Show 70

Die zweite Auflage der show. Schon deshalb ein Erfolg, weil ja bei der Premiere nicht klar war, ob sie so gelingen würde, dass man sich noch einmal ranwagte. Man wagte - und schuf so die Grundlage einer über zwei Jahrzehnte währenden Tradition.

 

And the winner is ...

Spannend war's über die ganze Zeit, weil dieses erste Festival seiner Art in Solingen gewissermaßen Kräfte frei gesetzt hatte: plötzlich formierten sich Bands über Bands, eine sogar drei Tage vor der Anmeldefrist - und schaffte es gleich bis in die Endausscheidung.

 

Die Idee zu diesem Festival hatte ich, weil sonst der Zeitplan der eigentlichen Show völlig gesprengt worden wäre. Damals war jedoch noch möglich, was heute in Verwaltung und Politik unmöglich erscheint: kaum war die Idee geboren, halfen alle mit, sie umzusetzen. Allen voran immer wieder Dank an den kürzlich verstorbenen ST-Redakteur Alois Weber und Stadtjugenpfleger Walter Rex.

 

Keine leichte Aufgabe für die Jury, die oft sehr unterschiedlichen Darbietungen einigermaßen gerecht zu bewerten. Beim Bandfestival in der Ohligser Festhalle hatten wir sie vorsichtshalber auf die Empore gesetzt. Erstens waren sie da vor Tomaten sicher und zweitens konnten sie sich die Ohren zuhalten, ohne dass es jemand sah.

 

Traurig, traurig: die Lonestars geben auf (Originaltext ihrer Homepage): Mit Instrumental-titeln der Shadows fingen die Lone Stars an. Später deckten sie das breite Spektrum der Beat- und Popmusik ab, von den Beach Boys über CIif Richard zu den Fortunes. Ab 1965 schlugen sie ihr Domizil in der Ohligser Tanzschule Wagner auf, fanden aber auch bei den damals sehr beliebten "Jugend-tanzt"-Wettbewerben im Konzertsaal große Resonanz. 1968 gewannen sie mit dem Moody-Blues­Titel "Nights in White Satin" die "Show ,68" des Solinger Tageblattes vor dem "Promotion Soul Concern", aber bald danach begann der Abstieg. "Der Zeitgeist überrollte uns", erinnert sich Rolf Wester.
Ein letzter Anlauf bei der "Show '70" endete kläglich. Die Titelverteidiger scheiterten bereits in der Vorausscheidung. Danach verkauften sie ihre Anlagen und Instrumente.

Tolle Atmosphäre im sonst eher nüchternen Konzertsaal: die jeweiligen Shows waren wirklich immer eine Show und sie kamen im Prinzip ohne Geld, ohne Scheinwerfer-Gerüste, ohne Techniker-Mannschaften und ohne viel Drumherum aus. Mit rund 15 Helfern war alles zu schaffen. Man durfte nur nicht immer fragen, mit welchem Zeitaufwand ... !

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Seiten: Reproduktionen der Berichte des Solinger Tageblatts

     

1970 - Radio wurde noch fast mit Dampf betrieben und Fernsehen war eine Welt für sich, fernab der Kunstszene in der Provinz. Aber einer aus Solingen hatte es immerhin aus der Klingenstadt bis nach Luxemburg geschafft: Jochen Pützenbacher, später Chefsprecher und "Mr. RTL" bzw. die "Stimme von RTL" schlechthin; auch er war einige Male in Solingen als "Ansager", wie es noch hieß, Conférencier aktiv. "Jochen von RTL", so auch sein Künstlername und Kollegin Helga werden hier fürsorglich von Frank Elstner betreut.

 

Auf der Bühne sitzen die Teilnehmer und feuern selbst die eigene Konkurrenz begeistert an. Und dann das Verlesen der Noten der Jury - stürmischer Beifall oder gellende Pfiffe als Reaktion. Auch für mich immer ein spannender Moment, da man vor Überraschungen nie sicher war - und neutral bleiben musste, was bei manchem Juryurteil schwer fiel.