Solingen-Mosaik 15 Kunterbuntes

Widersprüche, das sollte sich herumgesprochen haben, machen das Einheitliche in Solingen aus. Was macht der Solinger am liebsten? Nichts Konkretes, aber das meldet er oder sie zum Patent an. Widerspruch, Gegensatz? Nein, eben nicht. Nur Solinger Normalität.

 

 

oben: Solinger Tageblatt
rechts: Solinger Morgenpost 24.1.06

 

 

 

Persönliche Anmerkung: Wie das Leben so spielt, ist Rotraut Quarch, geb. Vanselow eine "alte" Klassenkameradin - Spielpartnerin einst im von Wilhelm Bramann am Aufbauzug der Schule Zweigstraße inszenierten "Dorfrichter Adam", sprich Der Zerbrochene Krug. Rotraut als Evchen, damals schon künstlerisch hochbegabt, und per Rolle meine - des Dorfrichtes - Stolpferfalle. Ihre Rollenmutter ist nunmehr meine Frau - Zustände wie im alten Rom, oder ?

Zeitgleich in je einer der beiden Solinger Tageszeitungen. Und scheinbar hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Aber eben nur scheinbar. Hier die ungebremste, künstlerisch reife Art, sich mit dem "Prakesieren" auseinander zu setzen (Prakesieren ist der mundartliche Begriff für Denken, Phantasieren, durchaus auch in Form von positivem "Spinnen", über eine Sache vor- und nachdenken). Rotraut Quarch wählt das "Formlose" und gleichzeitig wird gelobt, dass endlich ein Designzentrum in Solingen seinen Platz findet, da in dieser Stadt die "Knösterpitter" zu Hauf zu finden sind (Knösterpitter, ein "Bastler", aber wiederum nicht im abwertenden Sinne, sondern anerkennend als jemand gemeint, der nicht locker lässt, bis er eine Lösung für ein Problem gefunden hat).

Der Artikel nimmt Bezug auf ein von einer Verpackungsdruckerei (Weck) entwickeltes neues Spiel, dessen Figuren zum Patent angemeldet wurden (und deshalb hier weder erwähnt noch gezeigt werden kann).

 

 

     

 

27. Januar 2006, Johannes Rau ist tot. Ein Mensch, ein Nachbar, ein Gestalter, ein Motivator, eine Persönlichkeit, den und die man im Laufe vieler Jahre kennen, schätzen, zu respektieren gelernt hat. Johannes Rau, Wuppertaler von Geburt, Solinger von Kindheitstagen, Bergischer von Gemüt und Seele, Deutscher von Wesen und Charakter, Weltbürger von geistigem Format. Ein Politiker, der Nordrhein-Westfalen geprägt, die bundesdeutsche Politik besänftigt, Friedens- und Versöhnungsprozesse möglich gemacht hat. Ihm nachzuweinen ist keine Träne zu viel.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

dpa-Bild auf der Titelseite des ST am 28.1.06

 

Kerstin Ehmke-Putsch hat spontan eine Ballade auf Johannes Rau geschrieben und ihm dieses Bild gewidmet. Eines der eindringlichsten, die jemals von einem Ort gemacht wurden, der Solingen 1993 in die Schlagzeilen brachte und der Johannes Rau ganz persönlich einer der bittersten Stunden seines unsagbar vielseitigen Lebens in der Verantwortung als Politiker bescherte. Als er vor dem ausgebrannten Haus an der Unteren Wernerstraße stand, wo Menschen aus Panik über ihr mutwillig angezündetes Haus in den Tod sprangen, überlegte, ob man tatsächlich als Politiker etwas erreichen könne - ob sich, wie er bekannte, alles überhaupt lohne, ob es Sinn macht, ob man wirklich gestaltend tätig sein kann. Er, und sicher spielt es eine Rolle, dass er gläubiger Christ - Wuppertaler, das heißt trotziger Prägung - war, entschied auf seine Art und Weise: Zweifel und Rückschläge dürfen nicht dazu führen, dass man in einer Sache, an die man glaubt, den Mut und die Hoffnung verliert. Gerade, wenn etwas schwierig, aber lohnenswert erscheint, ist man aufgerufen, ja, gefordert, sich über alle Maßen, über alle bisherigen mobilisierten Kräfte hinaus einzusetzen. Resignation ist Sterben. Hoffnung bedeutet noch nicht leben, aber sie hilft, den Weg zum Ziel zu schaffen. Das, unter anderem, ist einer der Botschaften, die Johannes Rau der Welt hnterlässt.

