Zeitenläufe

"Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer wenn auch hartnäckigen Illusion", sagte einst Albert Einstein. Und so mancher Solinger oder Solingen-Besucher hat den gleichen Eindruck. Sind da nicht alle drei Zeitformen gleichzeitig lebendig? Vielleicht ja. Vielleicht aber auch nicht. Man weïht et nit.

 

 

Die Vergangenheit

 

Das Ohliger Tor 1865, die frühere und heutige Kölner Straße (zwischen Graf-Wilhelm-Platz und Mummstraße) als schmale Gasse, gesäumt von fast einheitlichen Schieferhäusern (die im Kern Fachwerkhäuser sind). Das Gerumpel der Kutschen und Geklapper der Pferdehufe auf dem Pflaster sorgte nicht gerade für eine ländliche Stille. Gleichwohl ist von Hektik keine Spur - was das Zerrbild der "guten alten Zeit" begründete, in der alles seinen Sinn und seine Ordnung hatte. Dass vieles, was heute selbstverständlich ist - fließend Wasser, Hygiene und Gesundheitesversorgung, Feuerschutz – gar Elektrizität oder Kabel- und Internet-Anschluss – nicht im Ansatz vorhanden war, vergisst man nur allzu leicht. Und dass ein Leben eher nur 35, 40 Jahre denn wie heute über 70 währte, ist auch schnell vergessen. Dennoch, wäre die Stadt noch so wie früher, tatsächlich Original, sie wäre eine Weltsensation. Und so kann sie nur noch in unserer Phantasie für Sekunden wiederbelebt werden. 

 

Digitales Gemälde von H.-G. Wenke nach einer Radierung von W. Peters nach einem Aquarell von R. Haag

 

Die Gegenwart

 

Postkarten im Jahr 2006 in touristischer Absicht in den Bahnhofsbuchhandlung Ohligs gekauft. Ein einheitliches Bild der Klingenstadt, denn es gibt nur noch ein paar wenige neue Karten, und die gleichen sich. Sie zeigen ein anderes Bild der Klingenstadt als in den 60er, 70er Jahren (als die uniformen Fensterfassaden dominierten), nämlich mit einem deutlichen Bezug zur Historie. Das Moderne kommt so gut wie nicht vor, allenfalls in einer keck in Bild ragenden Ecke der Clemens-Galerien.

Postkarten: alle Verlag Schöning & Co + Gebr. Schmidt

 

 

Die Evergreens

 

Werbemarken - keine Ahnung, wofür, woher, von wann. Aber dennoch charakterisch für die Dauerbrenner des Bergischen Landes: Bauwerke, die zum Symbol, Sinnbild geworden sind.