Solingen-Mosaik 8 Kunterbuntes

Solingen als Abenteuerland. Dazu bedarf es keiner Kulisse, keiner Künstlichkeit, keiner Komik. Die Stadt ist ein solches und merkt nicht, dass andere es merken.

 

Öffentlicher Nahverkehr

Man versuche, in Solingen mit Bus und Obus oder Bahn zu fahren. Das klappt im allgemeinen gut bis sehr gut. Mit der Ausnahme, dass es eine Abenteuerreise werden kann.

Alle Fahrplan-Darstellungen Screenshots der Internet-Fahrplanauskunft des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, www.vrr.de

 

Hautpbahnhof — (noch) ist das eine schäbige Ruine, die abseits des Verkehrs liegt. Bald wird Ohligs der Hauptbahnhof sein und der Hauptbahnhof stillgelegt bzw. umgewidmet und zwei neue Haltepunkte der Bahn den Hauptbahnhof ersetzen. Bis dahin muss man ihn erwandern.

 

Auch von Witzhelden aus, dem freundlichen Nachbardorf auf den Höhen, kann man den Hauptbahnhof teils mit dem Bus, teils zu Fuß erreichen. In rund 40 Minuten.
Mann kann aber auch eine Tagesreise daraus machen. Nachts um viertel vor zwei in Witzhelden abgefahren, erreicht man schon morgens kurz vor 10 den Hauptbahnhof Solingen. Zu Fuß wäre man übrigens schon wieder hin und zurück gelaufen. Ob eine Schlaf- und Übernachtungsmöglichkeit in Nüsenhöfen besteht, ist nicht bekannt.
Der Fußweg vom Ohligser Markt bis zum Bahnhof Ohligs ist fünf, für Langsame 10 Minuten. Der Fahrplan schickt einen in der gleichen Zeit erst einmal runter zum Vogelpark, um dann mit dem entgegengesetzten Bus wieder zurückzufahren.
Wer von Solingen aus, hier als Beispiel von der Hasseldelle, zum Fußball gucken nach Schalke will, darf sich auf einen Abenteuerreise einstellen. Die Empfehlung lautet, genügend Verpflegung mitzunehmen.
Und wer gar in einen Vergnügungspark will, hat das Vergnügen schon bei der Anreise. Er lernt so ziemlich alles kennen, was in NRW fährt. Fehlt nur eine Passage mit dem Schiff.

 

Nordic Walking

Es wurde in Solingen erfunden. Weil
1. Solinger sparsame Menschen sind und
2. es in Solingen so selten schneit,
wollten
3. die Solinger die guten Stöcke auch für was anderes nutzen und erfanden das Skilanglaufen ohne Ski.

Glauben Sie es oder nicht? Wahr oder unwahr?

 

Übrigens begeht man keine verbale noch eine sonstige Sünde, wenn man sagte, diese Damen streben dem Höhepunkt entgegen. Denn in wenigen Schritten werden sie Solingens höchsten Punkt erreicht haben.

Nicht Hawaii, sondern Wupper: romantischer Sonnenaufgang an der Wipperaue mit den Augen eines Malers gesehen.

 

Kultureller Unterschied, deutlich sichtbar: während die Hinweise auf die weltabgewandte Wupperseite, Richtung  Witzhelden, noch in kinderhafter Schreibschrift gehalten werden müssen, sind die Richtungsangaben in das kulturelle Solingen bereits in durchgestylter Blockschrift kreiert. Merke: Wer dies Brett vor dem Kopf hat, weiß wo es lang geht.

 

Waldwegweiser

Wer wandern will, ist in Solingen stets auf dem Holz(wegweiser)weg.

 

Baumschulen gibt es überall. Doch Solingen unterrichtet gleich den ganzen Wald, nicht nur einzelne Bäume. Hier lernen Wälder singen und klingen, schön und mächtig zu sein. Nicht wahr ist dagegen das Gerücht, in Solingen gäbe es (vor allem im öffentlichen Leben) so viele Holzköpfe, weil sich die Waldschule als deren Eliteuniversität erwiesen hätte. Ganz im Gegenteil. In der Waldschule lehrt man Nachhaltigkeit, nicht Narrhaftigkeit.

 

 

Dazu passt, dass in Solingen der Wald auch zum Camping geht. Nicht weit von der Schule entfernt. Direkt an der Wupper gelegen lernt hier der Wald, vernünftig mit Freizeit umzugehen. Die hat er ja reichlich. Er steht ja nur rum.

