Hügeln. |
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Das Frühjahr wird erwartet. Nach oft nassen, eher
verregneten Wintern und langen kühlen Nächten, den Tagen, an denen auch
die Sonne kaum zu wärmen vermag, geht das Herz auf, wenn erste milde
Frühlingswinde und lange, offene Tage wieder Hoffnung spenden: es werde
grün. Die ersten Blätter seht man dann herbei und schon versöhnt der
Anblick mit einer langen Zeit der optischen Entbehrung des Bergischen
Grüns. |
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Da muss man nicht singen, es güne so grün wenn
Spaniens Blüten blühen, nein, da grünt es schön wenn wupperwärts die
Bäume knospen. |
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Und die Kirschen alle Bienen necken wollen. |
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Wo die Wälder noch rauschen - die Wupper wild
woget. Das Bergische Heimatland, so verkitscht es sich für manchen
anhören will, beobachtet in seinem Text den Charakter des Bergischen sehr
genau und schildert, war wahr ist - keineswegs, was wahr war. Noch
rauschen sie in großer Zahl und nicht selten gigantischer Ausdehnung, die
Wälder (für ein bevölkerungsreiches komprimiertes Land) und die Wupper
wogt wenn nicht wild, dann doch wippend munter in ihrem Bett, dass sich
durch die Wälder schlängelt und markante Täler geschaffen hat. |
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Willst du immer weiter
schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.
Das, mein lieber Wolfgang, beherzigt der Bergische gern und sieht
Bergisches, Sieger- und Sauerland als sein Revier an, in dem zu Wandern
Lust und einzukehren Pflicht ist. |
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Wenn man Werbung kopieren dürfte, würde Milch
des Bergischen sagen dürfen: von glücklichen Kühen. Denn wo könnte es
kuhgemütlicher sein als auf den saftigen Wiesen des Bergischen? |
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Und auch will man Anleihen machen: Durch diese
hohle Gasse ... . Nun wenn auch kein Weg nach Küsnacht führt, aber nach
Kürten und in die Kylf aber allemal und alle Male so wie hier zu sehen. |
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Wer hat Dich, Du
schöner Wald ... Joseph von Eichendorf muss durchs Bergische
gewandert sein, um solchermaßen zu dichten. |
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Und abermals: im Versteckspiel sind sie groß, die
scheuen Bergischen ... |
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Selbst Großstädte auf den Bergen scheinen sich in
den Urwald zu ducken. |
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Und erst recht die tausenden von kleinen
Hofschaften in den Auen, Feldern, Wiesen, Wäldern. |
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Diese Landschaft kann man mit keiner anderen im
deutschen Lande verwechseln, dafür sorgt das einmalige und
charakteristische Fachwerk samt Grün der Fensterläden und Haustüren, der
Schiefer an den Wänden und die Art, wie sich die Häuser zur Hofschaft
verflechten. |
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Selbst da, wo Straße und Hof und Gebäude und Stall
und Kotten unvermeidbar sind, pflanzen die Bergischen noch ihr Gärtchen.
Es kann nie grün genug sein drumherum. Irgendwie sind es - o ja,
URWALDMENSCHEN. |
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Wie gesagt: Verstecken. Wieder einmal. Selbst von
dort, wo man schauen soll, sieht man statt Weite oft nur Winkel der
Wupper und Wogen der Wälder. |
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Das aber ist das Schöne wie die Qual des Bergischen
zugleich, für Wanderer und Wagen gleichermaßen: bergauf, bergab. Hügel
rauf. Hügel runter. Hügel rauf. Hügel runter. Kaum, dass es Bachläufe
gibt, denen man folgen kann, wenn man sich nicht das Ziel vom Bach
diktieren lassen will. Wer, symbolisch gesehen, von A nach B muss, muss
immer Hügel rauf, Hügel runter, Hügel rauf, Hügel runter ... |
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Sind Frühjahr und Sommer schon schön, ist es der
Herbst allemal: Goldener Oktober ist nicht selten und dann legt sich die
Natur noch einmal so richtig ins Zeug. |
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Es ist, als ob die welken Blätter die
Sonnenstrahlen tränken und in sich verglühen lassen wollten. |
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Indian summer? Forget about! Bergisch Herbst.
That's it! |
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Für zwei, drei Wochen vergisst man, welch
Schmuddelwetter bevorsteht, wie eisig es sein kann und zugleich über
Wochen, wenn nicht Monate, kaltfeucht. |
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Im Spätherbst jedenfalls zeigt das Bergische Land
noch einmal, warum es sich versteckt hält: viel zu viele Täler, Winkel,
Auen, Bergzüge und Städtchen sind viel zu schön und zu selbstzufrieden,
um sich Fremden anzudienen. Hier will man unter sich bleiben, weil man
weiß, wie schön es ist. Nicht, dass der Bergische geizig wäre. Er teilt
nur nicht gern. Wenn er gibt, dann vom Überfluss. Und Schönheit der
Natur, nein, das kann der Bergische gar nicht im Überfluss haben. Davon
bekommt er nicht genug. |
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Zeit, sich ins kuschelige Fachwerk- oder
Schieferhaus zurückzuziehen und drinnen der Gemütlichkeit zu frönen. |
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Wahrscheinlich schleicht Remscheids
Oberbürgermeisterin nachts heimlich auf den Turm des Rathauses mit der
einmaligen Aussicht über das Bergische und die Kölner Bucht, um zu
schauen, ob auch alles in Ordnung ist in der Stadt, die ebenso wie
Wuppertal und Solingen ein Patchwork aus vielen Dörfern ist. |
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Und man möchte singen: "Aus grauer Wohnungsmauer,
ziehn wir durch Wald und Feld." Manchmal muss der Blick auf den Baum vor
der Haustüre genügen. |
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Wo sommertags die Aue in verschwenderischem
Grün wuchs und wucherte ... |
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... zieht wintertags ein Hauch von Melancholie über
den Fluss und seine Wiesenufer. Und verkriecht sich in kahlen Wäldern. |
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Nicht zu sagen, was schöner ist. Der Sommer
in seiner Duftigkeit ... |
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... oder der Winter mit seiner gemächlichen Ruhe. |
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... und strömt und strömt und strömt. Seit
jeher schon. Und lange noch: die Wupper, jener eher kleine Fluss, der das
Bergische so groß machte. |
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