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto/courtesy of:
Kerstin Ehmke-Putsch

 

 

Solinger Tageblatt, 28. Januar 2006, Lokalteil; auch unteres Artiel-Faksimile

 

 

 

 

Persönlicher Kommentar:

Es hat noch nie einen Politiker in Deutschland gegeben, dessen Tod von den Bürgern in diesem Maße bedauert wurde, wie der des Johannes Rau. Vergleichbar allenfalls mit der Legende Willy Brandts, die er schon zu Lebzeiten war. Aber Brand und Rau trennen bei allem, bei sehr viel Verbindendem doch zwei Fakten oder Effekte wesentlich:
Brandt war ein Gestalter mit klaren politischen, durchaus ideologischen Zielen, Rau war ein Anwalt und Berater, Beschützer, Bewahrer und "Macher" für die Belange von Bürgern. Brandt ging es um das Land, das Formale, Rau setzte pragmatisches Christentum an erste Stelle und suchte die Strukturen daran auszurichten. Und dennoch: beide, und so manche andere, waren eben von jenem Schlage, den man heute so vermisst. Gehörten zu einer Generation, die bereit waren, sich für andere einzusetzen und nicht der Sache, sondern den Menschen zu dienen. Rau war einer der jüngsten, der letzten der "Alten Garde", die die Bundesrepublik in ihren Aufbaujahren geprägt haben - und Rau war derjenige, der dieses Stück "altes Bundesdeutschland" ohne jede ideologische und peinliche Verdrehung mit dem seit 1990 hinzugekommenen Ex-DDR-Teil zu verbinden wusste. Johannes Rau war ein bekennend moralischer Mensch, ein Mann, der menschliche Grundsätze als die höchste Form der Kultur predigen konnte, ohne als weltfremd abgestempelt zu werden. Er war eine moralische Instanz. Ein Mensch, dem viele, alle vertraut haben. Weil er wahrscheinlich nie jemanden enttäuscht hat. Denn sein "Trick" war: er hat nie etwas versprochen, er hat "ganz einfach" den Mensch Mut gemacht, Hoffnung gegeben, Trost gespendet, Wege aufgezeigt, ihre Fähigkeiten in Erinnerungen gerufen, sie wieder an sich selbst glauben lassen. Mehr, noch mehr, kann man auf dieser Welt nicht tun. Johannes Rau hat bewiesen, dass Aufrichtigkeit und "Macht" im Sinne von Staatsamt kein Widerspruch, sondern Bedingung sind.

 

 

 

 

 

 

 

Zufall, Schicksal, Symbolik: der letzte öffentliche Auftritt von Johannes Rau fand in Solingen statt. Hier nahm er im November 2005 den deutsch-türkischen Freundschaftspreis entgegen. So gesehen: ausgerechnet für den Moment, an dem auch Johannes Rau in Versuchung war zu resignieren, und in dem er beschloss, es nicht zu tun, schließt symbolisch den Kreis seines Lebens: für seine Versöhnungsarbeit, für sein unablässiges, menschlich überzeugendes Bemühen, über alle Schmerzen und alles Unrecht hinweg um Versöhnung und Neubeginn aufzurufen, zu kämpfen, einzustehen, für diese ur-christliche, poly-religiöse Aufgabe bekommt er den letzten empfangenen öffentlichen Preis seines an Ehrungen nicht armen Lebens.

 

 

Auf dem im Internet zugänglichen Kondolenzbuch des "Treff nach 9", einer Gemeinschaftsproduktion der Lokalradios, zu der auch die "Bergischen Sender" der jeweiligen Städte und Kreise gehören. Die Auswahl erfolgte rein zufällig, eine zufällige Sequenz. Die Namen der Absender wurden entfernt und die Beiträge um Wiederholungen gekürzt. Ansonsten absolut Original, außer einigen Schreibfehler-Verbesserungen. Die Kondolenz richtet sich unmittelbar an seine Gattin, Christina Rau und seine drei Kinder.

