Ausflugslokale

Per pedes, wie denn sonst?, waren diese Lokale früher zu erreichen. An Sonnensonntagen, an Feiertagen im Frühjahr und Sommer, da wanderte man zwei, drei, vier Stunden, um sich dann in einem Ausflugslokal etwas richtig Tolles zu gönnen: zum Beispiel den von zu Hause mitgebrachten Kartoffelsalat. Ausflugslokale haben in Solingen Tradition, viele "uralten" existieren heute noch.

 

Ob zum Ausflug oder nur mal schnell auf ein Bier - zahlreiche Solinger Lokale hatten und haben legendären Ruf. Und viele von Ihnen gibt es schon lange nicht mehr.

 

Streichholzschachel-Aufkleber Solinger Lokale und einer Kaffeemarke

 

Ein wirklich dickes Lob hat sich (wieder einmal) Peter Wilmanns mit seiner Wipperauen-Retrospektive verdient. Das pure Surfvergnügen.
 




Wupperhof, ein seit dem Mittelalter existierender Wupperübergang bzw. Häuser an diesem Fleck. Die Wupper umfliesst Solingen östlich und südlich, grenzt das Stadtgebiet also halb ein. Die Brücken und Furten waren daher immer schon strategisch wichtige Punkte. Ihre Lage entlang der Wupper:
1. Kohlfurt
2. Müngsten
3. Burg
4. Glüder
5. Wupperhof
6. Haasenmühle
- mehr gibt es nämlich gar nicht, die auch heute noch als "richtige" Straßen benutzt werden.

 

"Wupperhof -
Berg. Land"
Bromsilber-Imitation, ohne Verlagsangabe

Diese Postkarte rief einen erfrischend-köstlichen Disput zwischen etlichen Fachleuten hervor: ist das Spiegelbild der Häuser im Wupperwasser reprografisch einkopiert oder war die Wupper wirdklich einst an dieser Stelle "glatt wie ein Kinderpopo" und zeigte glasklar die Welt kopfstehend?

Wupperhof, eine Ortschft und ein Restaurant, das über eine lange Zeit zu einer "festen Einrichtung" in Solingen zählt.

Und nicht zu vergessen der Männergesangsverein Wupperhof, der zu den besten der Stadt gerechnet wird.

 

Dieser Blick auf Wupperhof, vom Klingenpfad aus gesehen (in etwa am Ende der Straße "Höfchen", diese biegt neben der "Loos Maschinn" von der Börsenstraße in Widdert ab) zeigt, wie schön das Bergische Land und insbesondere die Wupperberge rings um Solingen sind. Links von der Brücke beginnt Wüstenhof, auch heute noch ein Handvoll alter Fachwerkhäuser.

SOLINGEN
Auf dem Klingepfad bei Widder
(> Satzfehler auf Postkarte)
Nach Original-Farbfoto
Verkehrsverein Solingen e.V.

Die Aufnahme entstand zur Zeit des Neubaus der Brücke - um 1935???

 

Wupperhof zum Dritten: wer jetzt nicht glaubt, dass Solingen und das Bergische Land ein Bilderbuch-Motiv sind, dem kann kaum noch geholfen werden. Die Rehlein jedenfalls sind sich sicher: hier lässt sich gut grasen. Und die Autofahrer auf der Brücke: hier lässt sich gut rasen. Denn wenig später wurden auf dem Straßenabschnitt nach Witzhelden hinauf wirklich Autorennen ausgetragen - Name: Klingenring-Bergrennen.

 

Postkartentext auf der Vorderseite:
"HISTORISCHE GASTSTÄTTE WUPPERHOF bei Solingen-Widdert
(Inhaber: Wilhelm Everts) - Am Wege zum Musterdorf Rüden - Altbergisches Restaurant - Pension - Wochenende - Gesellschaftszimmer - Saal"

Anm. Im Dritten Reich war Rüden ein "Musterdorf" im Gau Rheinland / Düsseldorf.
 

Zweimal Fähr, die herrliche Mini-Ortschaft unterhalb Widderts, nahe bei Rüden, am Südrand Solingens, in einem der schönsten Abschnitte der Wupperberge. Das Ausflugslokal Fähr existiert noch und wird wie eh und je als  "Erholungsstation" auf Rad- und Wandertouren genutzt.

