Solingen-Mosaik 12 Kunterbuntes

Es ist in diesen Tagen schon etwas Merkwürdiges mitzuerleben. Prinzipien, für die man jahrhunderte, jahrzehntelang gestritten und gekämpft hat, solche, die zementiert zu sein schienen, zerfallen, sind in Frage gestellt - und schlichtweg unbezahlbar geworden. Wahrscheinlich ist sogar das ganze "Prinzip Stadt" in eine Sackgasse gekommen, denn für welchen moralisch-sittlichen Wert steht es noch, wenn die Dienste, die die Städte bisher individuell und eigenverantwortlich geleistet haben, aus Kosten- und Rentabilitätsgründen von Drittanbietern, überregional oder gar nicht mehr geleistet werden.

 

Dieses Foto habe ich irgendwann Mitte der 70er Jahre in Frankfurt aufgenommen. Nicht wegen des Römers oder der inzwischen kapitalistisch verhökerten ehemaligen Gewerkschaftsbank. Nein, wegen der wahren Erkenntnis am Bauzaun.

Und sind wir mal ehrlich: haben wir nicht alle das Gefühl, genau das wäre es, was dort steht. Egal, ob Frankfurt, Berlin, Solingen. Sind wir nicht irr, dass wir uns von denen regieren lassen, denen wir vorwerfen, sie seien irre und selbst außer Protest nichts zu bieten haben? Und so hat auch der Protestler, wenn er schreibt, Irre regieren Irre, in diesem Moment nichts anderes als ein Brett vor dem Kopf - viele Bretter, auf die er seinen Protest pinselt. Irre, oder?

 

Ins Netz gestellt am Tage der Schicksalswahl der Deutschen, dem 18. September 2005.

 

 

 

Lange verschollen geglaubt, jetzt wiedergefunden: die Statue des Erfinders der Siedlung an der Hasseldelle, dem Hegelring oder der Zietenstraße. Die Hochhäuser stehen noch, der Gründer ist gestürzt. Vielleicht doch, weil sich Irre nicht irre lang irre regieren lassen?

Solinger sind geborene Skeptiker. Vor allem gegen 1-Mark- oder 1-Euro-Angebote.

Ende siebziger, Anfang achtziger Jahre fotografiert: der Kaufhof bietet preiswert an und Solinger Hausfrauen eilen vorbei. Wat nix kost' is ouch nix.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rätselraten


Eins der beiden Bilder zeigt den Eiffelturm, das andere die Müngstener Brücke. Welches Bild zeigt was?

 

« Eher heiratet der Papst als dass ein Solinger Werbung macht. »

Diesem Satz eines Ur-Solinger Geschäftsmannes möchte ich keinen Kommentar hinzufügen. Weil Wahrheit Wahrheit ist.

 

Eine tolle Idee.
Und was in Solingen daraus wird.

Der öffentlichen oder institutionellen monetären Armut folgt die visionäre Bescheidenheit permanent auf der Spur in Form der vorauseilende Kapitulation.

 


"Wer lange bedenkt, der wählt nicht immer das Beste."
Johann Wolfgang von Goethe

"Hole dir nie Rat bei deinen Befürchtungen."
Andrew Jackson, amerik. Politiker und 7.Präsident der USA

"Der größte Verband in der Bundesrepublik Deutschland ist der Bundesverband der Bedenkenträger."
Werner Marzin

 

In Solingen fanden etliche tausend Pilger, Jugendliche aus aller Welt, Unterkunft.

In Köln, einem Vorort von Solingen, fand im August 2005 der (katholische) Weltjugendtag statt. Das Rheinland war im Jubelrausch, statt "d'r Zoch kütt" hieß es "d'r Papst kütt", aber sonst war alles wie auch sonst zu närrischen Zeiten. Vor allem, wo Massenveranstaltungen üblicherweise in Suff und Schlägerei zu enden drohen, war man geradezu im siebten Himmel, weil es eine friedliche, harmonische  und vor allem frohgelaunte Veranstaltung mit starken symbolischen Bildern war.

 

 

Solinger Morgenpost / Rheinische Post, 22. August 2005

 

 
 

 

Der Bibel entlehnt soll der Spruch sein, wenn der Prophet nicht zum Berge kommt, kommt der Berg zum Propheten. Nun, auf solingerisch umgemünzt: wenn die Kunden nicht in den Laden kommen, kommt der Laden zu den Kunden. Geht auch, na bitte.

 

 

Kommunikation ist manchmal schwer. Das Schild ist gut gemeint, nett gemacht und sicherlich sinnvoll. Dennoch ist seine Logik sehr makaber. Denn tote Kinder können nicht spielen.

II. Stockdum, Sophienstraße (Solingen)

 

 

Kommunikation muss wirklich ganz schwierig sein. Wie sonst ist zu erklären, dass auf geradezu ekelig schmuddelige Art und Weise für Frische-Produkte geworben wird? Da beklagen sich die Bio-Fanatiker, die Bevölkerung würde viel zu wenig bereit sein, einen Cent mehr für Bioware springen zu lassen. Nun, wenn etwas wie Kraut und Rüben angeboten wird, wie soll man Lust haben, mehr als für Ramschware zu zahlen? Solche Schilder sieht man ja überall im Lande - und im Ausland ebenso. Es scheint, die Kulturtugend Schreiben verträgt sich nicht mit Bio-Landwirtschaft. Und das nicht nur in Solingen und in diesem Fall.

 

Sind in Zeiten der Vogelgrippe Eier aus Bodenhaltung biologischer als andere?

 

 

 

Wie gesagt: Kommunikation ist etwas Gemeines. Frischgemüse mit Giftfarbe auf ein Schild zu sprühen (sprühen!, Ozon!) ist ein Widerspruch in sich. Will sagen: die Aussage killt sich selbst.

 

Aber leider gibt es ja auch schlechte Vorbilder. Klar, man sagt, die Stadt könne sich nicht um alles kümmern. Aber einladend wirkt die Beschilderung auf der Grenze von Gräfrath und Vohwinkel (Kluser Höhe) nun nicht gerade.