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Feuerwehr 3 |
Es gab tatsächlich einmal im 18. Jahrhundert eine
Verordnung in dieser Stadt, nach der jeder, der eine Wohnung oder Haus
bezog, einen Eimer Wasser bereitzustellen hatte, falls es einmal brennt.
Nun, ob diese Maßnahme ausreichend war, darf bezweifelt werden, denn die
Anlage der Brandteiche und die irgendwann einsetzende Organisation der
Freiwilligen Feuerwehren lässt auf anderes schließen. Übrigens machten
Feuerwehren erst Sinn durch Erfindung von technischem Gerät, das durch
Spezialisten zu bedienen ist. Davor war der Eimer, der von Hand zu Hand
ging und die daran Beteiligten in der Tat die Feuerwehr.
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Die Feuerwehr hat ihren Ursprung in der
Turnerschaft. Weil diese Kerls (damals war Turnen für Mädels und Damen
höchst unschicklich) "Muckies" hatten (Muskeln) und in guter Kondition
waren, konnten sie in den Stresssituation von Bränden und andern
Unglücken schneller rennen, besser zupacken, vielleicht auch mehr die
Nerven bewahren. Die erste Solinger Feuerwehr wurde 1850 gegründet, der
Turnverein hatte 300 Mitglieder bei rund 10.000 Bewohnern in Solingen.
Die Jungs hatten reichlich zu tun, denn immer wieder brannten die im
Innern hölzernen Häuser der Stadt - oft gewaltig und dramatisch. Und noch
öfter brannten Scheunen. Inmitten der Stadt wurden im Laufe des 18. und
19. Jhdts. verschiedene Brandteich (Wasservorrat) angelegt.
Übrigens gab es schon 1554 eine Feuerordnung für
das Herzogtum Jülich-Cleve-Berg; das sich vor allem auf die
ordnungsgemäße Anlage und Pflege der regulären Feuerstätten (Öfen aller
Art) konzentrierte und eine halbjährliche Inspektion vorschrieb. |
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Die FF fand Unterkunft auf dem ehemaligen
Johanniterhof, der 1803 im Zuge der Säkularisation dem Staat zufiel. |
Frommer Spruch, dem sich so manche
Volksweisheit zugesellt:
„O heiliger Sankt Florian, verschon´ mein Haus,
zünd' and´re an!"
St. Florian in Wien-Heiligenstadt/Döbling; in diesem Hause wohnte 1817
Beethoven. Hier schrieb er die 6. Symphonie, der Pastorale und arbeitete
an der 9., der Unvollendeten. |
Die
schriftlichen Zeugnisse der Florianslegende haben sein Leben und sein
Sterben im frühchristlichen Frühjahr des Jahres 304 jahrhundertelang
poetisch ausgeschmückt. Das Volk jedoch wußte von ihm noch etwas
Schöneres. Von Mund zu Mund wurde eine wundersame Tat des Knaben Florian
verbreitet: Er hatte, so klein er noch war, einen Hausbrand mit einem
winzigen Kübel Wasser gelöscht. Weiterhin blieb ein Köhler in einem
brennenden Meiler unversehrt, als er Florian zu Hilfe gerufen hatte. So
bekam der zur Zeit der Christenhasser Diokletian und Macimin Ertränkte,
der mit einem Mühlstein um den Hals in die reißende Enns geworfen wurde,
gegen Ende des Mittelalters die Attribute Feuer, Haus, Wasserkübel oder
Krug. Die früh aufgeschriebenen Floriansberichte setzen die Märtyrerakten
des 2. und 3. Jahrhunderts fort.
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Nein, das ist sie NICHT, die freiwillige Feuerwehr,
sieht aber so aus, wenn sie sich selbst auf den Arm nimmt. Dise
Turner-Profitruppe war zum Festabend zur Unterhaltung der Gäste
eingeladen und hat sicherlich gut vormachen können, wie die Übungen
nächsten auszufallen haben ... |
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Doch diese hier sind echt: Als es noch preußisch
zuging in Solingen, durfte die Pickelhaube mit dem Blitzableiter auch bei
der Feuerwehr nicht fehlen. Und Säbel gehörten auch dazu. Wie man Feuer
mit Säbeln, Schwerter und Degen bekämpft, ist zwar nicht überliefert,
sieht aber hübsch aus. |
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Wahrscheinlich sind die Floriansjünger mit einem
Fluch belegt: Weil sich Feuer und Feier so ähnlich klingt, wissen sie
nicht, was jeweils beim Alarmruf gemeint ist. Vorsichtshalber
veranstaltet man mal immer wieder zwischendurch eine zünftige Feier um
künftige Feuer zu vermeiden. Oder, wie es die FF Schlagbaum perfekt in
ihrem Festheft annonciert:
"Bitte kommen Sie, wenn wir feiern
—
wir kommen, wenn es brennt!"
Dieser Bitte sollte
sich keiner verschließen und daher hat dieses Heft zum Jubiläum auch mehr
Annoncen und "Reklame", als je ein anderes Fest- und Jubiläumsheft in
Solingen hatte und hat. Jeder, der 1983 ein Unternehmen oder Geschäft
betreibt, scheint vertreten zu sein. |
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Den meisten Bürgern wird gar nicht bewusst sein,
wie viele Feuerwehren in dieser Stadt existier(t)en. Die Werksfeuerwehren
wurden reduziert, da es die Unternehmen nicht mehr in der Ursprungsform
gibt. |
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Und dies ist ein offizielles Löschgerät der
Freiwilligen Feuerwehr, LG 5, Solingen-Böckerhof. Na dann Prost. |
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Mal wieder typisch für die Jungs von der Feuerwehr:
der Kerl steht mit den Schuhen in den Flammen und sucht verzweifelt nach
dem Feuer. Und der andere ist trocken gelaufen, weil er sich im Kürmel
der Gerätschaften verheddert hat. Und alles freiwillig. |
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als Repro im ST 30,7,1988 |
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