 

 

 

Der Waldcampingplatz in den 60er Jahren, als er selbst noch kein Wald war, sondern man auf die Wälder ("Wo die Wälder noch rauschen ..." usw.) schauen konnte. Natürlich liegt das Waldcampingplatz nicht in Solingen-Wald, sondern - nein auch nicht nur an einem Solinger Wald, sondern am Solinger Ufer der Wupper bei Glüder und man schaut hälftig (rechts) auf einen Witzheldener Wald, während der Wald nahe der Straßenbrücke tatsächlich Solinger Wald ist (die Ortsgrenze verläuft etwa in Bildmitte am jenseitigen Wupperufer). 

 

En detail: Für frühe Campingfreunde sicherlich ein deja-vus-Erlebnis: ach, was haben wir mal alle klein angefangen. Nix Motohome und Luxus-Vorzelt am Caravan. RICHTIG ZELTEN, im Zelt !

Und siehe da:

Auf der Wupper kann man Gummibootfahren !

(Wencke Myrrhe lässt grüßen:
"Er hat ein knall-
rotes Gummiboot ...")

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Glüder mit Campingplatz Mitte der 1960er Jahre

 

 

Nett, wie die Rückseite der Postkarte beschrieben ist. Ein Loblied aufs wäldliche Solingen.

Doch dass man mit Wupperwasser Kaffee kochen kann, grenzt an Selbstmord ! Zur damaligen Zeit jedenfalls.

Meine Lieben, damit Ihr seht, wie die Gegend aussieht, in der wir nun wohnen. In diesen Wäldern, 20 Min. zu Fuß bis zu diesem Campingplatz wo man im einem Lädchen im Sommer teuer einiges kaufen kann. Der Fluß ist die Wupper. Beste Luft, gutes Wasser (für Kaffee!). Also: Hinter diesem ersten Wald wohnen Eure 2, auch direkt an einem Walde.

 

Unglaublich, wie alles angefangen hat. Ohne Bäume, einfach nur eine Wiese an der Wupper, zwei Minigolfplätze auch ohne Bäume und Schmuck - und dann der Parkplatz rammelvoll.

 

... noch einmal ein wenig näher hingeschaut: kleine Campingwagen und Zelte.

 

Ich möchte ausdrücklich dementieren, dass dieses Schild bedeuten soll, dass die typischen Solinger Gerichte, gekocht nach alter Sitte, eben NICHT für die Schweinemast, sondern den Mittagstisch bestimmt sind und deshalb an jedem Herd ein solches Schild anzubringen ist. Nein, das Schild hier bewahrt Pferde davor, das essen zu müssen, was sich die Menschen antun: Kottenbuttern, Gummibären, Milchsuppe oder Grünkohl untereinander.

 

 

Übrigens, und da verbietet sich jede Ironie, man darf vieles läster- und lasterhafte über Solingen sagen, aber nicht, dass sie nicht immer und immer wieder talentierte Künstler hervorgebracht hat. Die auch, bescheiden genug, im Rahmen der (finanziellen und organisatorischen) Möglichkeiten durchaus lokal eine Anerkennung finden und Plattformen geboten bekommen. Da aber Solingen absolut keine Stadt ist, in der Kulturgüter seitens der Bevölkerung starke Beachtung finden, bleibt der Zirkel der Künstler und Kunstkenner oft genug unter sich. Wer will, kann in Solingen mehr substanziell wertvolle Kunst entdecken und damit in Berührung kommen, als dass die Schimpfvokabel "Provinz" so recht angebracht wäre.

 

 



 

 

Zurück in die Skurrilitäten des Alltags. Der Bergische, das weiß man ja, ist sparsam. Nichts wird weggeworfen, was man nicht noch gebrauchen könnte. Besser gesagt: Was man einmal besessen hat. Und so werden Besitzgegegenstände in dekorative Gebrauchsgegenstände verwandelt. Wie hier Klotöpfe. Humor ist, wenn es trotzdem blüht.

 

Grünental

Wenn es denn nicht so makaber wäre, könnte man sie deutsche Wertarbeit nennen. In Solingen stehen noch mindestens 4 Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg rum, die einfach nicht kaputt zu kriegen sind. Sprengen geht nicht, mitten in der Stadt, und für eine intensiv mühselige Handarbeit, gewissermaßen Abriss per Bohrhammer, hat keiner Geld.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch heute finden sich auch an anderen Stellen im Stadtgebiet unspektakuläre Bunker, wie hier am Central.

 

 

Solingen. Ein gerade noch mal davongekommener Zug.

Spiegel-online vom 2. 4. 04

1998 IC-Unglück in Enschede, 101 Tote, die bis dato größte Zugkatastrophe in Deutschland. Der Todeszug ist der "Conrad Wilhelm Röntgen", der nette Mensch aus der Nachbarstadt Remscheid.