Solingen-Mosaik 16 Kunterbuntes

Der Kuriositäten nimmt es kein Ende in dieser Stadt. So dass man meinen könnte, sie wäre selbst eine solche. Aber vielleicht ist es ja auch die einzige Art, Solingen in diesen Tagen schön zu finden, wenn man sich über alles, was geschieht, freut. Aufregung über das eine oder andere, sei nichts anderes als ebenfalls Freude, sprich Zuneigung zu dieser Stadt. Denn, wie sagt man, was sich liebt, das neckt sich und schimpfen tut nur, wer noch Interesse zeigt.

 

Schluss mit Lustig. Von wegen Badespaß in Solingen. Es herrscht Dürre, nicht im Schwimmbecken, sondern in der Stadtkasse. Und deshalb werden so gut wie alle Bäder für die Öffentlichkeit geschlossen. Einige bleiben für Vereine und Schulen. Aber "das Publikum" hat bald nur noch ein nüchtern-unspassiges Schwimmbad, das mit den heutigen Ansprüchen an Fun-Bädern nicht mehr das Geringste zu tun hat. Solingen ist trockengelegt ...

 

 

Die Diskussion um die Frei- und Hallenbadschließungen zeigt, dass Solinger Kommunalpolitiker nicht den Ansatz von Zeitgeist begriffen haben. Sie schielen auf die Kosten - na klar, bei der geradezu abstoßenden unharmonischen Innenausstattung kommen nur hartgesottene Schwimmer in die Bäder. Die Einnahmen müssen klein bleiben. Doch anstatt in die Zukunft der Fun-Gesellschaft zu investieren, wie dies in anderen Städten üblich ist (oder im privaten Bereich), ziehen sie lieber feige "den Schwanz ein", weil es ihnen an Phantasie, Konsenzfähigkeit und Durchsetzungskraft fehlt, die alternativen Möglichkeiten (Attraktivierung, "Publikumsmagnet") vor- und nachzudenken. Sie kapitulieren vor ihrer eigenen mentalen Ohnmacht.

Es ist immer wieder die gleiche Frage und immer wieder die gleiche Antwort. Die Frage: Muss ein Journalist deutsch können und ist die Zeitung ein Vorbild? Die Antworten: zweimal "Nein". 

Metaphern sind schön und gut, Sprichworte machen vieles verständlich. Aber dem unglaublich tollen, phantastischen Gedanken, eine Bibel (wie früher in den Klöstern) handschriftlich kopieren, nachschreiben zu lassen anzudichten, dies sei eine  Heidenarbeit, nun, das ist des Teufels für das Gotteswort, um die Logik der Headline fortzusetzen.

Aus Wikipedia:

Als Bibel (auch „Buch der Bücher“) bezeichnen das Judentum und das Christentum jeweils eine eigene Sammlung religiöser Schriften, die für sie das Wort Gottes enthalten und als Heilige Schrift Urkunden ihres Glaubens sind.

Mit Heiden bezeichnet man:
* in der christlichen Lehre Menschen, die nicht im christlichen Glauben getauft sind: siehe Heidentum
* im biblischen Sprachgebrauch wird der Begriff erweitert gebraucht und bedeutet im Alten Testament alle Nichtjuden. Im Neuen Testament wird unterschieden zwischen Juden, Heiden und den Gläubigen, d.h. der Gemeinde.

Dass man heute in der Schule nicht richtig schreiben und sich auszudrücken lernt, ist ja bekannt. Dass eine Redaktion samt Chef- und Schluss- und Umbruch-Redakteur einen solchen Text durchgehen lässt, lässt sich vielleicht damit erklären, dass es der Tag des Beginns der Fußballweltmeisterschaft 2006 war und die Redakteure bereits von Endrunde träumten.

Die Idee mit dem handgeschriebenen Neuen Testament ist eine solch gute Idee (herzlichen Glückwunsch!), dass sie eine solche Verballhornung nicht verdient hat (siehe Terminologie der Setzer).
 

Ist es nicht toll, wie viele Fehler und Unschönheiten man in einem einzigen kleinen Artikel machen und texten kann ...

 

Achtung: bitte nehmen Sie meine Kritik nicht ernst. Denn der Autor des ST-Berichts hat nach Angaben im Tageblatt-Internet Germanistik studiert, ich aber nicht.

  • In Solingen wurden früher, wie üblich und woanders auch, die Bibel und Teile der Testamente handschriftlich vervielfältigt. Die Ketzberger kann nicht die erste Solinger Handschrift-Bibel/NT sein.

  • Selbst wenn ein Ledereinband kleiner ist, halbe oder viertel Ziegen können nie "ihre Haut geben" .... ! Weil, wenn sie Haut gibt, ist sie immer ganz hin.