  • Politik war für Johannes Rau auch immer ein großes Stück Menschlichkeit. Seine politische Arbeit kann man nicht hoch genug würdigen. Deutschland hat einen großen Staatsmann verloren dem ich gerne ein positives Andenken bewahren werde

  • Er war ein großartiger Mann, ich habe ihn geachtet und geehrt. Es stimmt mich einfach sehr traurig, dass er gehen musste.

  • Der Frau und den Kindern mein Mitgefühl und eine stille Umarmung.

  • Der Tod von Johannes Rau macht mich sehr traurig.
    Als Kind habe ich ihn schon sehr gemocht - einfach als Menschen, ganz unabhängig von seinem politischen Handeln, denn von Politik hatte ich damals ja keine Ahnung.
    Mein Mitgefühl gilt euch, Anna, Philip und Laura (ihr seid in meinem Alter) und natürlich auch Ihnen, liebe Frau Rau.

  • Liebe Familie Rau, mit Ihnen bin ich sehr traurig, dass Sie ihren Mittelpunkt verloren haben. Ihr Mann, Ihr Vater war für mich immer ein Beispiel für einen von seinem Glauben geprägten Menschen. Möge Gott ihm seinen Einsatz für die Menschen reich belohnen.

  • Mein Berufsleben im Bergbau war nahezu permanent von der Sorge um die eigene Existenz begleitet. In Johannes Rau hatte der Bergbau einen steten Freund, voll Verständnis für die Menschen. Gern hätte ich Ihnen noch eine lange Zeit, frei für die Familie gewünscht. Mag es Ihnen ein Trost sein, dass er seinen christlichen Weg bis zum Ziel vollendet hat.

  • Ein wirklich guter Mensch ist von uns gegangen.

  • Mit Johannes Rau verliert Deutschland einen der menschlichsten Politiker, NRW einen der besten Ministerpräsidenten, die es je in Deutschland gab, Wuppertal einen der größten und besten Bürger seiner Stadt und ich ein Vorbild, von dem es kein zweites gibt. Möge Gott sich seiner annehmen und wir in Deutschland ihn nie vergessen.

  • Johannes Rau wir danken dir für alles was du für Deutschland, NRW und Wuppertal getan hast Gott beschütze auch die Hinterbliebenen Danke Johannes Rau.

  • Es ist ein Mensch von uns gegangen, es war ein großer. Für mich einer der wenigen Politiker, denen ich vertraute, einer der sehr wenigen, die mir als Vorbild dienten. Ich danke ihm dafür und danke auch seiner Frau, ohne die wahrscheinlich vieles nicht möglich gewesen wäre. Ihr und seinen Kindern spreche ich mein tiefes Mitgefühl aus.

  • niemals gehen wir ganz aus dieser welt, in unseren herzen leben sie alle weiter.

  • Johannes Rau war einer der bedeutendsten Politiker unseres Landes und wird eine tiefgründige Lücke in unseren Herzen lassen.

  • Johannes Rau war für mich der wichtigste und der netteste Mensch Deutschlands. Er hat für diese Land viel erreicht und dafür bin ich ihm dankbar.

  • Johannes Rau ist von uns gegangen,
    aber nicht aus unseren Herzen.

  • In wunderbarer Erinnerung an einen hervorragenden Landesvater und einem der besten Bundespräsidenten. Meine aufrichtige Anteilnahme seiner Familie und seinen Freunden.

  • Johannes Rau war einer der wenigen ehrlichen und gewissenhaften Politiker unseres Landes. Er war sympathisch, "volksnah" und immerzu aufgeschlossen. Meiner Meinung nach der korrekteste Politiker überhaupt! Er hat sich nicht nur für NRW stark gemacht, sondern stets versucht, die allgemeinen Interessen zu vertreten und war dabei auch noch sehr genügsam und im Gegensatz zu manchen anderen überkandidelten Politikern "anspruchslos". Wir werden Ihn in sehr guter Erinnerung behalten.

