Ganz typisch für Solingen ist das Mit-, um nicht zu sagen
Durcheinander von Wohnen, Industrie und Grünland. Eine Gemengelage, wie es
im Amtsdeutsch heisst. Die Stadt ist nach dem 2. Weltkrieg noch einmal
deutlich gewachsen und so erscheinen Aufnahmen von früher heute als
dörflich. |
1921 ist der Poststempel der Karte mit dem oberen
Bild, 1927 entstand das rechte Bild, beide vom Turm der Dorper
Kirche aus. Deutlich ist die heute längst bebaute Freifläche (namens
Feld) zu sehen, die bereits in den Zeichnungen der vorigen Jahrhunderte
so charakteristisch für die Sicht von Süden her ist. Die Schützenstraße
hat den Charakter einer städtischen Landstraße.
oben und rechts: Verlag Max Biegel, Wuppertal-Elberfeld
Die obere Aufnahme ist vermutlich wesentlich älter als der Poststempel
verrät; das Foto könne um 1910 oder früher entstanden sein, wenn man den
Baumwuchs und hinzugekommenen Gebäude richtig deutet. |
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Auch ein Panorama: Der Kannenhof in seiner ganzen
Spar- und Bauvereins-Pracht. Kommentar eines dort heute Wohnenden: "Et
hätt sech nix verängert". Außer den Mäuerchen, die nicht mehr existieren
und den freien Parkplätzen, die nicht mehr existieren.
Cramers Kunstanstalt, Dortmund; ohne Jahresangabe;
aufgrund des Goliaths (Mini-Lieferwagen) aber sich auf die späten 30er
Jahre einzuschätzen |
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1715 hat der Landvermesser Erich Philipp Ploennies
die "Topographia Ducatus Montani" veröffentlicht und von vielen Städten
(auch die, die dorfgroß waren) Zeichnungen angefertigt. Hier ist Solingen
mit dem großen Helm der evangelischen und der kleinen katholischen Kirche
zu sehen, rechts die Stadtwindmühle, das Mühlenplätzchen. Links im Bild
in etwa die Gegend um den Entenpfuhl. Solingen selbst war also nicht
größer als heute ein mittleres Dorf.
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1988 als Nachdruck veröffentlicht in einem Buch des
Bergischen Geschichtsvereins, das im Titel gleich ein für heutige Blicke
ungewohntes Panorama von Schloss Burg liefert:
Viele zweifeln heute den Wahrheitsgehalt der
Berichte Ploennies an, manches scheint frei phantasiert. Macht er doch
seinen Bericht mit einem elementaren Irrtum auf, indem er den Namen des
Bergischen Landes als unzweifelhaft von den bewaldeten Bergen herrührend
bezeichnet, denn "sintemahl dasselbe bey nah aus lauter Bergen besteht". |
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Über Solingen schreibt Ploennies, ins heutige
Deutsch übersetzt und frei nacherzählt:
Dies Stadt ist nicht groß und ohne Stadtmauern, dennoch
reger Handel mit Eisenwaren (Schneidwaren, Werkzeuge), hier arbeiten
viele Fachleute und Künstler ihres jeweiligen Fachs. Wegen der Güte sind
die Waren im Lande bekannt. Intensiver Export, z.B. skandinavische
Länder, Frankreich, England, Niederlande, sogar bis in die Türkei. Durch
langanhaltende Kriege hat das Handwerk (der Absatz der Waren) gelitten
und die Last der Steuern ist enorm groß geworden.
Der Großteil der Bevölkerung gehört dem reformierten Glauben an; doch
auch Katholiken sind nicht wenige, weshalb die Jesuitenpater in der Stadt
ein kleines Kloster eingerichtet haben. |