  • Gold ziert nicht den geprägten Titel mit dem Einband, sondern den Einband mit dem geprägten Titel.

  • Gold ziert auch nicht die Zierkante, sondern den Blattschnitt.

  • Abschreibende sind keine Autoren, sondern Kopisten - oder schlicht "Schreiber".

  • Dass die Schreiber am Wort Gottes arbeiteten, ist hoffentlich nicht wahr. Ansonsten gäbe es mächtig Zoff in der Kirche: berechtigt zum Redigieren der Bibel sind nur ausgewählte Personen und Verlage.

  • Neues Testament schreibt sich auf im Fließtext "Neues Testament" und nicht "neues Testament".

  • Es muss heißen "meist Gemeindemitglieder", nicht "Gemeindemitgliedern".

  • Das Buch der Bücher wurde schon immer im Gottesdienst gebraucht, nur dieses spezielle Exemplar nicht, also hätte es sinngemäß "...wurde dieses Exemplar des Buches der Bücher .. als Altarbibel verwendet" heißen müssen.

  • Bei den Apostelbriefen zog sich nicht alles, sondern möglicherweise der Fortgang der Arbeiten in die Länge.

  • Warum ein Komma zwischen "... sein Vater Buchbinder war, und ihm ...", also vor dem verbindenden "und"?

  • Es ist kaum anzunehmen, dass ein Pfarrer die Ketzberger (Leute, Bevölkerung?) textverteilt, auch nicht anhand von Bögen, schon gar nicht Ketzberger mit Spielraum. Möglich, dass er die Textverteilung an die Ketzberger plante ...

  • ... damit man ... auf 1200 hinkommt. Da hatt datt aba dä Autor gut hingekommt mit die Sprache.

  • Dass die Schreiber Papier "zum Probieren" bekommen, ist gesundheitlich bedenklich: es könnte Verstopfungen geben.

  • Logistik heißt Materialwirtschaft; wenn ein Pfarrer bei 1.200 Seiten (= 600 Blatt oder sogar "nur" 300 doppelseitige Bögen) die Familie vernachlässigen muss, erscheint unwahrscheinlich. Eher könnte die Koordination der Arbeiten dies verursacht haben.

  • Schön, dass man über die Arbeitsschritte des Buchbinders staunt, aber Handwerke sind nun mal so, dass sie aus vielen Arbeitsgängen bestehen.

  • Es gibt keine Süßwarenfach-Schüler, sondern nur Süßwaren-Fachschüler.

  • Ein Grußwort, egal vom wem, selbst vom Oberbürgermeister, kann immer nur "mit" eingebunden werden - oder hat schon mal einer etwas ohne eingebunden? (will sagen, "mit" ist eine Tautologie, ein Weißer Schimmel, eine sinnleere Verdoppelung).

  • Nun wissen wir es: Zum Lesen des Neuen Testaments braucht man drei Jahre. Beweisführung im letzten Abschnitt des Artikels: ... hofft lange zu lesen ... Nachahmern (logischerweise im Satzzusammenhang des Lesens) ... empfiehlt er drei Jahre einzuplanen.

Auf ein Wort:
Wie egal ist Sprache?

Muss man, wen mann schreipt, gutt schraiben können? Is nitt ganz egal, wie Hauptsache, man kappihrt? Ja klar, sicha geht dat. Ich kann auch fürn motor Rad Knatterbückse oder Töff sagen, oder ich und meine Giggi machen so auf cybermässig auffem Compi rum oder so. Klappen tut dat schon, abba isset auch schön? Nuja, wat is schön?

Wie de olle Göte, guck mal:

Sah ein Knab' ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
war so jung und morgenschön,
lief er schnell, es nah zu sehn,
sah's mit vielen Freuden.

Geht auch so:

Guckt der Kiddy die Blume im Gestrüpp un sacht "eyh geil" und flitz hin. De hat sich aba gefreut, Mann.

Also ich find, sacht doch auch alles. Un wenn ich dann mal Littaratuhr haben will, dann kuck ich eben in die Zeitung. Die schreibt so schön echt punk mann krass eyh boh.

 

Überhaupt scheint Widersprüch-lichkeit bis "Schlunzigkeit" (Unaufmerksamkeit) Methode im Journalismus zu werden oder schon zu sein. Die Headline medlet, der Bildungsscheck sei wenig gefragt, der Text sagt, er sei eine großer Erfolg. Ja, was denn nun?
Studenten sollen die Solinger Zukunft gestalten. Wieso Zukunft gestalten? Sie machen eine Ausstellung ihrer Arbeiten, um Kontakte zu knüpfen. Was hat das mit der Solinger Zukunft im absoluten Sinne zu tun? Mag sein, dass der eine oder andere Kontakt entsteht, der später für Solingen wichtig ist. Aber "Zukunft gestalten ..." ????

