30er Jahre Spaziergang

Bei den Recherchen zu Bildern und Orten ergab sich: der Solinger verlässt nicht den Bereich, den er nötigenfalls zu Fuß bis abends wieder erreichen kann. Insofern sind für die Walder die Höhscheider Bilder, für die Widderter die aus Ohligs und für die Gräfrather die vom Entenpfuhl bestimmt etwas, wo sie noch nie waren ...  :-)

 

Das Bild zeigt einen Blick von der Hasseldelle auf Kohlfurt. In der Wupper ist das alte Wehr zu sehen – seinerzeit beliebter Spielplatz für Kinder. Durch den Hügel rechts führt heute die L 74. Das Haus oben am Rand steht in Berghausen. Wenn man den Hasseldeller Weg in Richtung Papiermühle geht, kommt man an dem Punkt vorbei, an dem das Bild entstand.

 

Alle Bilder entstammen einem Buch (Sammlung), das 1937 veröffentlicht wurde und keinerlei Titel, Impressum oder Hersteller- bzw. Verlagsangaben trägt.

Der Nordwall mit einem Blick auf die charakteristischen Türme der katholischen St.-Clemens-Kirche. Autos fuhren so gut wie keine, also konnte man auf den Straßen spielen. Mann stelle sich aber vor, hier hätten Autos parken wollen !

Und von wegen gute, alte, ruhige Zeit: wenn hier ein Bollerwagen oder Pferdefuhrwerk durchrumpelte, da schlief aber keiner mehr weiter, der nicht vom Alkohol durchtränkt war.

 

1930 ging man so aus:

Repräsentativer Bürgermeistersitz (Bürgermeister Dicke) am Dicken Busch, der Goebelsbau. Eine klassizistische Villa in bester bergischer Manier.

 

 

Schon damals hing man der Tradition an und pflegte die Nostalgie. Das betagte Häuschen gibt es schon lange nicht mehr.

 

 

Viele Bücher - vor allem die aus dem Dritten Reich - schwärmen geradezu romantisch über die Lust, die es bereitet, Messer zu schmieden. Eher macht es aber den Eindruck, als sei dies ein verdammt anstrengender Beruf, der zudem unter Bedingungen auszuüben war, die heute schlichtweg auf der Stelle verboten würden. Das gequäle Gesicht spricht Bände.

 

 

Eitel Sonnenschein - und wahrscheinlich wehmütige Erinnerungen - ziehen sich durch dieses Bild. So schön konnte Solingen sein und ist es an manchen Stellen immer noch. Die Frage, ob man allerdings fußläufig mal eben zu Aldi und Lidl könnte, sei besser nicht gestellt. Hier ein Haus im Lochbachtal bei Merscheid.

 

 

An den Wupperauen: der Blaumühlenkotten bei Rüden.

 

 

"Stiller Winkel" nennt der Fotograf sein Bild. In der Tat, das sieht nach Wohnromantik pur aus: freitags wird der Dürpel geschrubbt, nachdem Mutter 6 Stunden in der Waschküche war, das Abwasser fließt auf den Hof und der Vater sitzt im "Dingen" und arbeitet, wenn er nicht, wie hier, gerade mal zum schmalen Fenster rausschaut.