"Wer Reklame macht, hats nötig", lautet ein in Solingen
gern zitierter Spruch. Was soviel heißt, dass Kunden grundsätzlich doof
sind, die nicht da kaufen, wo der Meister selbst Hand anlegt. Und so
unterschied sich schon immer, und heute immer noch, die Wirtschaft in
Solingen in einen - eher kleinen - Teil, der grandios Marketing machen,
Werbung nutzen, Branding und Image aufzubauen wusste und weiß und die
Heerschar derer, die lieber nichts verkaufen und pleite gehen, als dass
sie auch nur ein Sterbenswörtchen über ihre Qualität, ihre Waren oder ihre
Konditionen verlauten lassen würden. Die beleidigt sind, wenn man sie
nicht kennt, aber alles tun, damit man sie nie kennenlernen kann (oder
muss). Doch hier soll die Rede von denen sein, die Rede und Antwort
stehen. Vor allem Antworten auf Fragen geben, die nie ein Mensch gestellt
hat und die eigentlich auch so lange keinen interessieren, bis man mit dem
Thema intensiv konfrontiert wird. Tue Gutes und rede darüber. Aber wer das
sagte, war ja auch kein Solinger, sondern ein .... *)
(siehe
unten)
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Der Zulu staunt,
die Dame schreitet,
wenn sie im Herbst
vom Knirps begleitet.
Dieses Heft, der Bildung der Schirmverkäuferin
gewidmet (ernsthaft, wirklich), weiß über Werbung zu berichten:
"Sinkende Arbeitslosenziffern und jähr steigende
Börsenkurse müssen zweifellos als gute Zeichen gewertet werden. Aber -
noch zögert der Verbraucher. Was können Industrie und Handel tun, um den
für alle Bereiche lebensnotwendigen Konsum auf breiter Basis anzuheben ?
Werben - und noch einmal werben! Das heißt, den Verbraucher immer wieder
anzusprechen und ihn gleichzeitig zu informieren. ... Der Werbeaufwand
muss erhöht werden. Nur so kommen wir wirklich aus dem Tief heraus."
"Sehr umstritten ist dagegen die Absicht des
Bundeswirtschaftsministers, die preisbindung von Markenartikeln
aufzuheben ...."
Wie man sieht, ein echter Knirps schert sich nicht um Politik. Reklame
1952, zur Leistungsschau "Solingen stellt aus". |
"Es gibt
keinen Zweifel: Feste Preise bei Markenartikeln haben viele Vorteile für
den Verbraucher; sie
- helfen mit, die Lebenshaltungskosten stabil zu halten,
- geben der Hausfrau eine Orientierungshilfe im Preisdschungel,
- schützen den Verbraucher vor den Tricks mancher Einzelhändler,
- erleichtern der Hausfrau den Einkauf."
"Die Aufhebung der Preisbindung würde nur zu einem
unübersehbaren Preiswirrwarr führen, aus dem sich niemand mehr
herausfindet.
Was man NIE vergessen darf: das war auch mal
offizielle, hart verteidigte Meinung von Politikern. Deshalb sollte man
deren Worte heute nach wie vor kritisch bis überflüssig betrachten.
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Es war die große Zeit des Heinrich Lübke, des
rhetorisch brilliantesten aller bisherigen Bundespräsidenten
(Präsidentschaft 1959-1969). Seine tiefschürfenden philosophischen
Sprüche waren genial. Passend zum Titelmotiv sei an diesen berühmte
überlieferte und verbriefte Beginn einer Ansprache im Senegal erinnert:
"Meine Damen und Herren, liebe Neger."
Akribisch betrachtet stammt das Zitat wahrscheinlich nicht von ihm, aber
es passt zu ihm.
Oder sein englisch:
"Rain You not on", regen Sie sich nicht auf.
"Equal it goes loose", gleich geht es los.
"You can say you to me", reden Sie mich ruhig mit Du an.
"I take the farmer's early piece", ich nehme
ein Bauernfrühstück.
Lübke war Sauerländer, dort zur Zwerschule
gegangen. Im Vergleich zu seinem wirklich gebildeten Vorgänger Theodor
"Papa" Heuss witzelte man: "Heuss kam vom
Humanismus, Lübke vom Humus". |
Mit Sicherheit die oder eine der süßesten Formen
von Werbung, und das auch noch aus diesen Tagen, ist diese Tafel
Schokolade der Süßwarenfachschule. Angehende Zuckerbäcker lernen, sie
herzustellen und zu verpacken. Endlich mal Werbung mit Sinn. Und vor
allem eine, die nicht nur geistigen Nährwert hat.
Wer bis jetzt nur dachte, man würde mit
Werbemillionen um sich werfen, kann nun selbst auch mit Werbekalorien
wuchern ...! |
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Bedarf wecken, um ihn zu decken. Mit dieser
Simpel-Formel ging das Spiel "Anbieter animiert Käufer" jahrlang auf. Die
Dinge haben sich verkompliziert. An Werte zu appellieren hilft immer
weniger, es sei denn diese Werte seien Elemente einer ausgeprägten
Egozentrik. Dies schließt ein, dass der Preis mehr denn je im Mittelpunkt
steht. Und zwar ein Preis, der den Verkäufer erniedigt und dem Kunden das
Gefühl gibt, Kaufen sei ein Gnadenakt, die Gewährung eines Vorteils dem
Verkäufer gegenüber. Sarkastisch gesagt: musste ja so kommen, früher war
es nämlich umgekehrt. Ausnahmen bestätigen die Regel. |
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Guter Text in zeitgemäßem Design. Diese Karte aus
den späten 50er Jahren vereinigt die damalige Auffassung von Werbung:
zwischen Schwung und Formalie, mit einem Hauch von "amtlichen Aussehen"
und der Frische einer luxuriösen Farbe (damals kostete jede Druckfarbe
noch einen zusätzlichen Druckgang und damit ,richtig Geld'). Der Trick
mit der 3. Farbe, nämlich der Papierfarbe, ist immer noch wirksam, aber
viel zu sehr in Vergessenheit geraten. |
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