Ohligs 2

Auch wenn es die Ohligser nicht gerne hören, die Bedeutung des Stadtteils erwuchs einzig und allein aus dem Zufall, dass die Eisenbahnlinie Köln-Minden nicht durch das Tal der Wupper, sondern um die Solinger Hügel westlich herum gebaut wurde. Und damit Ohligs einen Bahnhof erhielt, der rasch Industrieansiedlungen nach sich zog. Dennoch ist Ohligs ein selbstbewusstes Örtchen geworden, dass sich gerne damit ziert, eigentlich mit Solingen nichts zu tun haben zu müssen ...

 

Wie wichtig Ohligs einst war, zeigt sich an den Siegelmarken des königlich-preußischen Oberlandesgerichtsbezirks Düsseldorf (im Volksmund werden diese Marken "Kuckuck" genannt).

 

Das alte Ohligs, an das sich sicherlich noch viele erinnern.

Digitale Colorierung einer gedruckten Bleistiftzeichnung aus dem Verlag Kunstgrafik L. Dingwerth, Verl

 

Für "höhere Töchter" die standesgemäße Schule: das Lyzeum an der Querstraße. Später, weit nach dem 2. Weltkrieg, wurde dort ein Neubau errichtet, das Geschwister-Scholl-Gymnasium, das dann in einem politischen Geklüngel zwischen CDU und SPD als taktisches Bauernopfer  in eine Gesamtschule verwandelt wurde.

Poststempel 26. Juli 1937

 

Die "Blaue Grotte", ein Tanzlokal auf der Düsseldorfer Straße, in dem bis zu 600 Personen Anfang der 50er Jahre "zum Vergnügen" gehen konnten.

Cramers Kunstanstalt, Dortmund

 

Es gab mal eine Zeit, da waren alle Ohligser liebe und nett zu- und aufeinander und ließen ihre wenigen Autos so fahren, wie ein jeder Fahrer mochte - und und aus der Düsseldorfer Straße, und parken konnte man überall und ruhig war es und Geschäfte gab es, die gab es schon immer und alles war gut. Und der Bremsheyplatz hieß Keldersplatz. Mancher wird sich gut erinnern ....

Bahnhofsbuchhandlung Weine, Schöning-Farbkarte

um 1965

 

 

 

Nur Hochbetagte werden sich noch an das Hotel-Restaurant Krautstein in Ohligs erinnern können, zumal in dieser Form.

Verlag Hans Teuber, Ohligs
Aufnahme w. Hammesfahr, Ohligs


 

Doch dieses Gebäude kann man noch heute leicht identifizieren, das Rathaus. Hier in einer Aufnahme um 1920

Niem's Postkarten-Verlag, Elberfeld

 

Gegenüber dem Rathaus Ohligs die Klinik Fervers.

 

 

Völlig zu recht wird die Ohligser Heide ein Kleinod des Bergischen Landes genannt.

Ein Kleinod mit einem gewaltigen Schönheitsfehler: das, was wir heute als Heide vorfinden, ist gar keine Heide mehr. Nur binnen 50 Jahren wurde das ehemalige wirkliche Heidegebiet, das aus urzeitlichem Flugsand und einer Hebung der Landschaft entstand, in einen "Normalwald" umgewandelt. Auch wenn es noch reichlich Birken und etliche Feuchtgebiete gibt: es ist ein herrliches, schützenswertes, wertvolles Naturgebiet, aber eben keine Heide.

Allerdings war das Gelände um 1880 sehr wohl auch von Nadel- und Laubbäumen besetzt.

 

Herausgeber: Stadt Solingen, Garten-, Forst- und Friedhofsamt in Vebindung mit dem Presse- und Informationsamt
Druck: Ullrich Druck, Solingen
1989

Von einer "Dünenlandschaft" ist bei diesem Bild sogar die Rede; es entstand wohl um 1940. Es zeigt die "wahre Heide". Die Sandschicht hat eine Mächtigkeit von 2 bis 7 Metern und überdeckt Schotterterrassen, die vor allem durch die Kombination von Ablagerungen des Rheins und Erdverwerfungen entstanden sind.

Foto: Karl Adrion, Stadtarchiv

 

Das Gelände der (ehemaligen) Ohligser Heide ist ca. 140 ha groß, es wurde bereits 1936 unter Schutz gestellt. Über 300 Farn- und Blütenarten, mehr als 100 Vogelarten und 21 Libellenarten wurden hier registriert.

 

Auch ein Luftbild von 1940 zeigt viele freie Flächen in der Heide. Die erkennbaren Wege sind noch heute so vorhanden. Das Dreieck rechts unten ist das Parkgelände am Engelsberger Hof.

 

Die so genannte Bio-Diversität, die Vielfalt der Arten, macht auch die heutige Ohligser Heide so schützenswert. Ganz abgesehen davon, dass es ein ideales Gelände für Spaziergänge in jeder Jahreszeit ist.

 

Erholen Sie sich gut in der Ohligser Heide ! Zumal man mit dem Auto mitten reinfahren kann. Und dann endlos lange flach läuft. Hier werden auch die faulsten Spaziergänger kaum müde.

 

Foto: hgw

 

Heidespaziergang um 1980.

Das Bild zeigt meine inzwischen verstorbenen Schwiegereltern Anneliese und Gerhard Stahlberg und wurde als Archivfoto bereits zweimal im Solinger Tageblatt veröffentlicht; zuletzt am 9. März 2005.