Solingen ist weiß - 1

Solingen ist grün. Und manchmal ist es auch weiß. So ganz richtige Winter, Schneewinter, gibt es in Solingen kaum, nur ganz selten. Aber wenn es denn einmal schneit, in den, auf die, um die Wupperberge herum, dann werden aus den Solingern echte Winterwichtler, denen rote Nasen wachsen und aus den Hinterwäldlern (also den Solingern an sich) werden Winterwäldler. Und man sieht: im Wald müsste auch mal wieder aufgeräumt werden.

 

Oben: Gnomni luekus
Rechts: bei Rüden

 

 

 (alle Fotos: hgw)


 

Zum Befestigen der Bäume im lockeren Erdreich der Abhänge werden dann Eiszapfen in den Boden getrieben, auf denen sich die krummen Bäume stützen können.

 

Eben: so ganz weiß ist es auch im Winter nicht, denn was echtes Solinger Grün ist, das setzt sich auch im Winder durch und trotzt der größten Kälte.

 

Dann sind auch die einsamen Wege in Solingens Wupperbergen noch einsamer und .... üüüber siiiiieeeben Brücken muss' Du geeeeeeehnnn,

 

In Wintertagen allerdings kann man ein Phänomen beobachten, dass man sich öfter wünscht: die Wupper ist ein glasklarer, grün schimmernder Fluss, in dem man bis auf den Boden schauen kann. Fast ein Gebirgsbach.

 

 
 

 

 

Dann sind die Auen der Wupper noch einsamer und ruhiger als sonst und strahlen den Charme einer nur mild "gezähmten" Landschaft aus, die sich in weiten Teilen mehr oder weniger selbst überlassen ist und dadurch ihren Charme bewahrt.

 

Die Ortschaften, geschmiegt an die Berghänge, wirken dann fast schon ein wenig unwirklich, zerbrechlich. Fürkelt, unterhalb Widderts im Tal des Weinsberger Baches.

 

Widdert mit der kleinen, markanten Kirche, umrahmt von weiten stillen Feldern.

 

Königsmühle, Weegerhof - alles liegt im fast grafisch-pittoreskem Charakter wie erstarrt.

 

 

Dann schaufelt sich der einsame Schneeräumer durch die Stadt - über total abgetaute Straßen. Und es ist wie beim Holzfäller-Witz in der Sahara: Dieses Räumfahrzeug fährt nicht erst, wenn die Straßen frei sind, nein, die Solinger Straßen sind (ernsthaft) toll und vorbildlich geräumt, damit man wieder fahren kann. Was die Räumung behindert sind allenfalls die Fahrzeuge, die auch im Tiefwinter mit Hochsommerreifen unterwegs sind.

 

 

Solinger sind geborene Wanderer. Ist der Schnee da und sind die Straßen geräumt, dann kennen sie nur noch ein Vergnügen: hinauf auf die Straße und jedes Auto als ein Störenfried angesehen .... Das Waaaaaaaaandern ist des ....

 

 

Zu heiß. Zu kalt. Zu Wetter

Nichts ist schöner, als das Wetter schlecht zu reden. Scheint die Sonne, ist es zu warm. Fällt kein Schnee, haben wir keinen richtigen Winter mehr. Schneit es, soll das Frühjahr kommen. Man zahlt viel Geld, um im Urlaub in heiße Länder zu fahren, ist es in Solingen heiß, kann man es nicht aushalten. Merke: egal, welches Wetter, es ist das falsche.

Endlich mal wieder ein richtiger Winter. Wir alle hatten vergessen, dass Februar der eigentliche Wintermonat ist, und im März keineswegs eine gesetzlich verankerte Garantie besteht, dass schon alle Bäume und Blumen blühen müssen. Nein, ein richtiger Winter, der nicht locker lässt, ist sogar für das Bergische Land in den letzten Jahrhunderten der völlig normale gewesen. Nur jetzt, da es mal ein paar Winter lang eher viel zu warm war und der Normalwinter vergessen war, jetzt meinen die Leute, ja, das wäre die Klimakatastrophe. Vorbei die Zeiten, in denen wir uns danach gesehnt haben, es wäre kühler:





 

Keineswegs ungewöhnlich für Bergisches Wetter: der Winter nistet sich ein.

Quelle:

wetteronline

 

Der Solinger vergisst gerne die Welt um sich herum, wenn es ums Wetter geht. Dass auch andere frieren – egal. Warum ausgerechnet Solingen?

 

Trost für Solingen: nirgends in Deutschland ist es warm.

 

 

Aber worüber regen wir uns in Solingen mit den momentanen Tiefsttemperaturen von minus 5 Grad (gilt immer für 1 m Höhe, sind am Boden ca. 8 Minusgrade) denn wirklich auf? Die im Süden des Landes trifft es arktischer, sibirischer, the-day-after-mässiger.

 

 

 

 

Dazu passt vielleicht ein Friedhof-Bild - oder die frohe Botschaft, dass Widdert, wie es scheint, an der Grenze zu Sibirien liegen könnten, vom Kohlsberg ausgesehen jedenfalls:
 

 

 

 

 

 

Nein, Pessimismus ist nicht angesagt, auch im Winter hat Solingen seinen wunderschönen Reiz der Kombination von städtischer Beschaulichkeit in mannigfacher Natur.

 

Bild oben und links: Widderter Höhenrücken, von der Straße Höhscheid-Kohlsberg aus gesehen.

 

 

Der Irler Hof im Winterschlaf
 

 

Merscheider Kirche, von Höhscheid aus gesehen
 

 

Museum Baden, Gräfrath, leicht verschneit
 

 

Damit niemand den nächstjährigen Tannenbaum klaut: Wächterfiguren

Es gibt frohe Kunde: Schneeglöckchen haben den Schnee abgelöst. Das Frühjahr ist da. Selten so spät wie in diesem Jahr, 2005, nämlich erst Mitte März.

 

 

 

 

 

Fazit:

Das Wetter im Bergischen ist typischerweise wechselhaft. Was die Leute zur Schlussfolgerung veranlasst: man kann sich nicht drauf verlassen.

Das ist Bergische Logik !