  • Ein Mann, der was Bewegt hat. Mich hat er erreicht. Es gab nicht viele Menschen wie ihn. Es möge ihn dort besser gehn,wo er jetzt ist. Er bleibt immer in meiner Erinnerung.

  • Unsere Familie hat ihn vor allem wegen seiner Ehrlichkeit und Gradlinigkeit geschätzt. Er war Mann, der nie sich selbst untreu geworden und seine Ziele zielstrebig verfolgte.

  • Mit Johannes Rau verliert die Welt einen Freund der Menschen, der Politik nicht um des Ruhmes oder der Prestige willen betrieb, sondern weil er für die Gemeinschaft aller eintreten wollte. Nehmen wir von diesem Gedanken ein wenig in jedem von uns auf, so lebt Johannes Rau in uns weiter.

  • Wuppertal hat den bekanntesten Sohn der Stadt verloren und wir sind unendlich traurig. Wir haben ihn in Wuppertal zuletzt beim Spiel gegen Bayern München gesehen. Er war ein Wuppertaler und WSVer durch und durch.

  • Hey Johannes, kannst du uns grad seh'n
    wir vergessen dich nicht
    wir werden überall von dir erzähln
    damit dein Name ewig weiterlebt.(DTH)

  • Ein großer Staatsmann, der nicht nur die Geschichte Nordrhein-Westfalens, sondern der gesamten Bundesrepublik geprägt hat. Das Rückrat und die Gradlinigkeit von Johannes Rau wünschten wir uns auch bei anderen Politikern... In stillem Gedenken nehmen wir Abschied!

  • Meine aufrichtige Anteilnahme möchte auch ich denen ausdrücken, die in der glücklichen Lage waren, mit und neben einem Mann gelebt zu haben, der für mich seit meiner frühen Kindheit eines verkörperte: GELEBTE DEMOKRATIE und Menschlichkeit!

  • warum sind nicht alle politiker so aufrichtig und ehrlich miteinander--menschlich auch andern gegenüber wie unser landesvater es war--wir danken Unserm Johannes-im gedenken an seine Taten für unser Land--Danke

  • Ich wünschte, alle Menschen wären so aufrichtig und mitdenkend, wie Johannes es war.

  • Ich trauer um einen der letzten wirklichen Politiker des Landes, die sich um die Bedürfnisse der Bürger Gedanken gemacht hat.

  • Mit ihm ist wieder ein Stück "ehrlicher" Politik gestorben.

  • Ich bin bestürzt. Wir haben einen Menschen verloren, der bereit war uns zu zeigen, dass Politik nicht unmenschlich sein muss. Er ist auf die Menschen zugegangen und hat ihnen zugehört, hat sie getröstet, hat ihnen Kompromisse aufgezeigt und war stets bereit mit seinem Humor dem ganzen politischen Prozess auch noch eine leichte und schmunzelnde Seite abzugewinnen. Ein einzigartiger menschlicher Politiker. Mich hat er durch die wichtigsten Jahre meines Lebens begleitet und es fällt mir schwer zu verstehen, dass er nun nicht mehr unter uns ist. Johannes Rau, du warst nicht nur der Bruder, der mir immer fehlte, du warst für mich der Wegbereiter. Ich spreche alle Angehörigen meine allertiefste Anteilnahme aus.

  • Auf Wiedersehen lieber Herr Rau! Vielleicht sieht man sich im Himmel wieder!

  • Offennheit, Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit - für diese Eigenschaften steht für mich der Name Johannes Rau! Mit meinen nun 37 Jahren ist er der Politiker gewesen, den ich am meisten bewundert habe! Ich werde IHN immer in guter Erinnerung behalten und hoffe, dass die heutige Politik sich eine ganz dicke Scheibe von seinem politischen Geschick abschauen werden.

  • .Von Jugend an hat mich ihr Mann und Vater sehr beeindruckt. Er war ein Vorbild für die Menschheit, seinen Platz kann keiner füllen.