 

"Gruss aus dem Wupperthal"

Verlag v. Hugo Kühler Leichlingen

Poststempel: 10. April 1909
"Postkarte.
Herrn Oberlehrer Dr. Feiler
Neuenbürk, Württemberg"
 

Ganz offensichtlich hat um 1912 ein Besitzerwechsel stattgefunden, wobei das Piano dieses unbeschadet zu überstanden haben scheint ... :-)

 

Verlag Gebr. Heßmer, Solingen

Poststempel 27. Juli 1913 (???)

Haus Friedensthal östlich von Gräfrath, im Wuppertal Richtung Burgholz/Cronenberg. Hier konnte die Wupper auf der sog. Teufelsbrücke gequert werden, eine Fußgängerbrücke, für die sogar einst Wegegeld erhoben wurde. Dies war einst eine beliebte Gaststätte, man liest, sie hätte bis zu 1.000 Gäste im Garten bewirten können.

 

In Ohligs, im heutigen sog. Naherholungsgebiet Ohligser Heide, stand und steht die Schwanenmühle, sommertags auch ein Ausflusglokal-Klassiker.

"Restaurant zur Schwanenmühle bei Ohligs.
Besitzer H. Schlicker"

Verlag Hans Teuber, Ohligs
ohne Jahresangabe oder Poststempel

Ganz eindeutig eine sog.  colorierte Schwarzweiß-Aufnahme

 

Die "Schwaanen-Mühle" (bei Ohligs) in den zwanziger Jahren. Mit dem Auto fuhr man bis zum Gartenlokal vor, plumpste an den Tisch, trank ... und ging zu Fuß nach Hause? Min Lewen nit, sëiht dr Soliger. Und die Kinder wurden derweilen damit beschäftigt, sich wiegen zu dürfen

 

Cramers Kunstanstalt, Dortmund

Inhaber der Schwaanen-Mühle waren seinerzeit übrigens Geschwister Schlicker; sie priesen ihre "Restauration u. Kaffee"

 

Der nahe gelegene Engelsberger Hof bezeichnete sich sogar einst als Kurhotel.

 

Wipperaue, noch heute ein typisches Ziel für den Sonntagsausflug, war schon vor mehr als 100 Jahren ein beliebter Treffpunkt im Grünen.

"Sommerlokal Wipperau
Besitzer: Robert Evertz
Post Aufderhöhe
Station Landwehr
40 Min. von Höhscheid
Grosse Säle u. Gartenanlagen"

Verlag W. Fülle, Barmen

 

 

"Floragarten, Wipperaue
Besitzer: Robert Evertz
Post Aufderhöhe
Fernruf 20542 Solingen
Großer und schöner Ausflugsort des bergischen Landes. 2000 Personen fassend. Jeden Sonntag und Mittwoch Konzert. Eintritt frei. Tanzfläche im Freien. Großer Autoparkplatz"

Verlag und Foto H. Henckels, Solingen-Aufderhöhe
Poststempel 3. Juli 1939

 

 

 

 

Der Floragarten, eigenwillig coloriert auf einer Lichtdruck-Postkarte.

 

Die Wupperberge sind, objektiv gesehen, schön. Natürlich zieht man heute spektakulärere Landschaften vor. Wo man Fun-Sport betreiben kann. Hier, im Bergischen, kann man "nur" Wandern.

Ausflugslokal Friedrichsaue, zwischen Wipperaue und Fähr/Rüden

Verlag Max Biegel, Elberfeld
nachkoloriert
courtesy Peter Wilmanns

 

 

Aufderhöhe als Ausflugsort. Was heute kaum noch in den Sinn kommt, war seinerzeit durchaus Realität. Das weitläufige Aufderhöhe war im ganzen Solinger Bezirk für seine Ausflugs- und Tanzlokale bekannt. Der Bergische Hof in Aufderhöhe hat manche Ehe gestiftet - so auch die meiner Eltern.

Eine echte Siebensternfotokarte im Verlag Paul Sprenger
Bergisch Gladbach
Poststempel 3. Januar 1956

 

 

 

 

 

Wipperaue

 

Kahnfahren auf der Wupper war vor rund 100 Jahren und danach absolut "in" und "angesagt". Wahrscheinlich fand man das "geil" oder "porno", jedenfalls war es hip und megamäßig, cool und echt krass. Oder einfach nur vergnüglich, amüsant,

Kohlfurther Brücke (heute Café Hubraum, Solinger Seite), Kahnverleih am Wuppertaler Ufer, "Strandcafé" (nicht im Bild).

Verlag Zeller & Vogel, Darmstadt