Industriegeschichte-4

 

 

 

 

Mancher wird sich gewundert haben, warum in die vor Jahren ausgebaute Neuenkamper Straße (zwischen Höhscheid und Brücke bzw. Aufderhöhe) ein altes Haus hineinragt. Es ist ein historisches Gebäude, nämlich das Steigerhaus (Wohnhaus), das zur Zeche "Kleeblatt" gehört. Hier zwischen Neuenkamp und  Bauermannskulle (Höhscheider Hof) kam zuweilen ein "Bleirausch" auf. Man hoffte, dieses und andere Metalle ertragsintensiv schürfen zu können. Ein Trugschluss, die Solinger Wirtschaft blieb beim Verarbeiten der in anderen Gegenden gewonnenen Metalle..

Bergwerkstatt Solingen

 

 

 

"Alleine in Solingen wurden zwischen 1851 und 1875 für 75 Fundgruben die Bergrechte verliehen" berichtet der Chronist Klaus Tettinger. Doch "nur an wenigen Fundpunkten wurden tatsächlich Mineralien abgebaut, finanzieller Erfolg war keiner der Gruben beschieden, mit Ausnahme der Grube Kleeblatt."

Die lag in Höhscheid, an der Bauermanns Kulle (früher Bohrmanns Kuhlen). Auf deren Gebiet und in deren Stollen fand, zusammen mit der eng benachbarten Grube "Julie" eine wenn auch bescheidene, so aber doch verwertbare Schürfung statt. Kleeblatt war eine Bleigrube, auf dieses Vorkommen war man eher durch Zufall gestoßen. 1754 und im Folgejahr, beim Ausbau der Straße zwischen Höhscheid und Aufderhöhe fand man Gesteinbrocken, die ein außergewöhnliches Gewicht hatten: sie enthielten Blei. Der Solinger Bürgermeister reißt sich die Kenntnis der Analyse "unter den Nagel" und beantragt selbst für sich bei der Düsseldorfer Regierung die Schürfrechte. Nicht unbedingt unüblich für damals, denn das Bürgermeisteramt war ein Laienamt, das einerseits meistens nur von Reichen ausgeübt wurde - und die waren überwiegend Kaufleute und selbständige Handwerker. Insiderhandel ist also keineswegs ein modernes Problem der neuen Börsen. Und dass sich Regierende Vorteile zu verschaffen wussten, ist auch kein Phänomen der Demokratie. Eher könnte man schon sagen: es kommt nicht von ungefähr, dass jemand an die Macht kommt.

Nach damaligem wie heutigem Recht hätte jeder das Schürfrecht können; "wer zuerst beantragt, gräbt zuerst" lautet die Formel gewissermaßen.

 

 

Zwischen 1776 und 1814 wird dann die Grube Kleeblatt wirklich angelegt, ausgebaut und damit auch ausgebeutet. Die für die Arbeit notwendigen Spezialisten kamen aus anderen Bergbaugebieten Deutschlands.

1842 ermahnt der Höhscheider Bürgermeister Peter Höfer per Zeitungsbericht Eltern und Lehrer, die Kinder davon abzuhalten, im Bergwerksgelände zu spielen; dies sei wegen der tiefen Gräben und teils nur notdürftig gesicherten Stollen zu gefährlich und hereingeworfene Steine könnten Arbeiter treffen - also ist um diese Zeit wieder eine Schürftätigkeit im Gange.

In den Folgejahren wechselt das Schürfrecht mehrfach den Besitzer, immer wieder wird versucht, dem Bergwerk wirtschaftliches Leben zu verleihen - umsonst. 1889 kommt dann das endgültige Aus, 1890 sind alle Stollenund Schächte zugeschüttet.

 

"Das Bleibergwerk zu Solingen-Höhscheid"
herausgegeben um 1985 von der Stadtsparkasse Solingen
Text über die Geschichte der Gruben Klaus Tettinger
Druck Schreiber & Fey

Das Berggericht Düsseldorf (heute würde man sagen Aufsichtsbehörde) bestätigt "dem Herrn Bürgermeister zu Sohlingen, Johann Knecht Junior". Doch wegen des 1756 ausbrechenden 7jährigen Krieges kommt die Mutung, wie es fachmännisch heißt, nicht voran.

 

Gelb markiert das Gelände der Zeche Kleeblatt, rot das der Zeche Julie; die beiden blauen Punkte lokalisieren als erstes das noch heute existente ehemalige Steigerhaus, direkt an der Neuenkamper Straße und zweitens auf dem Kleeblatt-Gelände das Maschinenhaus, in dem die Dampfmaschine für die Wasserpumpen stand; starker Wassereinbruch hatte zeitweilig das Abtäufen und Fördern extrem erschwert bzw. unmöglich gemacht. Die Linie markiert die Lage der Schnittzeichnung über Stollen und Schächte, die Klaus Tettinger und R. Baade zeichneten.

 

Ein bißchen mehr als die Tunnelsysteme normaler Maulwürfe und etliches weniger als die Zechen des Ruhrgebiets - irgendwie dazwischen liegt die Komplexität und Dimension der Höhscheider Zechen / Bergwerke. Noch heute erinnert ein kleines Schild an der Neuenkamper Straße an deren Lage.