Solingen ist grün - 5

Leider ist der Winter so lang in Solingen. Sonst hätte man viel mehr vom Blühen und Grünen der Natur. Aber man darf sich nicht beklagen, denn wenigstens meint es der Regen gut mit uns und versorgt uns reichlich. Kein Wunder, wenn selbst die Geschäfte in Solingen die vorherrschende Farbe der Landschaft annehmen.

 

Wer natürlich knickrig und knauserig ist mit dem Grün, das ist das Finanzamt (Solingen-Ost). Ein einziges einsames Krüppelgewächs säumt den Bau zur Schokoladenseite hin. Dass es sich dabei um eine stachelige, pieksende Taxusart handelt, war zu erwarten - was auch sonst (tax = engl. Steuern). Allerdings steht das Gehölz vor einem Meistermann-Fenster. Das Treppenhaus (so hoch kann man amtsintern aufsteigen) wurde vom Künstler Meistermann verglast. Eine Meisterleistung zu Zeiten, da Geld noch keine Rolle spielte, weil es dem Finanzamt - im Gegensatz zu heute - im Großen und Ganzen freiwillig zufloss.

Hiermit rege ich eine Spendenaktion an. Motto: «Schickt das Finanzamt in den Urwald». Oder «Wucher-Grün statt Wucher-Steuern». Deklarieren Sie doch einmal probehalber bei der nächsten Steuererklärung einen zusätzlichen Euro als Grünabgabe mit der Bemerkung: "So kommen Sie auf einen grünen Zweig". Mal gucken, ob die sich grün ärgern. Falls alle mitmachen, sähe das Finanzamt demnächst so aus:

 

Toller Erfolg: Das Finanzamt SG-Ost hat nachgebessert

Noch während der Aufbauphase des Zöppkesmarkts 04 haben sämtliche Bedienstes des FA das Gebäude so weit in Richtung Grün verschoben, dass sie nun auch in den Genuss kühlenden Schattens kommen. Recht so!

 

Ordnungs- und urwaldgemäß verhalten sich dagegen die ev. Stadtkirche und das Hochhaus am Neumarkt: einerseits duckt sich die Gemeinde ins Gebüsch weg und andererseits lässt sich der Betonklotz durch das Sommergrün schmeicheln.

 

Da wollen dann die kath. Stadtkirche und die gleichnamige Clemensgalerie auch nicht zurückstehen und tauchen auch hinter dem innerstädtischen Waldgebiet ab.

 

Das Schöne an der Fotografie ist: sie kann so aufrichtig ehrlich lügen. Obwohl an diesem Bild, nichts, aber auch gar nichts gefälscht und gegenüber der Realität geändert wurde, das Bild die reine Wahrheit zeigt, Originaltreue bis in den letzten Pixel, werden viele sagen, dass kann doch nicht das Häusermeer von Solingen sein. Ich behaupte einfach mal ganz kess: die Solinger nehmen die "Grünheit" ihrer Stadt selbst am allerwenigsten wahr.

Vielleicht liegt es ja daran, dass so lange Winter und die Bäume ohne Laub sind .... öööööööh??

 

Die Klingenhalle als Urwald-Arena. Aber klar doch. Außen wie zuweilen innen; außen der Optik, innen der Akustik nach.

 

 

Kurz bevor die gierige, alles verschlingende Pflanzenwelt die ganze Stadt überwuchert, können wir noch über zahlreiche Tele-Kommunikations-Kanäle Notrufe absetzen.

 

 

Das Schulwesen in Solingen ist äußerst lebensnah. Um Schillers Wilhelm Tell richtig deuten zu können, wurde eigens diese Zufahrt zu einem der größten Schulzentren (Realschule und Gymnasium Vogelsang) geschaffen: "Durch diese hohle Gasse muss er kommen."

Dass die Sackgassen-Schilder verkehrs- und nicht schulpolitisch zu deuten sind, versteht sich von selbst. Auch, dass man "nach oben hin" beschränkt ist.

 

 

Und zuweilen geht der Ruf: Auf die Bäume, ihr Affen, am Sonntag wird gewählt ... !

Solingens Oberdrähtezieher für Sportangelegenheiten, Ernst Lauterjung, animiert mitten im städtischen Gestrüpp der Verordnungen und Beschlüsse zur guten, nämlich seiner Wahl.

Selbst ehemalige Höhscheider Brauereien verschwinden hinter dem Wildwuchs.

 

Wo wird in Solingen geheiratet? Natürlich im Grünen: Haus Kirschheide, jetzt Standesamt, versteckt in einem wunderschönen kleinen Park.

 

Und (Familien-) Bildungsangelegenheiten sind in der Klingenstadt natürlich eine Sache fürs Grünamt und den Förster.

 

 

 

 

 

 

Haupteingang von Haus Kirschheide - hier wird getraut, was in immer mehr Fällen wieder geschieden wird.

 

Der Arbeitgeberverband Solingen duckt sich - keineswegs aus tarifpolitischen Erwägungen - auch gleich unter schützenden Bäumen weg.

 

Wahrscheinlich hat Solingen Deutschlands einzige FDP, die viel mit den Grünen gemeinsam hat: die Farbe ihrer Umgebung. Der FDP könnte man hier mit Fug und Recht raten, doch erst einmal vor ihrer eigenen grünen Haustüre zu kehren.

 

Wobei, ganz natürlich, der Müll, wenn er denn schon nicht grün ist oder von Grünen verursacht wird, in grüne Tonnen gestopft wird, die unter grünen Bäumen stehen.

 

 

Das Stichwort Müll erinnert immer wieder aktuell an den Solinger Hauptbahnhof und deshalb sei schließendlich angemerkt, dass, wer mit dem Zuge kommt und scheidet, dies natürlich immer nur im Grünen tut, so dass, der Farbe wegen, für diese Stadt die Hoffnung getaktet  kommt und geht.

 

 

Wenn die Solingerin, der Solinger sexuell mal so richtig gut drauf sind, dann geh'n sie flott ins Grüne. Warum?

Nun ja, wir taten's früher, um ... räusper, räusper, na, Sie wissen schon.

Heute tut's man, um sich den geeigneten Gummiüberzug zur Aids-, Kinder- und Alimenten-Präventation zu kaufen.

 

 

 

 

 

 

 

Stilvoll zum Grün und dem Solinger Regen passend gibt es die Kondome auch farbig und feucht. Na dann, viel Vergnügen.

 

 

Und damit Sie es auch ja niieee, niiiieeeee vergessen, sei es bis zum Ermüden dokumentiert: So sehen die Wege aus, die direkt und "mittenmang" in die Solinger Innenstadt führen. Grüne Löcher in eine früher eher triste, inzwischen aber durchaus bunte Stadt.

 

Dorper Straße

Wen wunderts, dass selbst die Polizeiautos grün sind, wenn sie vor grünen Schaufenstern parken.