Rechnungen

Eine Rechnung war seinerzeit - in der Vorcomputer-Ära - eigentlich immer ein Formular zum Ausfüllen. Per Hand oder Schreibmaschine wurden die Daten eingetragen. Warum aber eigentlich musste man Rechnungen drucken? Kein Gesetz schrieb es vor, aber das Gesetz der Logik: da Drucken teuer und Druckereien im allgemeinen ehrlich waren, hätte kaum einer die Chance gehabt, mal eben schnell, wie heute per Computer und Laserprinter oder PDF-File, eine Rechnung zu fälschen. Das Gedruckte war also zugleich "Brief und Siegel".

 

Die Brauerei Beckmann bewahrte Solingen vor dem Verdursten. Dass sie auch die Ohligser Aktienbrauerei gründete, wissen die wenigsten, die meisten glauben, dies sei eine Konkurrenz gewesen. Heute würde man das Multi-Branding-Strategie nennen. Jou, sie waren schon immer gut drauf, die Solinger Kaufleute.

Und dass man Beckmann Bier aus Solingen bis Remscheid lieferte, spricht a) für Beckmann und b) gegen die Knipper-Brauerei in Remscheid oder für den später in das amerikanische Marketing-Kauderwelsch übernommenen Spruch:
"brew global - drink local";
auf deutsch: egal, wo es gebraut wird, getrunken wird im Lokal.

 

16. August 1939

Druck: Walter Stöpfgeshoff, Solingen

 

" ... Zahlungen erbitte ich nur an mich oder an meine Reisenden, nicht aber an Agenten."

Bieriges über Beckmann:



 

Irgendwie muss in Solingen etwas mit der Physik schiefgegangen sein. Wenn man den Firmenzeichnungen auf Rechnungen und Briefbogen glauben will, und warum sollte man ihnen nicht glauben, bedeckt auch die Brauerei Beckmann die Fläche vieler Fußballfelder. Komisch, dass in der Realität davon nicht mehr so viel übriggeblieben ist. Oder ob die Lithografen zuviel Bier ... Aber nein, doch, Lithographen doch nicht.

 

Frauliche Bescheidenheit im Gegensatz zu männlich-trunkenem Größenwahn (siehe oben).
Einfach nur Frau E. Busch, Damenputz, Solingen. Die Adresse klein in 6 Punkt unter der Datumszeile, Frankenstraße 34. Aber ohne Konto. Man zahlte bar.

Und nun die Aufklärung für alle jungen Menschen. Nein, das war keine Putzfrau. Nein, die hat keine Damen runtergeputzt. Nein, die hat auch keine Damen verputzt. Das war eine Putzmacherin, also eine Frau, die Hüte herstellte. Damenhüte. Steht ja auch drauf: 1 Hut, 48,45 Mark. Solche Begriffe sind heute noch in Wien zu Hause. Wien ist das Land, wo DJ Ötzi herkommt. Na bitte, nun haben wir es doch.

 

Wenn ein Schriftsetzer in die Lehre kam, dann lernte er schon nach wenigen Stunden, dass es ausgsprochene Kohlenhändler-Schriften gibt. Die dreiviertelfette Futura ist eine davon; und dann noch in Versalien (Großbuchstaben): so sahen damals mustergültige Kohlenhänder-Rechnungen aus. Und alles wunderbar auf Mittelachse.

1952 war noch "schlechte Zeit", manches war knapp, vieles reglementiert. Das erklärt den Hinweis auf die Kohlenhändlerkarte, die damalien Klein-Energielieferanten waren nämlich staatlich lizensiert.

Der Kohlenhändler war vermutlich am östlichen Tunneleingang der alten Korkenzieher-Bahnstrecke angesiedelt (Bahnhof Solingen-Nord).

 

Wenn es sein musste, wurden Korrespondenzen auch schon bis in den Balkan versendet, direkt hinein in den Krieg. Politik per Federstrich: aus Albanien wird (rot nachgetragen) ganz einfach Österreich. Es ist ja so einfach.

Poststempel 22. Febr. 1917

 

Keine Rechnung, aber zur Abrechnung: Unterlagen der Zeitkarten-Verkaufsstelle der Stadtwerke werden mit der Dienstpost auf den Bussen zur Weidenstraße gefahren.