 

 

Der Dreckfuhlertuefel ist schon ein arger Lump. Da berichtet Solingens Ex-Redaktionsleiter Jörn Tüffers im Düsseldorf-Teil der Solinger Margenpost über Fehler bei Infosystemen - und meint, die Anzeigen seien ehlerhaft. Wenn es mal nicht die Subheadline ist .... *g* 

SM 15.6.06

 

Und plötzlich weiss man nicht mehr, ob die Redakteure vielleicht doch nur die Leser, pardon, verarschen wollen. Headline und Unterzeile stehen schon in einem etwas merkwürdigen Zusammenhang; und ob die Erregung von Politikern angesichts eines Bordellwagens oder einer Brücke wirklich von öffentlichem Interesse ist, nun, das sei dahingestellt. Aber wenn erregte Remscheider Politiker wegen Bordellen auf Wuppertaler Gelände in einer Solinger Zeitung erwähnt werden, ja, dann ist doch der Sinn der Regionale 2006 mehr als erreicht: Gemeinsam zum Höhepunkt. Nämlich dem Brückenpark in Müngsten.

ST 13.06.2006
 


 

Für wie belanglos halten eigentlich Lokalredakteure ihre Leser, dass sie einfach so drauf los tippen, ohne ihre Worte zu bedenken? Hier geht es um eine spezifische, neue Form von Etiketten. Solchen mit so genannten Transpondern, die von kleinen Sende-/Empfangsanlagen digital gelesen werden können. Doch: schon immer war ein Etikett eine Plaudertausche, das ist sein Sinn!!!! Erstens mit den Augen kann man es lesen, zweitens vielen darauf (Strichcode) mit einem sog. Strichcodescanner (Sie kennen ihn von den Kassen der Supermärkte) und Kryptografie ist heute so weit, dass auch auf optischem Wege "unsichtbare" Infos, aber so sprudelnd wie eine Plaudertasche, Informationen gespeichert werden können. Es ist kaum anzunehmen, dass die sprichwörtliche Großmutter am heimeligen Herd Wirtschaftsnachrichten liest. Wer sie liest, steht im Berufsleben und muss besser Bescheid wissen als solch oberflächliche Artikel, wie sie leider viel zu häufig von Tageszeitungen (generell) angeboten werden.

 

Aber, so mal eben dahergesagt ist ja Mode. Millionen von Menschen, dumm wie sie nun mal sind, gehen davon aus, dass das Eröffnungsspiel der Fifa-WM 2006 in München stattfindet. Bullshit. Es findet live im Solinger Bahnhof statt (dem ehemaligen Hbf). Aus München kommt nämlich lediglich das Bier. Hier steht es, weiß auf blaugrün:

Also, Leute, Solingen ist nicht nur der Mittelpunkt der Welt, sondern auch der Fußballwelt.


 
 

80.000 Menschen in der Allianz-Arena. Na und? Vier vor dem Fernseher dort, wo das Live-Spiel stattfindet, das sind Zahlen! Blick aus der Eingangshalle des Ex-Bahnhof in die offene Kneipentür.

 

 

Seit dem Fall der Berliner Mauer hat man nicht mehr so viele Deutschland-Fahnen gesehen wie zur WM 2006. Auch in Solingen.

 

 

Sie kennen den Spruch vom Zug, der an jedem Baum hält. Nun, in Solingen ist es Realität. Wo sonst Hunde ihr Bein heben, ist Station für den Müngstener, wie der Zug von Solingen-Ohligs über die Müngstener Brücke und Remscheid nach Wuppertal offiziell heißt. Daher das Sprichwort, was kratzt es die deutsche Eiche, wenn ein Zug an ihr hält. Aber das ist ja keine Eiche, sondern eine ... (richtig, Platane).

 

 

In der aufgelassenen Filiale der Stadtsparkasse Am Schlagbaum gibt es eine Etage, in der für Bücher geworben wird. Welche Bücher werden hier wohl angeboten? Na klar, Sparbücher!

 

 

Hier interpretieren die Erwachsenen den Namen der Gaststätte wohl anders als die Kinder. Die freut der neue "Laufring", eine Mauer am neu gestalteten Hauptbahnhof, ganz offensichtlich sehr und sie starten schon mal zum Wettlauf auf dieser "Spieldose".

