Bitte lächeln 2

Ein Beruf, der vor allem von der Eitelkeit der Menschen lebt. Wer möchte nicht, im wahrsten Sinne des Wortes, von sich selbst ein gutes Bild verbreiten. Und da, wo es nicht ganz langt, zu Schönheit und Überzeugungskraft, muss eben der Photograph mit seiner Lichtkunst und in seinem Atelier nachhelfen. Entsprechend eitel und geradezu "königlich" waren die Namenszüge und Markenzeichen der damaligen Photo-Ateliers. Man war eben Künstler, Licht-Künstler. Hier noch mehr solcher Handwerks-Adeligen aus Solingen bzw. Ohligs.

 

Ein Mädel ("junge Dame") wohl aus besserem Hause; man beachte den Muff, in den sie zur Wärmung ihre Hände steckt und die Gamaschen, die über die Stiefel gezogen sind. Wofür die vielen Bommel und Knoten sind, weiß nur der Modeschöpfer; ganz uncool musste man die Handtasche wirklich noch an der Hand tragen. Ein idealisiertes Mittelmeer-Szenario suggerierte Weltoffenheit. Schade, dass der Fotograf nicht darauf geachtet hat, dass sein Vorhang ein wenig "verknürvelt" ist.

Um einen Kalauer loszuwerden: zu diesem Photographen ging man aus gutem Grund.

Ein Bäffken ziert dieses Fräulein, oder junge Frau, man weiß das bei diesen Gesichtern und den damaligen Heiratsgewohnheiten nie so ganz genau.

Nicht Knabe, nicht Mann; irgendwie im kv-Alter; eben ein Jüngling. Bernhard Mehlmann hat ihn etwas staubig-bleich auf die Platte gebannt.

Diese Aufnahme, auch noch etwas mehlig, ist früher als die obere gemacht worden; der Firmenschriftzug ist "altmodischer", obwohl er moderner wirkt.

Schrecklich. Früher sahen die Menschen schon ganz jung ganz alt aus. Heute trachten sie nach dem Umgekehrten.

Schau mir in die Augen, Kleines. Ach, sie sind so traurig.

 

Während beim Menschen bekanntlich die Vorderseite mehr zählt, ist es bei den Fotografien anders: dort sind die Rückseiten oft wahre Kunstwerke:

 

 

Ein typographisches Schmankerl: echter Handsatz, die Anschlüsse sind vom Drucker nicht gut augeschlossen und verschieben sich - der der Setzer hat sich leicht verrechnet beim Blindmaterial. Ansonsten höchst subtile Differenzierung im Wortzwischenraum der vorletzten Zeile, und - TRIUMPH, TRIUMPF - die Entdeckung eines Zwiebelfisches in der letzten Zeile: das "u" in Bestellungen ist aus einer anderen Schrift, garantiert auch anderen Schriftgröße.

Auch dies: einfach nur schön. Mit subtiler Verspieltheit in jedem Detail. Und mit eigenem Monogramm-Wappen!

Geschmackvoller Zweifarbendruck, großzügig und elegant. Und die Wichtigkeit des Photogr. Ateliers perfekt zur Geltung bringend.

Hätte anstatt eines Lithographen ein Setzer so gearbeitet, er hätte Schelte bezogen. In Ohligs sind L und I extrem schlecht ausgeglichen, das war auch damals so nicht "Mode" oder "üblich", und der gleiche Fehler wiederholt sich in der Suppenheiderstrasse. Einzige Entschuldigung: beide Schriften sind handgezeichnet, was sich unter der Lupe erkennen lässt. Na und das soll erst mal einer nachmachen.

 

Das erinnert ein wenig an heutige Homepages: viel zu viel drauf.

Die drei Köpfe sind übrigens Daguerre, Talbot und Niepce, die drei Urväter der Photographie.

"Der Platindruck ist ein fotografisches Edeldruckverfahren, das William Willis im Jahr 1878 patentieren ließ. Das Verfahren war bei den Piktoralisten besonders zwischen 1880 und 1914 beliebt. Zur Ausführung desselben wird ein mit Eisenchlorid und Platinchlorür getränktes Papier benutzt. Dasselbe liefert, unter einem Negativ belichtet, ein schwach sichtbares Bild, welches durch Eintauchen in eine heiße Lösung von neutralen oxalsauren Kali kräftig schwarz hervortritt. Die Bilder sind chemisch fast unveränderlich."

Entwurf/Druck: G. Janssen & Co., Cöln a / Rh

Joseph Nicéphore Niepces fotografischen Bemühungen begannen 1813, 1816 gelang es ihm erstmals, auf Chlorsilberpapier Bilder einer Camera Obscura festzuhalten, die er jedoch nicht fixieren konnte. 1824 war es ihm erstmals gelungen, die Bilder der Camera obscura zu fixieren.

Nach aufwändigen weiteren Experimenten nahm Nièpce 1826 in seiner Geburtsstadt Chalon-sur-Saône das erste Foto der Welt auf, einen Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers in Le Gras mit einer Belichtungszeit von acht Stunden im Format 20x16,5 cm

Louis Jacques Mandé Daguerre gelang es 1835, die Belichtungszeit der silberbeschichteten Kupferplatten zu senken, er entwickelte die Aufnahmen mit Quecksilber statt Jod und entdeckte die Fixierung mit Natriumthiosulfat. Die nach ihm "Daguerreotypien" benannten Bilder waren bereits fertige Positive. Fast gleichzeitig entwickelte der Engländer William Henry Fox Talbot ein für viele Abzüge geeignetes Negativ/Positiv-Verfahren.

Das ist das erste Foto der Welt 1826.

Foto: Joseph Nicéphore Niepces

Keiner kennt übrigens das erste Foto, das in Solingen entstand.

Und das ist der Erfinder und Fotograf, J. N. Nièpces