Formulare


Das Ende des papierlosen Büros ist zwar entgegen der Ansicht all derjenigen, die Ursache mit Wirkung verwechseln (nämlich den Ausdruck mit dem Datensatz) langsam in Sicht. Die Daten werden längst nicht mehr "auf Karteikarten" gespeichert, sondern "im Computer" - und allenfalls noch ein Ausdruck davon erstellt. Aber der digitale Datensatz ist eben "amtlich" - und nicht mehr der Ausdruck. Früher war das anders. Nur das Papier zählte.

 

Gestaltung und Wortwahl kamen - nach heutigem Empfinden - auf Formularen eher "gestelzt" daher. Eine Lehre wurde "durchgemacht", den Gehilfenbrief gab es aufgrund des Zeugnisses des Lehrherren und hinter das Datum der Ausstellung setzte der Schreiber bedeutungsvoll einen Punkt. "Basta !", hieß das dann wohl.

 

Mädchen waren wohl nicht vorgesehen, denn sie mussten handschriftlich in die Urkunde eingesetzt werden. Oder war schon zu Beginn des Krieges das Papier ausgegangen?

Am gleichen Tag ausgestellt wirkt diese Urkunde fast schon modern. Schlicht und einfach, aber keineswegs geschmacklos.

Was aber auch ihr bleibt, ist die majestätisch wirkende Mittelachse, die selbst bei den Unterschriften beibehalten wird. Diese Mittelachse ist lange Zeit das Zeichen von Urkunden gewesen. So wie Blocksatz bei amtlichen Schriften geradezu Pflicht war.

 

 

Auch privat-wirtschaftliche Zeugnisse als Urkunden wurden gerne auf Mittelachse getrimmt.

Auch hier die Wortwahl, die heute so weit weg klingt: "Ihr Austritt erfolgt auf eigenen Wunsch infolge Verheiratung." Klingt irgendwie nach Unfall oder so ...

 

 

Wie sagt man heute: "Mach mal eben schnell 'ne Kopie"!?. Hieß früher, die Daten mühsam von Hand aufschreiben. Aber wieso mühsam, die Leute waren es gewöhnt. Ob jemand sich 1912 hat träumen lassen, es könne mal später einen Apparat geben, der Formulare auf Knopfdruck vervielfältigt?

Für Schriftentwöhnte: Die am 4. dss. Mts. [dieses Monats] erfolgte Geburt des Kindes Maria Elisabeth Müller, Tochter von Fahrradfabrikarbeiter Johann Müller und dessen Ehefrau Apollonia geborenen Justen hierselbst Hermannstrasse 18 ist heute in das hiesige Geburtsregister eingetragen worden.

Es fällt auf: 2 Schreibfehler und kein Lang-s bei Justen