Bitte lächeln

Während man heute bei jeder sich bietenden Gelegenheit mal eben ein paar Fotos macht (neuerdings: digital sei Dank), ging man früher nur zu sehr besonderen Anlässen zum Fotografen. Und entsprechend rausgeputzt ließ man sich ablichten. Selbst unter optimalen Studiobedingungen betrugen die Belichtungszeiten oft ein paar Sekunden, weshalb die Abgebildeten oft so stocksteif aussehen, als seien sie zu lange im Tiefkühlschrank (den es aber eben ja noch gar nicht gab) zwischengelagert worden.

 

Interessant sind vor allem die durchaus sehr selbstbewussten Firmenlogos, mit denen die Fotografen ihre Bilder versahen. Die Foto-Innung gehört damit zu den Wegbereitern der Bildmarke, den heutigen Marken- und Warenzeichen. Im übrigen hatten die Schwert- und Klingenschmiede solche Warenzeichen schon seit Jahrhunderten benutzt, um sich und ihre Qualitäten der Kundschaft genügend deutlich zu machen. Reklame gehörte frührer also zum Solinger Alltag; heute hat sich das alles relativiert, obwohl Solingen eine mehr durch und mit Werbung verbundene Stadt ist, als dies selbst Insidern oft auffällt.

 

Foto Hammesfahr, Ohligs

Das mit dem Lächeln klappte eben nicht immer. Die blutjunge Dame ist garantiert das erste Mal im photographischen Atelier.

Die Aufnahme entstand um 1915. Das Firmenzeichen ist, der Zeit gemäß, "astreiner" Jugendstil.

Pragmatisch, weil kostensparend: die Kids wurden immer gleich alle auf einmal aufs Bild gebannt - oder ganze Familien.

 

Foto Samson Solingen Kirchstraße 57

Noblesse in jeder Beziehung: die aus eher bürgerlichen Verhältnissen stammenden Kinder schauen auch nicht anders als der Adel zu jener Zeit in die Kamera und das Firmenzeichen des Fotografen signalisiert unterschwellig die Nähe zu gekrönten Häuptern; es ist eine Abwandlung des Bergischen Löwen; dieses Motiv kommt heute noch im Wappen der Stadt Düsseldorf vor.

Na, wenn da mal nicht geheiratet wird?! Und wie es der Zufall will, kann man auch gleich mit der passenden Heiratsurkunde dienen.

Weyer, das heute als "Sub-Stadtteil" gesehen wird ("Durchgangsstation" zwischen Wald und Ohligs), gab sich 1907 durchaus als selbstbewusster Mittelpunkt: Weyer, Rheinland.

Foto Johann Daniels

 

Da kann nun einer sagen, was er will: unbequem muss er gewesen sein, der Vatermörder. Aber wahrscheinlich war der steife Kragen zur damaligen Zeit notwendig, damit man nicht den Kopf hängen ließ ....

 

Foto H. Herber, Solingen, Weyersbergerstraße 2

In die heutige Sprache übersetzt: die Kleine will zum Casting. Will sagen: macht sich schön, damit ihr Freund sie "aufnimmt".

 

Foto:

 

 

 

Hochradfahrer Karl Jansen 1888 bei Paul Fette photographiert.