  • In meinen Augen war Johannes Rau einfach nur fabelhaft! Denn er hat immer geholfen, wenn Not am Mann war und war immer Hilfsbereit!

  • Gott schließt keine Tür,
    ohne eine andere aufzumachen.

  • Johannes Rau war für mich von Jugend an ein großes Vorbild.

  • Zu der Zeit, als mein politisches Interesse erwachte, wurde er gerade zum Ministerpräsidenten unseres Landes gewählt.
    Später wurde er zu unserem Landesvater. Ich danke ihm für alles, was ich durch sein Vorbild geworden bin und noch werde.

  • Aber lassen Sie sich nicht unterkriegen, der Verstorbene würde es bestimmt nicht wollen, dass Sie in ewiger Trauer leben würden.

  • Danke, Johannes....mach et joot

  • Sie sollten nicht weinen, dass das Leben mit ihm vorbei ist, sondern danken, dass sie das Leben mit ihm leben durften und in Dankbarkeit die Erinnerungen an ihn behalten!

  • Es ist nicht schwierig, freundlich zu sein,
    wenn das Leben wie eine Melodie dahinplätschert.
    Aber wertvoll ist der Mann, der auch lächeln kann,
    wenn alles aus dem Ruder läuft.
    Denn das Herz wird geprüft durch Schwierigkeiten,
    und die kommen immer mit den Jahren.
    Und das Lächeln ist alles Lob der Erde wert,
    das auch durch Tränen hindurch leuchtet.
    Wir werden ihn nie vergessen und trauern mit Ihnen.

  • Für mich war Johannes Rau immer das Sinnbild des guten Deutschen. Sein Tod stimmt mich traurig.

  • Mit ihm ist ein Teil Deutschlands und des Bergischen Landes gestorben.

Aus dem im Internet veröffentlichten Sendeprotokoll von "westpol", einer WDR-Sendung vom 15. 1. 2006, Raus 75. Geburtstag, den er schon, von Krankheit geschwächt, zu Hause verbringen musste. Autorin: Beate Becker

O-Ton Wolfgang Clement, SPD Ministerpräsident 1998-2002:
"...es gibt ja niemanden, der dieses Land so geprägt hat wie er, 20 Jahre lang Ministerpräsident dieses Landes, mit seiner Politik, mit den Akzenten, die er gesetzt hat, in der Wissenschafts-, in der Hochschulpolitik..."

O-Ton Bärbel Höhn, Umweltministerin 1995-2005:
"...ich muss sagen, er war von den 3 Ministerpräsidenten, die ich hatte, das glaub ich, das wird auch Herrn Steinbrück und Herrn Clement nicht stören, war es der netteste..."

O-Ton Anke Brunn, Wissenschaftsministerin 1985-1998:
"Er ist er ein Mensch, der ist ja geradezu arbeitswütig und an vielen Stellen gleichzeitig präsent, aber auch irgendwo sehr empfindsam."

O-Ton Burkhard Hirsch, FDP Innenminister 1975-1980:
"Er liebt Menschen. Er hat ein unglaubliches Personengedächtnis und er ist glaube ich der einzige Ministerpräsident, der mal mit der Straßenbahn durch das ganze Ruhrgebiet gefahren ist, um mit Menschen zusammenzukommen..."

O-Ton Friedhelm Fahrtmann, SPD Arbeitsminister 1975-1985:
"Ich habe immer wieder erlebt, dass Bürger fasziniert waren und beeindruckt waren davon, dass er sie ansprach auf irgendwelche Kleinigkeiten, auf irgendeine persönliche familiäre Angelegenheit, die er in Erinnerung behalten hatte, und wodurch er immer das Gefühl vermittelte, unmittelbar im persönlichen Verhältnis zu stehen."

O-Ton Wolfgang Clement, SPD, Ministerpräsident 1998-2002:
"Er hat alle Daten im Kopf der Kinder, er weiß alles über die Kinder, nicht nur über meine Kinder, sondern über unendlich viele Personen. Niemand hat eine solche Offenheit und solche einen Blick für andere."

