Quittung

"Für etwas die Quittung bekommen" ist eine Redensart, die nichts Gutes verheißt. Doch Quittungen und Rechnungen waren einst auch eine einträgliche Einnahmequelle für die Druckindustrie: sie mussten nämlich erst mal alle gedruckt werden. It's gone with the computers ...

 

Gebührenmarken als Quittung für städtische Verwaltungsleistungen

Der "gute, alte" Freiherr vom Stein muss der Verwaltung wohl schon immer als eine Art Freiheitsheld vorgekommen sein: Seine berühmte Denkschrift vom 27. April 1806 “Darstellung der fehlerhaften Organisation des Kabinetts und der Notwendigkeit der Bildung einer Ministerkonferenz” strotzte vor Grobheiten, war aber inhaltlich korrekt. Stein übte schonungslose Kritik am traurigen Zustand der verkommenen preußischen Staatsverwaltung, insbesondere an dem unsinnigen System der geheimen Kabinettsräte, und machte zugleich Verbesserungsvorschläge. Er entwickelte das Prinzip der Fachministerien mit Ministern, die durch Gesetz und Öffentlichkeit in ihr Amt berufen werden. Das monarchische Prinzip war damit teilweise unterhöhlt. (aus einer Internetseite)

 

 

Na, das sieht doch offiziell aus, offizieller geht's doch gar nicht mehr: Betrag zweimal wiederholt, Stempel genau ins Datum geknallt, unleserliche Unterschrift, irgendetwas durchgestrichen: wenn so kein amtlicher Vorgang aussieht, wie denn sonst? Das hat sich bis in die Arbeiterklasse herumgesprochen.

 

Bestellform Nr. 19
Industriegewerkschaft Metall für die Bundesrepublik Deutschland
Verwaltungsstelle Solingen

Selbst kleine Quittungen (Größe DIN A 6, Postkartengröße) können hübsche Geschichten erzählen und sind - nach Vorstellung der damaligen Gestalter - so eine Art "Mini-Katalog": sie informieren und repräsentieren.

 

 

Der Vorläufer der Computer: das Nummerierwerk; Quittungen und Rechnungen wurden beim Drucken fortlaufend nummeriert (vor der jüngsten Rechtschreibreform: numeriert); so konnte kein Beleg verschwinden, ohne aufzufallen.

Und außerdem: da kam die Stadt noch zum Bürger; eine Zahlstelle Mittelgönrath lässt vermuten, dass es auch noch andere überall in der Stadt gab.

 

H.L 25.000  7. 36
 

Eine typische Drucknorm:
H. L. steht für die Druckerei, 25.000 gibt die Auflage an und 7.36 das Druckdatum, also Juli 1936

Möbelkauf ist Vertrauenssache. Und deshalb reichte auch der so beliebte Zweckform-Allzweck-Quittungsblock vollkommen aus, um zu bestätigen, was ver- und gekauft wurde: Möbel. Welche, spielt ja nun mal keine Rolle. Hauptsache: Möbel. Immerhin bekam man 1966 für 340 Mark - 170 Euro - noch Möbel. Irgendwelche, jedenfalls.

 

 

Bei guten Kunden machten sich sogar Einzelhandelsgeschäfte richtig Arbeit: da wurde die Schreibmaschine bemüht, auf das man eine Rechnung mühsam zuammenhackte. Man beachte vor allem: 29,50 DM, 15 Euro, reichen für die Montage von etlichen Gardinen und Stores vollkomen aus. Seinerzeit, jedenfalls, in den wilden 68ern.

 

 

Und wenn's dann mal schneller gehen sollte, dann wurde eben flink ein Kassenzettel mit der Handausgefüllt. Auch wenn der Betrag höher war als der mit der mühseligen Schreibmaschinen-Rechnung.

Vor allem dürften ja tausende Angestellte hier zu Diensten gewesen sein:

"Sie wurden bedient von 2302"

 

 

Kennt noch so mancher, dieses renommierte Fachgeschäft auf der Kirchstraße. Und, wie hieß der Spruch vom orangenen Ei? Richig: Osram, hell wie der lichte Tag.

 

 

Für ein solch prächtiges Exemplar mit Stempeln und Vordruck-Nummern bekäm man ja heute fast eine ganze Sende- und Sender-Lizenz, anstatt nur eine Empfangsgenehmigung ... !!!

 

5. Febr. 1950
 

Rückseitige Quittierung über die Monatsgebühr: 2 DM.