Solingen-Mosaik 9 Kunterbuntes

Eine Stadt ist ja "nur" ein Sammelgefäß. Hier leben Menschen auf engstem Raum zusammen, die nichts anderes als die Postleitzahl gemeinsam haben. Aber gerade das macht ja eine Stadt so interessant: wer beeinflusst wen wie oder was fördert und verhindert wen und was und wie hemmt oder beflügelt sich alles?

 

Georg Meistermann ist ein solcher Mensch, der zwar Solinger von Geburt ist, aber in dieser Stadt Achtung und Anerkennung, aber keine Verwurzelung gefunden hat. Unabhängig davon, dass Solingen keine Kunst-Szene hat, in der sich ein Meister seines Fachs entwickeln könnte. Die "Flucht" zumindest ins nahe, künstlerisch weltoffene Düsseldorf ist für Solinger nicht untypisch. Dort studierte der 1911 geborene Meistermann, der 1990 in Köln verstarb. Seine Werke sind nicht unumstritten, denn die Nazis stuften ihn unter "entartete Kunst" ein, was ihm Berufsverbot einbrachte; doch nach 1945 setzte sich sein Talent durch. Etliche Kirchenfenster in Deutschland sind sein Werk (das erste übrigens in St. Engelbert (Sandstraße, neben heutigem Müllkraftwerk); oft wurde er ein "Glas-Maler" genannt, doch seine Ölgemälde sind mindestens von gleicher Bedeutung.

Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart
Band 6, Georg Meistermann
Verlag Aurel Songers Recklinghausen, 1958
Herausgegeben vom Kulturministerium des Landes Nordrhein-Westfalen

 

Fuß-Spur 1950

 

 

 


 

Kaum zu sehen, weitgehend unbekannt: ein Meistermann-Glasbild im Nordgiebel des Finanzamtes Solingen-Ost an der Goerdeler Straße.

 

Vielleicht hilft diese Skizze, Meistermanns Sicht- und Malweise zu übersetzen. Vom Figürlichen ausgehend zerlegt er, in kubistischer Manier, das optische Szenario in form-, farb- und sujet-prägende prinzipielle und charakterisierende  Elemente. Diese dann farbig-flächig phantasievoll gestaltet ergibt das "Meistermann-look-and-feel".

 

Strickende 1948

Blauer Bogen 1952

Varianten zu Rot 1958

  

 

Ilse Weber geb. Stöpfgeshoff, hochbetagt wie hochbegabt, malte diese Bilder, die u. a. vom Soroptimisten-Club Solingen als Grußkarten verwendet und veräußert werden.

 
 

 

Kunst, so habe ich einmal gelernt, sei vor allem Symbolik. Und dies hier ist nicht nur Kunst, sondern auch die Säule am Gräfrather Marktplatzbrunnen. Was aber wollte uns der Seinmetz damit sagen? Dass die Säule im unteren Bereich inkontinent ist, darf man noch als bestimmungsgemäß ansehen. Dass die Gräfrather zum Kugeln sind, lässt sich ja noch deuten. Dass aber die Gräfrather so große Ohren haben, lässt dagegen aufhorchen. Bestimmungesmäß. Hören Sie das Gras wachsen? Lauschen Sie den Nachbarn an den Wänden? Musste man ihnen erst die Löffel lang ziehen, bevor sie parierten? Und warum solche Schweinsbacken und Schweineohren? Ist es gar der Teufel? Und dem Teufel sein Weihwasser, da da sprudelt? Ein mystischer, verwunschener, geheimnisvoller Ort, dieses Gräfrath. *grusel*

 

 
 

 

Von der Illusion zur Realität. Oder sollte man sagen: Von der Kunst der Solinger, die Realität als Illusion zu sehen?

 

 

Einkaufen in Solingen?

 

 

 

 

 

Seit 1995 führt der Fachbereich Technische Betriebswirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen unter der Leitung von Prof. Dr. Gunther Bamler Passantenbefragungen über die Attraktivität der Städte als Einkaufszentren in verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens durch. Im Wintersemester 2002/2003 interviewten Studierende zum zweiten Mal Passanten in verschiedenen Städten des Rheinlandes und erstmals auch im Bergischen Land.
Seit 1995 führt der Fachbereich Technische Betriebswirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen unter der Leitung von Prof. Dr. Gunther Bamler Passantenbefragungen über die Attraktivität der Städte als Einkaufszentren in verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens durch. Im Wintersemester 2002/2003 interviewten Studierende zum zweiten Mal Passanten in verschiedenen Städten des Rheinlandes und erstmals auch im Bergischen Land.

