2003: Hitzerekord

Fast ist es egal, ob es noch heißer wird. So heiß war es in Solingen wenn nicht noch nie, dann jedenfalls seit Ewigkeiten nicht mehr. Der Sommer 2003 ist dabei ein Jahrhundertsommer zu werden, obwohl er in den Augusttagen kaum zu ertragen ist. Vor allem der hohe Ozonwert ist nicht unbedrohlich.

 

Freitag, 8. August 2003

Messungen im Garten:
Schatten- und Sonnentempertur

(Anm.: "Indoor" ist falsch, da das Gerät für die Messung außen stand und damit indoor=outdoor ist)

39,4° C = 103° F

 

Es geht auch anders:



Das Satellitenbild zeigt kaum Wolken über ganz Zentraleuropa.

 

 

 

Alle Screenshots: www.wetteronline.de

Die Temperaturkarte zeigt Tropenwetter an. So rot war Deutschland noch nie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vergleichswert: Heißer Sommertag "normal".

 

Diese Werte haben Seltenheitswert.

 

 

Nur hin und wieder einzelne lokale Gewitter.

 

 

In der Region Solingen herrscht Wüstenklima.

 

 

Zum Vergleich:

 

 

 

 

Der Maximalwert beträgt 8, nur im Gebirge 9. "Es geht noch" hinsichtlich UV-Einwirkung.

 

 

 

 

 

Die jeweiligen Höchsttemperaturen eines Jahres.
Für Solingen in dieser Form nicht verfügbar, aber in etwa mit Essen vergleichbar und die Kurve von Düsseldorf bestätigt den Verlauf.

 

 

 

 

Katastrophal dagegen die Ozonwerte, sie liegen bereit ca. 40 % über dem Grenzwert.

Um 19 Uhr betrug der Wert 281 Mikrogramm pro Kubikmeter, in Deutschland der siebthöchste Wert, in Marl wird derweil der "Rekord" mit 315 Mikrogramm/cm3 erreicht.

Auch am Folgetag ist der Spitzenwert in etwa gleichhoch (274).

 

 

Trockenheit noch nicht in den Talsperren, auch nicht in der Solinger Sengbachtalsperre, aber bedrohlich niedriger Wasserstand im Rhein. Die Schiffahrt steht kurz vor der Einstellung. Da hat man fast schon vergessen, dass es auch Hochwasser gibt.

Erste Ziffer: durchschnittliches Mittel
Zweite Ziffer: Pegel am 8.8.03

Bei Oberwinter könnte man den Rhein durchwaten.

 

 

Die 1-Jahres-Rückschau für Köln, das (fast traditionell) um die Jahreswende ein Hochwasser erlebte und den verheerenden Pegelstand in Dresden, der im August 2002 extremen Schaden anrichtete. Während vor exakt einem Jahr Dresden in den Fluten versank, kann auch hier die Elbe durchwatet werden, das Wasser ist nur noch rund 80 cm seicht.
(Rote Linien = Hochwassermarke)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inzwischen, 1 Jahr später, Ende Juli 2004, hat sich die Lage wieder normalisiert. Im August noch das Niedrigwasser, im Winter dann wieder ganz normales Hochwasser und seitdem wieder alles normal. Bis zum nächsten Hoch-Tief-Heiß-Kalt-Rekord.

 

 

Dienstag, 12. August 2003

Langsam hat der Wahnsinn Methode. Ganz Deutschland ist ein Glutofen. Es gehen die Nachrichten, dies sei der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zwar versprechen die Meteorologen Abkühlung in den nächsten Tagen, indes trocken die Flüsse weiter aus und die Todesfälle nehmen im Land dramatisch zu.

heutiger Pegel Rhein:
Worms 72 cm
Koblenz 74 cm
Oberwinter 69 cm
Düsseldorf 92 cm
Emmerich 73 cm

 

 

Solingen ist heute mal wieder ausgesprochen "reizend": Atemwege, Lunge und Kreislaufe danken herzlich für die Ozonvergiftung. Das Gehirn stellt das Funktionieren ein. Keiner, der nicht über erheblich Konzentrationsstörungen klagt, Schlappheit ist kein Grund mehr, es jemanden zu sagen. Wer nicht leidet muss krank sein.

 

Spiegel-Online, 21. August 03:
Das dramatische Ausmaß der Hitzwelle dieses Sommers kommt erst nach und nach ans Licht. Vor allem in Frankreich hatte der Hitzeschock wegen der Ferien im August und einer nicht auf solche Eventualitäten eingestellten medizinischen Versorgung zu einem wirklichen Massensterben geführt. Auch in Deutschland ging vor allem in Altersheimen eine Sterbewelle um, die weit über dem statistischen Mittel lag. Viele Menschen sind ganz einfach ausgetrocknet und insofern an Kreislaufschwäche gestorben.

 

 

Der Spiegel, 1. 12. 2004

Von Markus Becker

 

Menschen mitschuldig an tödlicher Hitzewelle

Klimaforschern ist ein Durchbruch gelungen: Erstmals ist der menschliche Einfluss auf eine einzelne Naturkatastrophe erfasst worden. Die Hitzewelle vom August 2003, die in Europa mehrere Zehntausend Tote gefordert hat, war demnach größtenteils die Folge von Umweltverschmutzung.

Statistiker zählten in den ersten beiden Augustwochen des vergangenen Jahres zwischen 22.000 und 35.000 Tote mehr als sonst in Europa zu erwarten gewesen wären. In Frankreich stieg die Sterblichkeitsrate in den beiden Hitzewochen gar um 54 Prozent. In Deutschland waren Schätzungen zufolge rund 7000 Tote zu beklagen. Der Sommer 2003 war nicht nur der wahrscheinlich heißeste seit dem Jahr 1500, wie Forscher jetzt im Wissenschaftsmagazin "Nature" schreiben. "Gemessen an der Zahl der Todesopfer war es die größte europäische Naturkatastrophe der vergangenen 500 Jahre", sagt Gerd Jendritzky vom Deutschen Wetterdienst in Freiburg.

Nun scheint auch festzustehen, dass der Mensch die Katastrophe zu großen Teilen mit zu verantworten hat. Es besteht eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 90 Prozent, dass der Hitzesommer 2003 kein Zufall war, sondern mindestens zur Hälfte auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückgeht, schreiben britische Klimaforscher in "Nature" (Bd. 432, S. 610). Ihre Modellrechnungen haben ergeben, dass die Umweltverschmutzung etwa durch Treibhausgase das Risiko extremer Hitzewellen mehr als verdoppelt habe