Tristesse

Sicher, man soll nicht per se die Stadt schlecht machen, vor allem ist es leicht zu kritisieren, wenn man nicht bedenkt, welche Gründe und Umstände maßgebend waren für das, was man ins Visier nimmt. Aber all das darf auch nicht daran hindern, sich mit Schaudern zurückzuerinnern, welch grässliche bauliche und strukturelle Langeweile in den 50er Jahren von dieser Stadt ausging. Das einzige, was sie erträglich machte, war die Glückseligkeit, die die Leute alleine schon bei solchen Worten wie "Fortschritt" und "modern" packte. Einst wurde sogar die Innenstadt als Modell für eine wieder aufgelebte hyper-chice Einkaufsstadt beschreiben. Mit dem heutigen Lebensgefühl ist das alles nicht mehr zu verstehen und vielleicht, in 50 Jahren, könnte die Stadt zu einem großartigen Kulturdenkmal werden: für betonierte Spießbürgerlichkeit.

 

Eine echte Siebensternfotokarte im Verlag PaulSprenger, Bergisch Gladbach

Poststempel 9. April 1955

 

 

Am Ufergarten konnte man noch problemlos parken, die Hauptstraße war mit dem Auto befahrbar - man fuhr bis vor die Disco (Ponystall).

 

 

Das Gebäude gegenüber der Hauptpost wurde später durch einen Parkplatz ersetzt. Und ein Auto hatte, wenn überhaupt, sowieso nur Ärzte, Fabrikanten und Leute, die Kredit bekamen.

 

 

Der Verkehr am "Grafen" wurde nicht durch Ampeln, sondern durch einen Polizisten geregelt, was hervorragend klappte. Kannte dieser doch anfangs jeden Autofahrer persönlich, und umgekehrt. Der "dicke Wilhelm", Name passend zum Platz, regelte streng, aber effizient das Mit- und Nebeneinander von Autos und Fussgängern.

 

 

Die Cronenberger Straße, so wie sie im Prinzip an dieser Stelle heute noch aussieht. Gegenüber den Häusern ist heute Expert Schultes, der heutige Blick auf die ev. Stadtkirche wird durch die Clemens-Gallerie verstellt.

 

 

keine Verlagsangabe, Poststempel nicht zu identifizieren; ca. 1955

 

 

Der einst so stolze und mächtige Hauptbahnhof; gläsernes Symbol des Wiederaufbaus. Aber schon damals weit vom Schuss, die Straßenbahn bzw. der Obus war zu dieser Zeit nicht mehr an den Bahnhof angebunden; warum nicht, wissen wohl nur noch die Annalen des Stadtrates.

 

 

Das Dreieck mit dem Sali-Haus (rechts) und dem Bekleidungshaus F. Rob. Boecker; damals ging man hier oder bei Klischan einkaufen, nicht wie heute bei C&A oder H&M.

 

 

Die "Siedlungs Weyersberg" des Spar- und Bauvereins; diese Wiese liegt nur ganz knapp neben dem geographischen Mittelpunkt Solingens. Der freie Blick auf die Clemenskirche zeugt von einer noch nicht vollständig wiederaufgebauten Häuserreihe an der Mummstr. bzw. am Mühlenplatz.