Der von der Fachhochschule gewählte Befragungsansatz unterscheidet sich von Erhebungen der Kommunen zum Stadtmarketing in mehrfacher Hinsicht. Zum einen erlaubt er erstmals Vergleiche zwischen verschiedenen Städten. Zum anderen lassen sich durch den Langzeitcharakter der Studie Veränderungen bei den Bewertungen einzelner Städte feststellen. Der Hauptvorteil liegt allerdings in der Tatsache, dass Passanten nie zu ihrer Heimatstadt befragt werden.

Die Städteimage-Befragung fand in der Vorweihnachtszeit 2002 in den Fußgängerzonen von ausgesuchten Städten statt. Insgesamt standen 3723 gültige Interviews aus dem Rheinland und 2648 aus dem Bergischen Land für die Datenauswertung zur Verfügung. Dabei wurden die Städte in Metropolen und Oberzentren eingruppiert.

Solingen - katastrophales Abschneiden beim Städteranking

Die Stadt der Klingen hinterlässt bei den Besuchern einen hektischen und langweiligen Eindruck. Eine sehr ungünstige Kombination für das Städteimage. Solingen ist nach Bochum und Remscheid das dritthektischste Oberzentrum. In punkto Langeweile liegt Solingen hinter Siegen, Bochum, Leverkusen, Bonn, Remscheid und Neuss, nur Gummersbach hinterlässt einen noch langweiligeren Eindruck. Auch bei der Sauberkeit schneidet Solingen schlecht ab und liegt am Ende der Bewertungsskala. Die antwortenden Passanten schätzen sowohl die Warenmenge als auch die Exklusivität des Angebots der Einzelhändler als unterdurchschnittlich ein. Darüber hinaus gilt das Stadtzentrum als sehr schlecht erreichbar. Damit nicht genug: Auch bei der Bewertung des gastronomischen Angebots landet Solingen auf dem letzten Platz unter den Oberzentren.

 


Kommentar:

Mögen Sie nun raten, wie die offizielle Politik in Solingen auf diese Umfrage reagierte? Nun, ganz logisch und einfach: sie bestritt, dass die Ergebnisse richtig sind. Und unterstellte damit, sowohl Professoren wie Studenten seien zu blöd, eine Umfrage durchzuführen und die Passanten (Besucher der Stadt) natürlich viel zu blöde, überhaupt Antworten zu geben. Merke: Man irrt nie, wenn man einem Solinger Lokalpolitiker glaubt. Man ist nur selbst irr, wenn man ihr/ihm glauben möchte. Ausnahmen bestätigen nicht die Regel, sondern realitätsnahe Personen sind in der Regel bereits aus den Parteien und Gremien ausgetreten oder ausgeschieden.

 

FH Südwestfalen untersucht Attraktivität der Einkaufstädte im Rheinland und im Bergischen Land
Veröffentlicht am: 19.11.2003

Veröffentlicht von: Dipl.-Soz.Wiss. Birgit Geile-Hänßel
Fachhochschule Südwestfalen

 

Texte sind original dem idw Informationsdienst der Wissenschaft  entnommen; captured am 25. 3. 05

 

 

 

 

Über die Wupper gehen

 

 

 

Bei so viel Tristesse kommt das Sprichwort in den Sinn, dass Solingen "über die Wupper gehen" könnte. Aber woher kommt eigentlich das Sprichwort? Unter anderem hat Michael Tettinger verschiedene Quellen ausfindig machen können, auf der Seite der Wuppertalsperre sind sie dokumentiert.

 



Solinger Logik ist einfach zu verstehen: Das ist der Parkplatz zum Parkfriedhof, der so heißt, weil er an einem Parkplatz liegt, aber Parkplatzfriedhof nicht so nett klingt wie auch Friedhofparkplatz. Daher heißt der Parkplatz am Parkfriedhof eben Parkfriedhofparkplatz.

 

Das ganze ist natürlich in Gräfrath, dem Stadtteil mit dem höchsten Niveau. In Metern über Normalos gemessen.

