Solinger Kreis-Intelligenz-Blatt 1894 - 7

Gibt es objektiven Journalismus? Klare Antwort: nein. Es wäre ja auch das Langweiligste von der Welt. Zeitungen leben durch die Auswahl und Interpretation der Meldungen, ihre Art der Aufmachung, die Betonung ihrer Wichtigkeit der Artikel und Themen durch Headline und Größe. Und ebenso wenig gibt es "informatorische Anzeigen", sie sind allemal animatorisch, wollen auf direktem Wege Einfluss nehmen: kaufe, komme, guck mal hin, wäre das nicht etwas für Dich?

Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom Freitag, den 18. Mai 1894

Turnvater Jahr höchstpersönlich lädt zur Versammlung ein und allerlei andere Vereine ebenso: die Fauna (die in Gräfrath, eher nicht, denn das Vereinslokal ist in Clauberg) und der Stenographenverein, der gute alte. Ach ja, waren das noch Zeiten damals. Als man noch in  und in der Harmonie sang, sofern man Arbeiter bei Coppel war. Man beachte übrigens die Anfangszeiten: abends 8 oder 9 Uhr. Da kam man ja nie zu Bett?!

Eben weil wir nichts wissen von der Vergangenheit erscheint uns Heutiges so aufregend neu. Zum Beispiel der Preiskampf der Discounter. Alles alte Hüte, pardon, ausgelatschte Schuhe: Carl Müller ist billiger wie jede andere Concurrenz und die billigste Reparaturwerkstätte am Platz. Basta. Lidl und Aldi sind auch nicht anders.

Schon damals: Kirmes am Mangenberg.

Und ein Damenorchester unter Leitung eines Herren.

Kaffeekränzchen mit Dortmunder Bier.

Auch hier wieder keine Adresse. Man weiß also, wo wer wohnt - und hat Montagmorgen Zeit zum Kegeln. Toll. Pikfein, gewissermaßen. Oder haben die nur einen Stich gehabt?

Man beachte die Kirmestage. Nicht wie heute üblich Freitag, Samstag, Sonntag, sondern Sonntag (nach der Kirche !) und zwei darauffolgende Tage.

Zeitunglesen à la anno schnuff: Lesen Sie im Original von 1894 (vorausgesetzt, "deutsche Schrift" = Fraktur ist für Sie lesbar):

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