Eng an eng

Das sagt der Solinger, wenn es sich "knubbelt", etwas wirklich dicht aufeinander kommt. Eng an eng standen die Häuser in der Solinger Innenstadt. Ausgehend von einer schon 1781 angefertigten ziemlich genauen Straßenskizze lässt sich nachweisen, dass bis zur Zerstörung im Bombenhagel 1944 die Solinger Altstadt in ihren hauptsächlichen Straßenzügen völlig unverändert geblieben ist. Nur die Anzahl der Grundstücke wurde durch Teilung immer mehr - die Grundstücke kleiner - und die Häuser standen Wand an Wand, eben eng an eng.

 

Diesen Plan fertigte Stadtgeometer Fritz Strohmeyer 1903 im Maßstab 1:1250. Auf dieser Internet-Seite ist er leicht vergrößert wiedergegeben - etwa im Maßstab 1:1000. 1 cm des Planes sind 10 Meter in der Realität. Wenn man sieht, dass manche Grundstücke und damit Häuser einen halben Zentimeter - und weniger - breit sind, weiß man um die "Gemütlichkeit" der Häuser und Wohnungen: vielleicht gerade mal 4 bis 5 Meter breit. Aber gemessen an heutigen "Reihenhäusern", die man so als junges Paar teuer erwirbt, hat sich eigentlich bis heute nichts geändert ...

 

 

 

An dieser künstlichen Einfärbung lassen sich die Gassen und Strassen von Altsolingen samt einiger Gässchen und Stichstraßen besser erkennen.

 

Diese Einfärbung zeigt

... die heute noch existenten Straßen (z. T. andere Namen, breiter, leicht geänderter Verlauf) in ziegelrot

... die in etwa noch erhaltenen letzten Reste früherer Straßen in orange (z. B. die Lieferstraße zwischen Haupt- und Goerdeler Straße war früher Ost- und Nordwall, die Rostertreppe existiert noch, ebenso eine Andeutung der Johannisstraße, ein Treppen-Fußweg von Quelle bis Eiland.

...in gelb die neuen Bereiche, vor allem das Eiland, eine Vergrößerung des Kirchplatzes (heute Fronhof, die wahrscheinlich urspünglichste Keimzelle der späteren Stadt) und die erst vor wenigen Jahrzehnten angelegte Goerdeler Straße, ganz grob gesehen teilweise auf dem Ostwall II. Die Goldstraße heisst jetzt Linkgasse und im oberen Teil Ohliger Tor

Eine wunderschöne Animation zur Identität der Straßenzüge hat Peter Wilmanns angefertigt (Flash-Animation, "alt und neu")



 

 

Eine Reihe wunderschöner Aquarell-Zeichnungen hat der Maler W. Brabender im Laufe seines Lebens über die Solinger Altstadt angefertigt. Er betrieb eine Kneipe auf der Kanalstraße und malte in seiner Freizeit wunderhübsche Motive. Einige wenig davon, die die alten Gassen zeigen, sind hier wiedergegeben und helfen vielleicht, die im Plan erkennbare Enge in eine 3D-Vorstellung umzusetzen.

Auf dem Brunnen (Brunnenstraße?)

W.  Brabender

Druck und Verlag: Schreiber & Fey, Solingen

 

 

Klosterwall

(Ich persönlich zweifle, ob dies der Klosterwall ist; viel er könnte es in erster Vermutung der Grashof sein, der vom Klosterwall abzweigte und Richtung Kirche führt. ABER: Der Baum links neben dem Kirchturm legt nahe, dass das Kirchenschiff rechts ist, also kann der Blick nur von Südosten auf die Kirche fallen; in dieser Richtung und mit diesem Blick gibt es aber laut Plan oben überhaupt keine Gasse. Ob sich der Maler hier nicht vielleicht der freien Phantasie hingegeben hat?)

 

 

Der Nordwall

Dieser Blick ist historisch völlig korrekt, was sich auch mit Photos belegen lässt.

Interessant die Gegenüberstellung der Perspektive im Sommer wie im Winter.