Solingen ist grün - 8

Der Vorteil des (vielen Solinger) Regens: es grünt. Gerne beschweren sich die Solinger über das Wetter. Regnet es, ist es nicht recht. Scheint die Sonne, erst recht nicht (sie sind es ja nicht gewohnt). Doch obwohl Solingen vor allem westlich von Industrie umzingelt ist und nicht immer unbedingt die sauberste Luft abbekommt, macht das viele Grün der Stadt einiges wieder wett. Und Wetter. Wetten?

 

Im Rahmen der Regionale 2006 wurde das Gelände um den ehemaligen Hauptbahnhof neu gestaltet. Solingen erhielt wieder einmal mitten in der Stadt "jede Menge Grün" und darf sich trotz aller tristen Flecken und mancher Häuserfluchten durchaus seiner "grünen Lungen" freuen.

 

Nicht dass ganz Solingen ein Biotop wäre. Aber nahe Wipperaue ist eines das den erbetenen Schutz unbedingt verdient.

 

 (alle Fotos: hgw)

Denn hier wachsen tolle Pflanzen. Wie zum Beispiel diese Wupperorchidee. Glauben Sie nicht? Wissenschaftlich hat sie den Namen "orchis dissulto montii", dissulto = abspringen ist die Übersetzung von Wipper (wippend, springend), also Wupper; montii aus dem Bergischen Land stammend. Es geht die Sage, wer sich beim Anblick der Pflanze etwas wünscht, der darf darauf hoffen, dass sein Wunsch zufällig erfüllt werden könnte.

 

Der weitere geschichtliche Verlauf Solingens liegt übrigens schon fest. In einigen Jahrhunderten wird der Urwald zu wuchern beginnen und alles, was einst auf Kalendern verewigt wurde, unter seinen grünen Lianen verdecken ... huuuuhhhuuuuuu..... aus made in Solingen werden dann Maden in Solingen. Igittigitt. Armer Wipperkotten.

 

Zu Kotten, Blume und Biotop gelangen Sie übrigens, wenn Sie diese innerstädtische Normalstraße benutzen !
(Anmerkung der Redaktion: keine Fotomontage)

 

Wieder wird Ihre Glaubensfähigkeit vor eine harte Probe gestellt: Dieses Loch, gerade mal 2 Meter hoch und nicht breiter, ist eine offizielle Straße und Zufahrt zu einer Hofschaft. Wenn Sie es nicht glauben, fahren Sie mal nach Heidberg. Biegen Sie, von der Kotter Straße kommend auf der Kirschbaumer Straße so scharf nach rechts hinten ab, dass Sie erst wet nach links auf den Bürgersteig fahren müssen, um die rechte Rückwärtskurve zu schaffen. Ist kein Witz, sondern seit Jahrzehnten Solinger Verkehrspolitik und Straßennormalilität.

 

Durchfahrloch unter der Eisenbahnstrecke SolingenOhligs

Und mit Verlaub gesagt, hinter der "Teufelsinsel", im Heidberg, geht's schlupflochartig weiter.

 

Deshalb wird es Ihnen auch leichter fallen zu glauben, dass alle Rindviecher in Solingen nicht schneller als 50 km/h unterwegs sein dürfen und sich Hornochsen dauernd auf der Vorfahrtsstraße befinden, rein (verkehrs)politisch gesehen.

Gesehen in Widdert, dort ist Landleben völlig normal.

 

Kennen Sie das Spiel: "Ich sehe was, was Du nicht siehst"? Na, was sehen SIE denn auf Anhieb erst mal nicht, was aber, sieht man es erst, ganz klar ist? Auflösung am Ende der Seite.*)

 

Hatten wir ja schon mehrfach, kann aber nicht oft genug gesagt werden: In Solingen gibt es nur Wald- und Wiesenkirchen. Verstecken sich hinter gründen Hügeln oder unter Bäumen. Hier die Weeger Kirche, St. Suitbert (von der Kotter Straße aus gesehen)

Suitbert war ein Schüler und einer der ersten Mitarbeiter des hl. Willibrords. Er bekam eine Rheininsel bei Düsseldorf geschenkt, das spätere Kaiserswerth. Hier gründete Suitbert im Jahre 710 ein Kloster. Von hier aus unternahm er seine Missionsreisen ins Bergische Land. Suitbert starb im Jahre 713. Seine Gebeine ruhen noch heute in einem Schrein in der Basilika von Kaiserswerth.

 

Die Ketzberger Kirche, von der Schweizer Straße aus gesehen (rotes Hausdach am Bimerich)

 

 

Also lassen wir der Natur ihren  Lauf, sie überwuchert Solingen aufs optisch Angenehmste. Letzte pflegerische Maßnahmen helfen ja immerhin, die kleinen grünen Menschen zu finden, die in den grünen Häusern leben, inmitten der Grünanlagen.

 

 

So wohnt man in Solingen, zum Beispiel auf dem Karl-Schurz-Weg im Weegerhof.

 

Mystisch-geheimnisvoll: die Beckmannstraße

 

Pausenplatz am Wipper Kotten - mitten im Grünen die grüne Bank.

 

 

Die Wupperbrücke in Müngsten; sie verbindet Solingen und Remscheid und wurde in napoleonischer Zeit gebaut. Jetzt eine Fußgängerbrücke, nahm sie früher den gesamten Verkehr der Fuhrwerke und später auch der Autos auf. Sie wurde durch eine schwungvolle Betonbrücke ersetzt, die man als solche kaum erkennen kann, wenn man die Straße entlang fährt. Die kurios gestufte alte Brücke scheint der Ewigkeit zu trotzen.

 
 

 


Solingen ist grün. Aber manchmal ist es auch weiß.


Und zum Schluss: M. Osper entdeckte dieses grüne Auge der Natur am Balkhauser Kotten.

 

 
     

*) Auflösung: Die Reiterin direkt unterhalb des Baumstammes.