Eisenland 2

"Wie Feuer und Wasser" sagt man, wenn sich zwei Dinge oder Eigenschaften widersprechen, nicht zueinander zu passen scheinen. Doch genau das Zusammentreffen dieser Gegenpole ist die Grundlage der Bergischen Metallindustrie. Ohne Feuer keine Erzschmelze und damit kein Eisen oder Stahl und ohne Wasser keine Kraft, um die Hämmer zu betreiben, mit den geschmiedet und geschliffen wurde.

 

Doch manchmal war das eine zu viel, das andere zu wenig. Zu wenig, oder zu teuer, meist der Rohstoff, Eisen und Kohle. Und zu viel sehr oft das Wasser, das dann in Zeiten heftigen Regens oder schneller Schneeschmelze die zuweilen engen Bachtäler zu reißenden Canons werden ließ und die Stauteiche regelrecht überflutete. Und dann rauschten ganze Wasserfälle über die Staumauern und die Dämme, die den Bach zähmen sollten.

 

 
 

 

 

... und logisch, dass die Schmiede, der Kotten mehr als nur "nasse Füße" bekam. Die Schäden waren teils immens, existenzbedrohend.

 

 

Und natürlich kam auch das genaue Gegenteil vor. Noch 1964 bot sich dieses Bild bei Glüder: die Wupper war schlichtweg ausgetrocknet. Zu früheren Zeiten hätte das wochenlange Arbeitslosigkeit bedeutet.

 

Während die einen arbeiten mussten, in den Schmieden und Hammerwerken, vergnügten sich die anderen. Am Clemenshammer im Morsbachtal wurde einst eine Wasserrutsche gebaut: ein hölzernes Schiff wurde die Rampe hochgezogen und sauste mit mächtigem Schwall in den Teich.

Womit bewiesen wäre: die Vergnügungsparks wurden im Bergischen Land erfunden. Und zwar im Jahre 1903, Eröffnung am 31. Mai, Pfingstmontag. Fahrpreis: 1 Silbermark.

 

Der für die Auslösung des Mechanismus vorgesehene "Kapitän" bekam übrigens bei der Jungfernfahrt Angst und schiss sich auf dem nahen Lokus die Hosen voll.

 

Leider hatte man nicht bedacht, dass beim schrägen Eintauchen in den Teich die Wasserwogen (Schwerkraft lässt grüßen) ins Boot zurückschwappt. Und so wurde alle 40 Fahrgäste, vor allem im vorderen Teil, bis auf die Haut geduscht, durchtränkt. Lachen und Fluchen soll sich die Waage gehalten haben. Erst später bekam das Schiff einen einigermaßen funktionierenden Schwallschutz.

 

 

Nur zehn Jahre später ließ ein anderer Gastwirt am Clemenshammer diese Holzrodelbahn errichten - Prototyp heutiger Achterbahnen.

 

Ein Wasserfahrrad, um 1900. Solche abenteuerlichen Pontons hat es auch z. B. im Diepental noch lange nach dem 2. Weltkrieg gegeben.

 

 

Aber zurück zur Arbeit ...

 

Mit solchen Schleifsteinen, übermannshoch, umzugehen, war alles andere als ein leichtes Spiel. Selbst wenn wesentlich kleinere Steine beim Laufen brachen, gab es unweigerlich Tote.

 

Bequem war das Arbeiten in den bergischen Metallberufen - hier beim Sensenschleifen - noch nie.

 

 

Gearbeitet wurde, solange es noch irgendwie ging. Und davon bekam man einen krummen Buckel, wie hier deutlich bei einem Cronenberger Nagelschmied zu sehen ist.

 

 

Monotonie und Konzentration schlossen sich nicht aus, sondern waren gewissermaßen unzertrennlich. Man konnte nur wirklich wahrer Meister werden, wenn man die Geduld hatte, jahrein, jahraus das gleiche zu tun und damit sein Können zu perfektionieren. Und das hieß, eine Arbeit, einen Handgriff, tausende, hunderttausende, millionen Mal zu wiederholen.

 

 

Und schließlich etwas zum Raten: Welche Form von Maschinenbe- und -verarbeitung findet hier statt? Antwort: gar keine. Bei der renommierten Wuppertaler Klischeeanstalt Brockhaus stellt man die Druckstöcke für das Buchdruckverfahren her. Mit Kameras und Graviermaschinen, die seinerzeit "hochmodern" genannt wurde. Das, was die Herren auf den drei Fotos machen, erledigt man heute mit einem Scanner der 100-Euro-Klasse. Wer mit Farbe umzugehen weiß, in wesentlich besserer Qualität als seinerzeit und mindestens um den Faktor 100 schneller.