Das ist auch Gräfrath und auch Logik, weil auch ein Park und zugleich ein Friedhof. Der Businesspark Piepersberg, der zwar schon angelegt ist (natürlich mit einer jener Zufahrtsstraßen, die sich später als viel zu schmal erweisen werden, das macht man in Deutschland grundsätzlich so) und der erst seit rund 25 Jahren in der Planung ist. Nun ist er ein Park, fürs Business, aber er ruht und sieht aus wie ein nicht genutzter Friedhof. Parken kann man hier gut, weil Platz ist noch, aber wo sollte man hin, denn es herrscht Friedhofsruhe. Denn der Raum ist ja nicht für heute, sondern für die Zukunft gemacht. Schade, dass man sich nicht zu 222.222 qm erschlossenes Gelände entschließen konnte. Was die Schnapsidee Piepersberg besser symbolisiert hätte. Aber immerhin, boh eih Mann, Fon ganz modern geschrieben. Dass, wenn man schon Fon schreibt, auch
+49 212 2494-130
richtig gewesen wäre, nun ja, wen stört's, wie man fälschlicher-weise heute Schrey-Ben Würde.

 

Ostern 2005

Dass vor der windflatternden Reklame vor dem Businesspark ein Stop-Schild steht, das kann ein Zufall sein, muss es aber nicht. Zumal mit zwingender Logik darauf hingewiesen wird, dass, wenn Radfahrer zu beachten sind, diese nicht nur von links, sondern auch von rechts kommen könnten. Denn: wer in Gräfrath an einem Businesspark namens Piepersberg, der wie ein Parkfriedhof aussieht, ein Business errichtet, der muss einen Pieps haben und der weiß eben nicht, wo in Solingen all die Radfahrer herkommen und hinwollen? Oder wie darf man den Hinweis verstehen? Also, liebes Internet, Piepersberg komm, oder was steht da drauf?

 

 

Nachtrag: Das Gewerbegebiet liegt nahe der Autobahn. Und ist mit dieser durch einen absolut verkehrstüchtig ausgebauten Feldweg verbunden, der im Volksmund "Zubringer" genannt wird und der, seit er großzügig ausgebaut ist, morgens für bis dato nicht gekannten Stau sorgt. Aber der Zubringer und der Ausbau, die Straßenführung und dies alles sind auch erst seit 25 Jahren in der Planung und "Mache", also Ausführung, weswegen es nicht überraschen darf, dass nun die Politik samt Verwaltung überrascht feststellen, dass sich in dieser kurzen Zeitspanne der Verkehr und die Anzahl der Autos geringfügig erhöht haben.

 

 

Da dem Solinger, dem Bergischen, dem Optimisten als solchen bekanntlich nichts fremd ist, scheute man auch nicht davor zurück, eine Autobahn quer durch Städtedreieck RS-SG-W zu planen. Ausgehend von der A1 - sogar ursprünglich von Siegburg startend, quer durch die Wahner Heide - sollte die Autobahn über Südremscheider Gebiet verlaufen, in Reinshagen den Berg durchlöchern, an der Morsbachmündung (Müngsten) wieder zu Tage treten, den Hang an der Papiermühle / Sturmsloch / Hasseldelle hinaufklettern, die Stöckener Straße nahe Rasspe queren, am Bärenloch ein über 4 qkm großes Areal mit einem Autobahnkreuz belegen und dann Richtung Vohwinkel/Haan die A 46 queren, weiter nach Norden ziehen. Ihr Name: "Ostfriesenspieß". Das Stöckener Autobahnkreuz hätte Anschlüsse nach Kohlfurt, von dort weiter nach Cronenberg gehabt und Richtung Westen bis zum Frankfurter Damm, um dort an die Viehbachtalstraße anzuschließen, die wiederum bis zur A3 in der Ohligser Heide reicht.

 

Von all dem wurde die Viehbachtalstraße verwirklicht, ein Teilstück Stadtautobahn, das östlich an einer eher schmalen Stadtstraße endet und westlich seit Jahrzehnten nicht als wirklicher Autobahnzubringer dient, da die Parteien und Gremien es gründlich und irreversibel geschafft haben, sich so zu zerstreiten, dass das Torso auf ewig bleiben wird. Ein Schildbürger-Denkmal par excellence, auf das die Parteien auch noch stolz sind, weil sie sich gegenseitig die Schuld zuschieben. Ein Mahnmal gegen kommunalpolitische Amateure, die hilflos der Realität gegenüber stehen.

Kartenscan von Jörg Morsiefer

Arme Remscheider. Ein Lexikon der 1930er Jahre macht klar, wo Remscheid liegt: bei Solingen. Aber getrennt davon. Nicht, wie das Lexikon meint, durch das Wuppertal (gemeint ist nicht die Stadt, sondern das geografisch-geologische Tal), sondern durch eine Mentalitätsgrenze, die noch heut spürbar ist - oder, was aufs gleiche rauskommt, als Kult gepflegt wird. Und was heißt, Remscheid sei von Solingen getrennt. Wir wollen es doch gar nicht haben !