O-Ton Anke Brunn, SPD, Wissenschaftsministerin 1985-1998:
"Natürlich war er machtbewusst und er wollte auch die Endentscheidungen haben und er wollte auch vorher wissen, worum es geht. Er wollte schon es genau wissen."

O-Ton Norbert Blüm, CDU, Landesvorsitzender 1987-1999:
"Er ist ja auch Bundespräsident geworden nicht dadurch, dass ihm dieses Amt auf dem Tablett serviert wurde, sondern er hat schon darum gekämpft. Also, er weiß, was er will."

O-Ton Gabriele Henkel, Kunstprofessorin:
"Er war immer mein Landesvater, auch als er Bundespräsident wurde, und ich denke, seine Landeskinder haben sich bei ihm sehr wohl gefühlt."

O-Ton Norbert Blüm, CDU, Landesvorsitzender 1987-1999:
"Er war kein Mann der Konfrontation, er hat immer versucht, auch das gemeinsame zu betonen."

O-Ton Burkhard Hirsch, FDP, Innenminister 1975-1980:
"Und das führte dann aber dazu, dass die Kabinettsitzungen etwas länger wurden, weil er sich bei streitigen fragen scheute, harte Entscheidungen zu treffen. Er setzte auf Diskussion, solange bis wir erschöpft waren und sagten okay, dann machen wir es eben so."

O-Ton Manfred Kock, EKD-Ratsvorsitzender 1997-2003:
"Er hat seinen Beruf so definiert, als Auftrag Gottes in dieser Welt zum Wohle der Menschen tätig zu sein."

O-Ton Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrat der Juden in Deutschland:
"Und er hat vor allem unterstützt den Neubau der Synagogen und hat zum Beispiel bei der Einweihung der Synagoge in Aachen gesagt, wer baut , will bleiben. Und diese aussage ist immer wieder zitiert worden."
 

Der Staatsmann Rau, der Mensch Rau. Zwei in einem.

 

Das letzte Interview von Johannes Rau: "Es gibt Anlass zur Zuversicht"

Deutschland habe die Kraft und die Ideen, seine Probleme zu lösen, betonte Altbundespräsident Johannes Rau im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung. Es war das letzte Interview, das er einer deutschen Tageszeitung gegeben hat.

Zur WZ gehört auch der Generalanzeiger, größte Tageszeitung von Wuppertal, Raus Heimatstadt

Wiedergabe gekürzt

Frage: Nordrhein-Westfalen besteht sechzig Jahre. Wie blicken Sie auf dieses Land, das Sie so lange regiert haben und das Ihnen viel zu verdanken hat?
Rau: Auch wenn ich nun die letzten Jahre in Berlin verbracht habe, bleibe ich Nordrhein-Westfalen und besonders meiner Heimatstadt Wuppertal doch sehr verbunden. Es ist ein schönes Land mit liebenswerten und charakterstarken Menschen, die anpacken, auch wenn die Zeiten manchmal schwer sind.

Frage: Welches war Ihre größte Erfahrung in Ihrem politischen Leben? Und welches war Ihre größte Enttäuschung?
Rau: Das ist so nicht in ein paar Sätzen zu beantworten. Aber mir war ganzheitliche Bildung immer besonders wichtig. Bessere Bildungsangebote und besserer Zugang für alle. Über Fortschritte in diesem Bereich habe ich mich sehr gefreut. Dankbar bin ich dafür, dass ich während meines politischen Wirkens mit so vielen begabten und klugen Menschen zusammenarbeiten konnte. Mit manchem hat sich eine lebenslange Verbundenheit ergeben. Natürlich gibt es in der Politik auch Enttäuschungen. Damit muß man leben und umgehen lernen. Tief erschüttert haben mich der Brandanschlag in Solingen und der Amoklauf in Erfurt.

Frage: Was hat Ihnen der Glaube im politischen Leben bedeutet?
Rau: Der Glaube gibt mir Halt und Kraft, und die christliche Botschaft ist mir auch ein Wertmaßstab. Er ist aber sicher kein Regierungsprogramm.