 

Hilf Dir selbst, sonst hilft Dir keiner

eBay als "Sammelbüchse"

Man kann es komisch finden. Oder eben auch nicht und sagen, endlich einmal lösen sich die Bürger von der Vorstellung, Politik und Verwaltung seien noch wirklich in der Lage, dieses Land und seine Entwicklung zu regeln. Am 15. Juni 2006 liest man ein "Gebot" bei eBay, das es so aus und für Solingen auch noch nicht gegeben hat:

Bitte lesen Sie erst !

Dies ist keine gewöhnliche Auktion!!

Wir bieten Ihnen hier eine kostengünstige Möglichkeit Ihren Firmen; Geschäfts- oder privaten Link auf unserer Website zu platzieren! Der Preis für einen Link beträgt nur 1 € !!! Unsere Website ist bei allen großen Suchmaschienen gemeldet!! Es wird eine neue Website geben ab August! Was für Sie zweifelsohne einen Vorteil bringt!

Werben Sie auf unserer Website und werden Sie unser Werbepartner! Es stehen unzählige Plätze für die verschiedensten Links zu Verfügung! Jeder Linkplatz für nur 1€ !!!! Dieser Aufruf richtet sich an alle Firmen, Geschäfte und Privatpersonen in der gesamten BRD!

Doch nun erst mal zur Frage wer wir sind und was wir damit bezwecken wollen!

Wir sind ein neu gegründeter Fussballverein aus der Klingenstadt Solingen, der Verein

1.Sportvereinigung Solingen Wald 03 e. V. Zusammenschluss aus den beiden Traditionsvereinen Solingen 03 und VfL Solingen Wald !Aufgrund der heutigen finanziellen schwierigen Lage wenden wir uns nun an alle Sportfreunde in der BRD, die Stadtverwaltung Solingen sieht sich außerstande uns zu helfen da die Mittel hierfür fehlen z.B. für den Ausbau unseres Mannschaftsheims und der dazugehörigen sanitären Anlagen wie Duschen, Toiletten. ( Die Neue Anlage wird auf der Karl Rust Str. gerade fertiggestellt, die angesprochenen Objekte werden nur im Rohbau fertiggestellt! ). Die Mitglieder und die Elternschaft unseres Vereins können alleine die finanziellen Mittel nicht aufbringen und deshalb dieser Hilferuf an alle die er erreicht!

Wir bitten daher die Wirtschaft und auch Privatpersonen um Hilfe und Unterstützung im Namen unserer Kinder und jugendlichen Spieler! Platzieren Sie Ihren Link für nur 1€ !!

Jeder Euro hilf uns unsere Betreuung und bei Arbeit mit den Jugendlichen und Kindern unserer Stadt! Sie erhalten natürlich auch eine Spendenquittung über den von Ihnen gespendeten Betrag und wenn Sie möchten auch einen Vertrag über den Kauf eines Linkplatzes!

Natürlich steh es Ihnen auch frei einen höheren Betrag zu spenden, je nach Spendenbetrag erhalten Sie die Möglichkeit einer Bandenwerbung oder einer Trikotwerbung! Ebenso sind uns Sachspenden und Hilfen für anstehende Maßnahmen immer willkommen !

Denken Sie bitte auch mal daran wie viel Geld man für ausländische Hilfen spendet und hier bittet Sie jemand aus dem eigenen Land um Hilfe! Zeigen Sie auch hier ein Herz und

helfen Sie mit, Kindern und Jugendlichen einen festen Platz zu sichern wo sie nicht den heutigen Gefahren schutzlos ausgeliefert sind und ermöglichen Sie uns, den ehrenamtlichen Mitarbeitern, das wir und unser Verein diese Arbeit weiterführen können!

Bieten Sie bitte nicht auf diese Auktion sonder setzen Sie sich erst mit mir in Verbindung!!

Bei Fragen und Angeboten bitte ich Sie mit mir Kontakt aufzunehmen unter Fragen an den Verkäufer oder unter der Telefonnummer Solingen 0212/ 2237628 von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr und von 18.00 Uhr bis 21.00 Uhr !

Kontodaten werden Ihnen dann genannt!

Ich würde mich sehr freuen wenn Sie uns helfen könnten.

Vereinsorganisation 1.Spielvereinigung Solingen Wald 03 e. V

Schmidtberg
 

(Mittelspalte: Originaltext aus eBay-Angebot)

Und noch eine Kuriosität aus eBay, Solingen und der Fraktion der "Hauptsache, man weiß, was gemeint ist"-Fraktion. Denn es ist kaum anzunehmen, dass ein seit langen Jahren nicht mehr existentes Unternehmen ein eigenes Abzeichen für den Email-Verkehr anfertigen ließ, dazu noch ohne Email-Adresse, *grins*. Könnte es sein, dass ein Emaille-Abzeichen gemeint ist?