Alltag

Die Banalitäten des Alltags werden oft vergessen. Hier sind einige kunterbunt zusammengetragen, die direkt oder indirekt mit Solingen und seiner Situation zu tun haben. Mal sehen, was sich im Laufe der Zeit in dieser Rubrik ansammelt.

 

Kriegsjahr: Das Kassenbuch eines Wirts in der Kohlfurt. Monatlicher Überschuss 50 bis 100 Mark, und dies sowohl 1942 als auch drei Jahre später, 1945, also nach dem Krieg. In einem Monat, der eigentlich für ein Ausflugslokal Hochkonjunktur sein sollte, dem September. Aber 1942 waren die Männer auf  "Wanderschaft" in besetzten Gebieten und 1945 auf der Flucht - oder längst gestorben. Und die Stimmung in der Heimat alles andere als aufgeschlossen für den Kneipenbummel. Zumal das Geld dafür schlichtweg fehlte.

Ob die Einnahmen allerdings so stimmen, darf bezweifelt werden, da sich im ganzen Buch nur glatte Reichsmark-Beträge finden. Früher aber waren die Preise der Getränke "krumm", also fehlen die Pfennige. Schummelei oder Großzügigkeit?

 

 

 

 

 

 

 

 

Finanzamt 39,50


Walter Vogel 15,78
Getränkesteuer 6,58
Brauerei Beckmann 311,91

 

Einnahmen 501,-
Ausgaben 455,87

 

 

 

 


Zeitung, Radio, Fahrkarte 15,-

Sieper, Mineralwasser Solingen 20,-
 

 

 

Geschw. Müller, Vohwinkel, 6,-

Paul Meis, Solingen 10,-
 


R.W.E. Solingen 9,30

 

 

 

 

 

 

 

Städtische Werke, Wuppertal 3,26
Brauerei Beckmann A.G., Solingen 40,32


Brauerei Beckmann A.G., Solingen 155,-

 

 

Einnahmen 364,50
Ausgaben 258,88

 

 

 

 

 

Auf der Suche nach dem echten Germanen, nach nationalsozialistischem Ideal. Das machte ich nicht vor der Schule halt und Turnen, Körperertüchtigung, geriet so in den Sog der Kriegsvorbereitung.

 

 

 

Es darf und kann verwundern, dass es in Solingen bereits 1950 einen offensichtlich sehr aktiven Schulverein gegeben hat, der sich mit eigenen Drucksachen an die Öffentlichkeit gewendet hat.

Registriert beim Wirtschaftsministerium NRW
Lizenzträger: Erich Storsberg, Solingen-Wald
Druck: Buchdruckerei B. Boll, Solingen

 

 

Ein erschütterndes Bild über die Traumatisierung, die der Krieg erzeugt und hinterlassen hatte. Sowohl in der Mentalität des Textes als auch seiner Aussage.

 

 

 

 

Doch auch in und trotz aller Not: es regt sich Protest.

Solingen lebt wieder !

 

 

Und ewig kämpft das Weib

1958. Von wegen, die Welt war in Ordnung. Der Fortschritt machte riesigen Kummer. Die Arbeitnehmer verdienten viel Geld und hatten viel Freizeit. Und was begann damit? Probleme über Probleme. Zumindestens für die Frauen:

 

Was also tun mit den Frauen, der Freizeit, dem Do-it-Yourself und dem Wirtschaftswunder. Nun, der Bericht weiß Rat: "Bisher bleiben die Hausfrauen in puncto Freizeit leider benachteiligt. Es wäre daher sehr gut, wenn die Berufstätigen einen Teil ihrer verlängerten Freizeit an Samstagen dafür aufwenden, der Hausfrau die Arbeit zu erleichtern!"

 

 

 


Vielleicht sitzt der Gleichberechtigungsgedanke bei Frauen seit dieser Zeit so tief, dass jetzt eine leibhaftiger Ministerin, Bayerin von Geburt, total durchknallt. In einer Zeit, da wir über 5 Millionen Arbeitslose haben, fordert sie allen Ernstes, ihren weggebliebenen Verstand offen legend:

 

 

 

 


Über lange Zeit war die SPD ja bloß zur Lachnummer verkommen. Allmählich wird sie zur öffentlichen Gefahr. Weil sie sich von der Realität abkehrt.

Zurück zur Nostalgie. Freiheit ist nämlich so eine Sache. Selbst der Film über die Freiheit wäre beinahe nie in diese gekommen:

Große Freiheit Nr. 7 von Helmut Käutner
mit Hans Albers, Ilse Werner, Hans Söhnker, Gustav Knuth, Günther Lüders, Hilde Hildebrand

Nach dem Krieg Inbegriff der Sehnsucht nach Freiheit und großer weiter Welt.

Heute wahrscheinlich auch noch, wenn man das Thema nur fetzig genug darstellen würde.

 

Filmprogramm 1950
Druck: Conrad Kayser, Hamburg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Europa-Palast ist ein Düsseldorfer Kino


Der Text aller Texte: La Paloma, die Taube

Der Film wurde 1943/44 gedreht

 

 

Ist die Welt lernfähig? Sind wir lernfähig? Können wir mit unserer Lernfähigkeit die Welt verändern?

Manchmal mag man meinen,  nein.

Dieser Text, vorgetragen von der unvergessenen Grand Dame des deutschsprachigen politischen Kabaretts, Lore Lorentz aus dem Kom(m)ödchen-Programm 1950 "Bloß keinen Streit vermeiden" ist so aktuell, aktueller geht's nimmer.

Und wer jemals Lore Lorentz live erlebt hat, wird sie jetzt im Geiste deklamieren hören, wenn er den Text liest. Gemäß der SPD-Schmidtin (siehe oben) natürlich auch jede, die es liest.

Ergo biete ich Ihnen an
für Männer: den Text
für Frauen: die Textin
für beide: die Textilien