Frage: Deutschland befindet sich in einem tiefen Umbruch. Gibt es Anlaß zur Resignation oder zur Zuversicht?
Rau: Uns Christen ist Resignation ohnehin verboten. Ich glaube auch nicht, dass es dazu Anlass gibt. Aber es gibt Anlass zur Zuversicht. Deutschland hat die Kraft und auch die Ideen, seine Probleme zu lösen. Dazu muß die Große Koalition ihren Beitrag leisten.

Frage: Hartz IV, Arbeitslosigkeit, Kinderarmut bedrücken Millionen Menschen. Welche Botschaft hat Johannes Rau für sie?
Rau: Ich stehe nicht mehr im aktiven politischen Leben. Ich werde jetzt also kein Modell zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit beschreiben. Wichtig ist mir, dass die Menschen auch in wirtschaftlich schwierigen Situationen Zuversicht und Vertrauen nicht verlieren. Ohne Zuversicht kann man Zukunft nicht gewinnen.

Frage: Unvergessen bleibt Ihr Appell, zu versöhnen und nicht zu spalten. Gibt es die gespaltene Nation? In Arm und Reich, in Selbstsucht und Solidarität?
Rau: Nein, die gibt es nicht. Es gibt viel Solidarität in unsere Gesellschaft. Sichtbar wird sie für jedermann besonders bei großen Katastrophen. Denken Sie nur an die große Flut bei uns oder an den Tsunami in Südostasien. Aber es gibt sie ja nicht nur dann. Tagtäglich erfahren wir Zuwendung und Hilfe nicht zuletzt durch die vielen Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren.

Frage: Die Politiker haben schwere Glaubwürdigkeitsverluste. Wie kann der Glaube an Verlässlichkeit und Kompetenz zurückgewonnen werden?
Rau: In dem man tut, was man sagt, und sagt, was man tut.

Frage: Welchen Bibelspruch würde Johannes Rau den Deutschen widmen, deren Zuversicht so gelitten hat?
Rau: Ich möchte anstelle eines Bibel-Verses gern etwas von Diet-rich Bonhoeffer zitieren, das er im November 1944 aus dem Konzentrationslager an seine Braut Maria geschrieben hat: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag."

 

     

Sie erinnern sich an die 2000er-Hysterie? Die Computer sollten crashen, Asteroiden auf die Erde stürzen, die Milch sauer und der Bildungsnotstand offenbar werden. Dnn nicht 2000, sondern 2001 war ja mathematisch gesehen erst der Jahrzehnt-, Jahrhundert- und Jahrtausendwechsel in einem (der erste Jahrtausendwechsel seit Beginn des gregorianischen Kalenders übrigens). Aber dennoch haben solch "runde Zahlen" eine magische Faszination. Vor über 100 Jahren schrieb jemand, vielleicht der Apotheker Goedecke selbst, zwei Postkarten, beide in Gräfrath abgestempelt: kurz vor und kurz nach der Wende. Was aber am bemerkenswertesten ist: Sowohl am Silvesternachmittag wie auch am Neujahrsvormittag arbeitete man bei der Post. Wenn man Volkes Meinung hört, arbeitet heute die Post auch an allen anderen Tagen nicht (mehr). Was aber eine falsch Behauptung ist, nachweislich. Ebenso, wie der 31.12.1899 / .1.1900 eben auch kein Jahrhundertwechsel war.

 

 

Poststempel
31.12.(18)99

 

 

 

 

 

 

 


Poststempel
1.1.(19)00

Dass wir Bergischen, gelinde gesagt, "jet doll sinn", das wussten wir ja. Dass es so schlimm uns steht, hat uns das Solinger Tageblatt am 6. Mai 06 schonungslos gesagt. Da haben wir die Regionale 2006 doch tatsächlich als eine Art Aufbruch in die Zukunft verstanden - und prompt meldet sich die Psychiatrie und will unseren Geisteszustand untersuchen. Keine Fotomontage, kein Trick, keine Mogelei: so gedruckt von Solingens ehrwürdigem Chronistenblatt - und die müssen es ja wissen, die beobachten uns, die Bevölkerung, schließlich schon lange genug. Und begleiten uns hoffentlich auf die Couch - und wieder runter.